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offizielle Einrichtung einer Nothilfe sowie die Einrichtung einer<br />

Schlichtungs stelle für Lohnstreitigkeiten (43).<br />

Sofort nach dem Juli 1927 hatten die Behörden im Lande selbst die<br />

Zügel straffer angezogen. Für den 13. und 14. <strong>August</strong> 1927 war<br />

in Bregenz ein großes Treffen der Sozialistischen Bodenseeinternationale<br />

- einer lockeren Vereinigung der sozialistischen<br />

Parteien der Bodenseeanrainerstaaten - geplant. Damit verbunden<br />

sollten ein Jugendtreffen sowie Besuche von Abordnungen des<br />

"Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold", des deutschen Gegenstücks · des<br />

Republikanischen Schutzbundes , stattfinden. Schon am 10. Juli<br />

waren ungefähr 300 Reichsbannerleute aus Ulm, Ravensburg und<br />

Konstanz in Bregenz gewesen; von den Behörden waren sie<br />

angewiesen worden, den kürzesten Weg zwischen Schiffshafen und<br />

dem Blumeneggsaal in Vorkloster zu wählen - durch die Stadt zu<br />

marschieren war verboten (44). Doch im <strong>August</strong> wurden der<br />

Sozialdemokratie nicht Auflagen gemacht, sondern sämtliche<br />

Veranstaltungen rundweg verboten. Die Bodenseeinternationale<br />

mußte nach dem schweizerischen Arbon ausweichen.<br />

Das Verbot wurde auf Weisung der Landesregierung von der<br />

Bezirkshauptmannschaft Bregenz erlassen. Ein sofortiger Einspruch<br />

der Sozialdemokraten bei der Bundesregierung wurde auf schriftliches<br />

Ersuchen der Landesregierung zurückgewiesen. Formal<br />

begründete die Landesregierung ihr Vorgehen mit der Gefährdung<br />

der öffentlichen Sicherheit, da die Bevölkerung durch die Wiener<br />

Juli-Ereignisse aufgebracht sei und überdies der Heimatdienst, der<br />

Vorarlberger Handels- und Gewerbebund sowie der Landeshauptverband<br />

der Gewerbegenossenschaften sich gegen die Veranstaltung<br />

ausgesprochen hätten (45).<br />

Eine Geschichte aus dem Jahre 1931 zeigt deutlich, wie stark<br />

behördliche Pression und Selbstherrlichkeit das politische Leben -<br />

gerade auch in kleinen Gemeinden berei ts prägten. Am<br />

18. November 1931 verteilten zwei Sozialdemokraten in den beiden<br />

Berggemeinden Bürserberg und Brand zwei Druckschriften. Die eine<br />

hieß "Abrechnung mit Rothschild und Starhemberg, Rede des<br />

Abgeordneten Danneberg", die andere "Der Weg zur Rettung der<br />

Bauern". Das wurde ' dem zuständigen Gendarmerieposteh angezeigt,<br />

der sofort amtshandelte. Gendarmen suchten praktisch alle in<br />

Frage kommenden Häuser in beiden Gemeinden auf, beschlagnahmten<br />

die Flugschriften und verhörten zahlreiche Einwohner,<br />

bevor sie die beiden Verteiler zur Verhaftung ausschrieben. Die<br />

sozialdemokratischen Landtagsabgeordneten protestierten in der<br />

nächsten Sitzung heftig und forderten die Untersuchung des<br />

Vorfalls. Kurze Zeit später präsentierte der Landeshauptmann<br />

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