Zwischen Kaiser u Führer-ocr_verr.pdf - Johann-August-Malin ...
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Der Landeshauptmann sagte es hier und an manch anderer Stelle<br />
ganz deutlich: Die Heimwehren standen vor allem gegen die<br />
Sozialdemokratie. Sie und auch der Notbann wurden einerseits von<br />
der Landesregierung unterstützt, andererseits von Industrie und<br />
Gewerbe. Beide konnten sich von der Niederwerfung der Sozialdemokratie<br />
und der Freien Gewerkschaften etwas erhoffen: die<br />
Landesregierung die vollkommene Kontrolle über die politische und<br />
gesellschaftliche Entwicklung, die Industrie die Rücknahme des<br />
störenden Sozialrechtswerkes und das Ende von Lohnstrei tigkei ten.<br />
Die Vorarlberger Sozialdemokraten hatten gegen die Heimwehren in<br />
der Öffentlichkeit und in den demokratischen Institutionen<br />
protestiert. 1919 hatte Anton Linder von der Staatsregierung sogar<br />
einen Bescheid zur Auflösung der Volksmilizen erwirkt, um den<br />
sich aber weder Landesregierung noch Heimwehren kümmerten. Die<br />
Sozialdemokraten bauten zwar auch in Vorarlberg eine eigene<br />
Wehrorganisation - den Republikanischen Schutzbund - auf,<br />
verzichteten aber auf jede Konfrontation, denn sie wußten sich<br />
unterlegen. Sozialdemokraten wurden in ihrer eigenen Zeitung, der<br />
"Wacht", etwa am 30. Juli 1927 oder am 7. September 1929,<br />
aufgefordert, dem Heimatdienst und seinen Aktivitäten aus dem<br />
Wege zu gehen und sich nicht provozieren zu lassen.<br />
Durch die enge Bindung an den Landeshauptmann und die dominierende<br />
Christlichsoziale Volkspartei war gewährleistet, daß der<br />
Heimatdienst in Vorarlberg im Gegensatz zu anderen Bundesländern<br />
nicht offen Politik machte und auch nie bei Wahlen kandidierte.<br />
Als der Landesführer der Vorarlberger Heimwehren , der Landesbeamte<br />
Dr. Wilhelm Mohr, am 18. Mai 1930 den sogenannten<br />
"Korneuburger Eid" gleich wie alle anderen österreichischen<br />
Heimwehrführer leistete, wurde er von Ender hart kritisiert.<br />
Ender lehnte diesen Eid ab, weil darin ein eigener politischer<br />
Anspruch der Heimwehren auf die Umgestaltung des Staates formuliert<br />
wurde. Selbständige politische Ambitionen der Heimwehren<br />
aber lehnte Ender immer ab. Er wollte sich seinen politischen<br />
Handlungsspielraum nicht durch eine eigendynamische Wehrformation<br />
einengen lassen, die in Innerösterreich durchaus zum freilaufenden<br />
Putschismus neigte - wie sich im September 1931 beim<br />
sogenannten pfrimer-Putsch zeigen sollte. Für Ender war die<br />
Heimwehr ein Werkzeug zur Absicherung politischen Einflusses.<br />
Seine Bemühungen um eine politische Kontrolle dieses bewaffneten<br />
Arms der Christlichsozialen nahmen eine Politik vorweg, die<br />
Schuschnigg erst im Jahre 1936 durchzusetzen vermochte, als er<br />
die zentrale Heimwehrführung ihres politischen Einflusses entkleidete.<br />
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