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hieraus die ernste Aufgabe, diese junge Generation vor dem<br />

Hinabgleiten in das Verbrecherturn zu bewahren. Das ist nur<br />

möglich, wenn man diese Menschen, die ausgeschlossen sind aus<br />

dem Wirtschaftsprozess und damit eigentlich aus der menschlichen<br />

Gesellschaft, wieder zur Arbeit zurückführt."<br />

Der Arbeiter empfand sich als Teil der Arbeitsgesellschaft , die<br />

Sozialdemokratie verstand sich als die Partei der Arbeitsgesellschaft.<br />

Für den Arbeiter war keine Lebensform akzeptabel, die<br />

sich außerhalb dieser Arbeitsgesellschaft ansiedelte; außerhalb<br />

standen die Schmarotzer und die Verbrecher. Ein Arbeitsloser befand<br />

sich außerhalb der menschlichen Gesellschaft, weil er sich<br />

außerhalb des Wirtschaftsprozesses befand, schrieb Fri tz Preiß.<br />

Zu dieser Zeit war die Anpassung an die Erfordernisse der<br />

Industrieproduktion bereits so weit verinnerlicht, daß der Arbeiter<br />

den Ausschluß aus dem Wirtschaftsprozeß als Ausschluß aus<br />

der menschlichen Gesellschaft empfinden konnte (22).<br />

Die Sozial wissenschafter Marie Jahoda, Paul Lazarsfeld und Hans<br />

Zeisel lieferten mit ihrer 1933 erschienenen Studie "Die Arbeitslosen<br />

von Marienthal" einen überaus wichtigen Beitrag zum Verständnis<br />

des vielschichtigen Problems der Arbeitslosigkeit. Allerdings<br />

analysierten sie eine Ausnahmesituation, da in Marienthal<br />

praktisch die ganze Bevölkerung arbeitslos war und damit ein<br />

wesentlicher Bestandteil der Gefühlslage von Arbeitslosen ein wenig<br />

zu kurz kam, nämlich das Gefühl des Ausgeschlossenseins aus<br />

der Arbeitsgesellschaft (23).<br />

In der Ersten Republik setzte in Vorarlberg die Arbeitslosigkeit<br />

in den Wintern 1925/26 und 1926/27 ein. Diese Winterspitzen - die<br />

Graphik macht das augenfällig - ändern sich ab da nicht mehr<br />

wesentlich, wohl aber die Sommerarbeitslosigkeit. Während die<br />

Winterspitzen vor allem durch arbeitslose Bauarbeiter verursacht<br />

waren, wurde die Sockelarbeitslosigkeit durch den Konjunktureinbruch<br />

und die Umstrukturierung der Wirtschaft bewirkt und<br />

betraf Arbeitende unterschiedlichen Qualifikationsniveaus und<br />

verschiedener Branchen.<br />

Die Beschäftigungskrise erreichte in Vorarlberg im Winter 1932/ 33<br />

ihren Höhepunkt, als 17.000 Menschen von ihr betroffen waren:<br />

10.500 waren als Arbeitssuchende vorgemerkt, 8.500 von ihnen<br />

bezogen Arbeitslosengeld. Kein Arbeitslosengeld bezogen diejenigen,<br />

die noch keine oder zuwenig Arbeitslosenversicherung<br />

einbezahlt hatten, also Jugendliche, die noch nie gearbeitet hatten,<br />

oder Selbständige, die in der Krise ihre Firma zusperren<br />

mußten. Dazu sind noch jene zu zählen, die sich nicht mehr beim<br />

Arbeitsamt meldeten und daher in keiner Statistik auftauchen -<br />

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