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Bauarbeiterstreiks<br />

Die großen Baustellen zur Errichtung des Spullerseewerks der<br />

Bundesbahnen und der Kraftwerksanlage Vermunt der Vorarlberger<br />

Illwerke samt der damit verbundenen Illregulierung waren eigene<br />

abgelegene Welten im Gebirge. <strong>Zwischen</strong> 1920 und 1930 arbeiteten<br />

dort zwischen Frühling und Herbst meist weit über 1. 000 Männer<br />

unter äußerst harten Bedingungen. Viele von ihnen waren<br />

Zuwanderer aus anderen Bundesländern, doch kamen zum Beispiel<br />

beim Bau des Spullerseewerks 1921 nach einer Schätzung des Gendarmeriepostens<br />

Wald/ Dalaas immerhin über 700 der 940 Arbeiter<br />

direkt aus Vorarlberg (112).<br />

Ob Zuwanderer oder Einheimische: Es waren junge Männer, die<br />

durch ihre Lebenssituation in den Bauarbeiterlagern aus ihren<br />

traditionellen Sozialbeziehungen gründlich herausgelöst waren. Sie<br />

wohnten dicht auf dicht in Baracken, aßen gemeinsam und<br />

verbrachten die Freizeit zusammen. Das und die gemeinsame Erfahrung<br />

von Schwerarbeit stifteten ein naturwüchsiges Gefühl von<br />

Zusammengehörigkeit, aus welchem sich leicht so etwas wie Klassenbewußtsein<br />

entwickelte, das in Arbeitskämpfen aktualisiert<br />

werden konnte.<br />

An diesen besonderen Bedingungen wurde eine ganze Generation<br />

engagierter Arbeiterbetriebsräte geschult, von denen viele später<br />

wichtige Funktionen im sozialdemokratischen Partei- und Gewerkschaftsapparat<br />

einnahmen. So waren 1924/ 25 beim Bau des Spullerseewerks<br />

Betriebsräte: Anton Pichler, ab 1927 Sekretär der<br />

Bauarbeitergewerkschaft; Karl Würbel aus Schruns, . später auch<br />

Betriebsrat beim Illwerke-Bau und nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

sozialistischer Landtagsabgeordneter ; Josef Schoder aus Feldkirch,<br />

nach dem Krieg Landtagsabgeordneter und Landesrat (113).<br />

Die Bauarbeiter dieser Groß baustellen traten bis zuletzt, das<br />

heißt bis zur Beendigung der Arbeiten im Jahre 1930, in Arbeitskämpfe<br />

ein.<br />

Beim Spullerseewerksbau im Klostertal wurde 1920, 1921, 1922 gestreikt;<br />

1923 streikten nur die Metallarbeiter, 1926 wurden die<br />

Bauarbeiten abgeschlossen. Die Arbeiter bei den Kraftwerksbauten<br />

der Illwerke im Montafon streikten 1927 und 1929 (114). Die<br />

Gründe waren - mit Ausnahme von 1920 - Lohnforderungen und<br />

konkrete Probleme am Arbeitsplatz. 1920 ging es darum, einen<br />

Maurer von der Baustelle loszuwerden, der sich in einem Artikel<br />

über das Verhalten der sozialdemokratischen Bauarbeiter im<br />

christlichen "Vorarlberger Arbeiterblatt" abfällig geäußert hatte.<br />

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