Zwischen Kaiser u Führer-ocr_verr.pdf - Johann-August-Malin ...
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Gleich im März 1933 waren die Bedingungen, nach denen<br />
Arbeitslosenunterstützung ausbezahlt wurde, verschärft worden.<br />
Dadurch bekamen allein in Vorarlberg, wie Anton Linder in dieser<br />
Sitzung sagte, 2.000 Arbeitslose keine Unterstützung mehr (17).<br />
In Vorarlberg hatte die Arbeitslosigkeit im Winter 1932/ 33 mit<br />
rund 10.000 vorgemerkten Arbeitssuchenden den Höhepunkt erreicht.<br />
Selbst im Jahresdurchschnitt waren es 1933 immer noch<br />
rund 7.000. Durch einen leichten Konjunkturaufschwung 1934 <strong>verr</strong>ingerte<br />
sich diese Zahl auf rund 5.000 und blieb bis zum "Anschluß"<br />
konstant. Dem austrofaschistischen System gelang es<br />
weder auf Bundes- noch auf Landesebene, die Arbeitslosigkeit zu<br />
beseitigen. Während die Textilindustrie relativ gut ausgelastet<br />
war, waren vor allem jene Berufe von der Krise stark betroffen,<br />
die mit der Bauwirtschaft in Verbindung standen. Die vor allem<br />
auf Währungsstabilität ausgerichtete, ja deflationäre Politik von<br />
Bundes- und Landesregierung hatte die öffentliche Nachfrage<br />
abgewürgt. Zusätzlich unterbrach die Tausendmarksperre die<br />
Entwicklung der Fremdenverkehrswirtschaft , von der sonst durchaus<br />
Aufträge für die Bauwirtschaft zu erwarten gewesen<br />
wären (18).<br />
Die in Vorarlberg betriebene konsequente deflationäre Politik ging<br />
hauptsächlich auf Kosten der Armen, da zu Lasten des Sozialbudgets.<br />
Die Budgetansätze für Notstandsaushilfen wurden<br />
ständig gekürzt: 1933 waren es 480.000 Schilling, 1936 noch<br />
300.000. Öffentliche Aufträge wurden nicht mehr an private Bauunternehmer<br />
vergeben, sondern nahezu ausschließlich mit Hilfe des<br />
Freiwilligen Arbeitsdienstes ausgeführt, der ja den Arbeitern fast<br />
nichts bezahlte - das bedeutete eine Verringerung der privaten<br />
Nachfrage. 1934 waren in Vorarlberg fast 1.500 Arbeiter beim<br />
FAD (19).<br />
Wenige Tage nach dem Verbot der Sozialdemokratie faßte die Präsidialkonferenz<br />
des Hauptverbandes der Industrie eine Entschließung,<br />
in der sie ihre Absichten deklarierte: "Für die Herstellung<br />
eines wahren Arbeitsfriedens zu wirken, erklärt die Industrie als<br />
ihre hohe Aufgabe. Nun ist Raum für segensreiche Arbeit am<br />
gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wiederaufbau des Vaterlandes."<br />
Das "Volksblatt" , das diese Entschließung am 23.<br />
Februar 1934 publizierte, setzte direkt daneben eine Spalte, die<br />
mit "Für unsere Arbeiter" überschrieben und wohl zu deren Beruhigung<br />
gedacht war. Der Katholizismus werde sie schützen,<br />
denn "die SOZIale Gerechtigkeit und christliche Nächstenliebe bilden<br />
das beste Bollwerk gegen den Klassenkampf".<br />
Drei Institutionen sollten gegen den von den Industriellen ange-<br />
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