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zwar "nur" zwei Prozent unter den Forderungen, aber es ging in<br />

diesem Sommer um mehr, nämlich um die prinzipielle Streikberei tschaft<br />

der Textilarbeiterschaft.<br />

Die Industriellen begriffen, welchen Erfolg sie erzielt hatten. Der<br />

Einfluß der Gewerkschaften war gebrochen, auch wenn sich der<br />

Mitgliederstand der Freien Textilarbeitergewerkschaft noch 1927<br />

und 1928 kurzfristig auf ungefähr 1.200 erhöhte .. bevor sie<br />

endgültig bedeutungslos wurde. 300 Arbeiterinnen der Textilwerke<br />

Ganahl in Feldkirch erfuhren im Februar 1926, wie stark die<br />

Position der Industrie nun in Arbeitskämpfen war. Als sie die<br />

Zustimmung zu einer zwölfprozentigen Kürzung der Akkordlöhne<br />

verweigerten, wurden sie einfach entlassen. Die Gewerkschaften<br />

riefen keinen Generalstreik aus, auch keinen Textilarbei terstreik,<br />

sondern sie setzten sich mit den Industriellen an einen Tisch und<br />

verhandelten (81).<br />

Die Gewerkschaften fanden in der Textilindustrie keine dauerhafte<br />

Basis. Damit wurde ein großer Teil der Vorarlberger Arbeiterschaft<br />

aus dem Kampf um mehr Verteilungsgerechtigkeit und sozialen<br />

Aufstieg ausgeschaltet. Das wog umso schwerer, als in<br />

dieser Branche die einzigen Großbetriebe bestanden - vor allem<br />

F .M. Hämmerle in Dornbirn mit ungefähr 1. 700 Beschäftigten im<br />

Jahre 1930. Und die Massierung von Arbeitern in Großbetrieben<br />

sowie damit verbundene soziale Erfahrungen bildeten allgemein<br />

günstige Voraussetzungen für die Ausbildung starker Arbeiterorganisationen,<br />

während die weite Verbreitung von Klein- und<br />

Kleinstbetrieben, wie sie für Vorarlberg kennzeichnend war, sich<br />

eher erschwerend auswirkte (82).<br />

Bei der Bauarbeitergewerkschaft läßt sich ein Teil der Verluste<br />

recht einfach erklären. Der Mitgliederstand sank von 874 im Jahre<br />

1929 auf 106 drei Jahre später. Wie noch gezeigt werden wird,<br />

waren die auf den Groß baustellen der Vorarlberger Illwerke<br />

beschäftigten Arbeiter in einem hohen Grade freigewerkschaftlich<br />

organisiert und führten zahlreiche Arbeitskämpfe mit Erfolg. 1931<br />

allerdings wurde der Ausbau der Wasserkraft vorläufig abgeschlossen<br />

- und erst nach dem "Anschluß" wieder aufgenommen.<br />

Waren im Sommer 1928 auf den Großbaustellen noch 1. 700 Arbeiter<br />

beschäftigt, so waren es im Sommer 1930 nur noch 1.000 und 1931<br />

gar nurmehr 170 (83) - entsprechend schrumpften die Mitgliederzahlen<br />

der Bauarbeitergewerkschaft.<br />

Relativ am stabilsten blieb die Eisenbahnergewerkschaft : In den<br />

Jahren 1923 bis 1929 hatte sie meist etwas über 1.700 Mitglieder,<br />

dann allerdings bröckelte auch hier der Mitgliederstand ab, 1932<br />

waren es nur noch 1.142. Diese Verluste dürften vor allem mit der<br />

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