Zwischen Kaiser u Führer-ocr_verr.pdf - Johann-August-Malin ...
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Bezirk Bregenz wurde bei 26 Sozialdemokraten auch die Post überwacht<br />
(75).<br />
Am 12. Februar wurde die sozialdemokratische Parteileitung vom<br />
Beginn des bewaffneten Widerstandes in Innerösterreich völlig<br />
überrascht. Erste Nachrichten trafen gegen Mittag im Parteisekretariat<br />
in Dornbirn ein. Darauf ersuchte Anton Linder sofort in<br />
einem durch Meldefahrer und per Post-Express verteilten Schreiben<br />
die Funktionäre, beruhigend auf die Mitglieder einzuwirken und<br />
Verbindung mit dem Sekretariat in Dornbirn aufzunehmen (76). Die<br />
Vorarlberger Sozialdemokraten verhielten sich dann auch ruhig,<br />
was durchaus ihren Möglichkeiten entsprach. Vorarlberg war das<br />
einzige Bundesland, in dem es den Behörden nicht notwendig<br />
erschien, das Standrecht auszurufen.<br />
Die Behörden selbst waren umso aktiver. In sehr kurzer Zeit wurden<br />
26 bis 28 führende Funktionäre aus dem ganzen Land<br />
verhaftet, da von allein 13 im Bezirk Bregenz. Sie wurden alle<br />
nach wenigen Tagen Haft am 17. Februar wieder freigelassen,<br />
ohne daß Verfahren eingeleitet worden wären. In zahlreichen<br />
Hausdurchsuchungen beschlagnahmte die Gendarmerie vor allem<br />
Flugschriften, Zeitungen usw. (77).<br />
Die "Vorarlberger Wacht" erschien am 13. Februar 1934 zum letzten<br />
Mal in ihrer Geschichte als sozialdemokratisches Organ, wobei<br />
bezweifelt werden muß, ob diese Nummer noch ausgeliefert wurde.<br />
Die nächste, nun stände staatlich gleichgeschaltete "Wacht" kam am<br />
20. Februar heraus. Sie enthielt einen Aufruf Anton Linders, in<br />
dem er sich erneut für Ruhe und Ordnung einsetzte und den<br />
Nationalsozialismus als den Hauptfeind der Arbeiterschaft in den<br />
Vordergrund stellte. Die "Wacht" vom 24. Februar publizierte eine<br />
von Anton Linder und Wilhelm Sieß unterzeichnete "Loyalitätserklärung"<br />
gegenüber dem neuen System. Diese Erklärung war den<br />
beiden abgepreßt worden, indem man ' sie glauben ließ, sie<br />
könnten damit sowohl den Verhafteten helfen als auch das<br />
Fortbestehen einer unabhängigen sozialdemokratischen Presse<br />
sichern. Während Linder mit seiner Erklärung bei den Behörden<br />
nichts erreichte, belastete er sein Verhältnis zu jüngeren und<br />
aktiven oppositionellen Sozialdemokra ten, den Revolutionären<br />
Sozialisten, schwer (78).<br />
Ab dem 12. Februar 1934 war die Vorarlberger Sozialdemokratie in<br />
die Illegalität gezwungen. Die Landtags- und Gemeindevertretungsmandate<br />
verfielen, die Vereine wurden aufgelöst, ihr Vermögen<br />
- vor allem die Arbeiterheime - konfisziert, die Freien<br />
Gewerkschaften wurden untersagt. Die bereits gleichgeschaltete<br />
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