Zwischen Kaiser u Führer-ocr_verr.pdf - Johann-August-Malin ...
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men sich in gegenseitigen Haß verwandeln würde. ... Daß die<br />
Ostj uden eine Gefahr für unsere Kultusgemeinde sind, haben die<br />
Herren von der Abordnung ebenfalls anerkannt und sie wollen<br />
die Praktiken dieser Art in keiner Weise decken. ... Der<br />
Landeshauptmann"<br />
Mit den "Herren von der Abordnung" war eine Abordnung der<br />
Israelitischen Kultusgemeinde Hohenems gemeint, die am 2. März<br />
1925 beim Landeshauptmann vorgesprochen und gegen einen Vortrag<br />
protestiert hatte, den der Gewerbebund Götzis organisierte<br />
und der mit "Die zersetzende Macht des Judentums" betitelt war.<br />
Die Vorstehung der Kultusgemeinde sah in dem Vortrag eine "Aufreizung<br />
zum Rassenhaß und im Gefolge eine erhebliche Schädigung'<br />
ihrer Lebensinteressen , deren Folgen gar nicht abzusehen sind",<br />
und bat daher die "Landesregierung,<br />
"sie möge die Abhaltung dieser Versammlung, bezw. den vorerw<br />
ähnten Vortrag untersagen und gleichzeitig Vorsorge treffen,<br />
dass auch künftighin Versammlungen im Lande, welche die<br />
Verbreitung des Hasses gegen unsere Glaubensgenossen zum<br />
Zwecke haben und den konfessionellen Frieden gefährden, unterbleiben.<br />
Die Juden im Lande haben sich niemals als<br />
zersetzende, sondern immer als regierungstreue und staatserhaltende<br />
Elemente, - es sei hier nur das bekannte Werk von<br />
Dr. phil. A. Tänzer 'Die Juden von Tirol und Vorarlberg' in<br />
Erinnerung gebracht -, bewiesen. Wir glauben daher vollen Anspruch<br />
auf Schutz von Seite der hohen Landesregierung zu haben.<br />
Indem wir um geneigte Erfüllung unserer Bitte ersuchen,<br />
hochachtungsvollst für die israelitische Kultusgemeinde : Der<br />
Cultusvorsteher Siegfried Landauer"<br />
Der Landeshauptmann verbot den Vortrag nicht, forderte aber den<br />
Vorarlberger Gewerbebund auf, dafür zu sorgen, "daß alles<br />
vermieden wird, was einer Taktlosigkeit gegen jenen Teil der einheimischen<br />
Judenschaft gleichkäme, der zu Beschwerden keinen<br />
Anlaß bietet" (79).<br />
In dem zitierten Schreiben des Landeshauptmanns klingt eine<br />
Differenzierung durch. Es wurde geschieden in gute und böse<br />
Juden, in solche, die zu Beschwerden Anlaß bieten, und andere,<br />
in ansässige Juden und Ost juden. Noch deutlicher wird das im<br />
Antwortschreiben des Vorarlberger Gewerbebundes an die Landesregierung<br />
vom 4. März 1925. Der Vortrag verfolge keineswegs das<br />
Ziel,<br />
"irgendwie aufreizend zu wirken, oder das auch von uns<br />
anerkann te friedliche Verhältnis, das zwischen den Vorarlbergern<br />
und den hier ansässigen Juden besteht, irgendwie zu be-<br />
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