Zwischen Kaiser u Führer-ocr_verr.pdf - Johann-August-Malin ...
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Sotrovic wurde mittels Rettungsauto in das Stadtspital gebracht<br />
und ist dort um 18.30 Uhr gestorben.<br />
Die Ursache war folgende: Am 15. 1. 1932 nachm. wurde in der<br />
Fabrik Elektra wegen Arbeitsmangel 3 Arbeitern gekündigt,<br />
wobei auf die Jüngsten und Ledigen gegriffen wurde, worunter<br />
es auch Sotrovic traf, was ihm vom Werkmeister Alois Sporeni<br />
mitgeteilt wurde, weshalb Sotrovic in maßlose Erregung geriet."<br />
Rudolf Frühstück war erst seit kurzem in Bregenz; er hatte den<br />
Auftrag, den Betrieb zu reorganisieren und Rationalisierungsmaßnahmen<br />
durchzuführen wohl nicht zur Freude der Arbeiter.<br />
Wenige Tage nach dem schrecklichen Ereignis wurde ein Arbeiter<br />
der Firma Elektra angezeigt, weil er über den Hauptaktionär<br />
Dr. Schindler und den technischen Leiter Dr. Skutta gesagt hatte:<br />
"Es hätte halt sollen ein 2ter Sotrovic hier sein, der den<br />
Revolver gezogen und die zwei niedetgeknallt hätte" (20).<br />
In diesen Jahren entdeckten Sozialwissenschafter und Politiker,<br />
daß Arbeitslosigkeit nicht nur ein vermindertes Familieneinkommen<br />
bedeutete, sondern Auswirkungen auf das gesamte Lebensgefühl<br />
der Betroffenen hatte. Die Industrielle Bezirkskommission Bregenz<br />
und deren Leiter, der sozialdemokratische Landesrat Fritz Preiß,<br />
listen im Vorspann zu einem Antrag auf Schaffung von Arbeitsplätzen<br />
in einem Großprojekt zur Trockenlegung des riedigen<br />
Rheintales zuerst die Kosten auf, die der Volkswirtschaft durch<br />
die Arbeitslosigkeit und die Versorgung der Arbeitslosen ent1?tünden.<br />
Dann gehen sie auf die psychologischen Gesichtspunkte<br />
ein (21):<br />
"Gibt die finanzielle Entwicklung der Arbeitslosenfürsorge schon<br />
ein erschütterndes Bild der schweren Wirtschaftskrise, und<br />
ihrer Folgeerscheinungen, so sind doch noch viel ernster zu<br />
beurteilen, die moralischen Wirkungen dieser Massenarbeitslosigkeit.<br />
Hunderte und Tausende von jungen Leuten zwischen<br />
dem 16. und 25. Jahre und darüber hinaus stehen, gleich viel<br />
ob mit ,oder ohne Unterstützung, seit Jahren ohne Arbeit. Es<br />
gibt gegenwärtig schon sehr viele junge Menschen, in den<br />
zwanziger Jahren, die überhaupt noch nicht gearbeitet haben.<br />
Jahr für Jahr werden aus den Schulen junge Leute entlassen,<br />
die Arbeit suchen, die meisten vergeblich. Die meisten dieser<br />
Arbeitslosen leben kümmerlich, aber sie leben ohne Arbeitsleistung,<br />
werden körperlich und geistig der Arbeit entwöhnt,<br />
jeder geordneten Tätigkeit entfremdet. Sie müssen und werden,<br />
wenn nicht bald für ausgiebige Arbeitsgelegenheit gesorgt wird,<br />
dem Laster verfallen. Für die verantwortlichen Männer des<br />
öffentlichen Lebens, der Politik und der Wirtschaft ergibt sich<br />
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