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VOM RÜCKTRITT ENDERS IM JUNI 1931 ZUR ETABLIERUNG<br />

DES AUSTROFASCHISTISCHEN SYSTEMS 1934:<br />

AUTOR'ITÄRER STAAT VERSUS AUSTROFASCHISMUS<br />

Ender blieb seinem Staatskonzept treu, als er am 4. Dezember<br />

1930 Bundeskanzler wurde. Doch war seine Amtszeit mit genügend<br />

anderen Problemen ausgefüllt - etwa die gescheiterten Pläne einer<br />

deutsch-österreichischen Zollunion oder der Zusammenbruch der<br />

Credi tanstalt. Als das Kabinett Ender am 16. Juni 1931 demissionierte<br />

und Ender neuerlich vom Bundespräsidenten mit der<br />

Regierungsbildung beauftragt wurde, stellte er jedoch Bedingungen.<br />

Er wollte wie der deutsche Kanzler Brüning durch ein<br />

Verfassungsgesetz besondere Vollmachten übertragen bekommen, die<br />

es ihm ermöglichen sollten, ohne Parlament im Verordnungswege<br />

die ihm notwendig scheinenden Maßnahmen zu treffen. Die<br />

Regierung Brüning war nun kaum mehr eine demokratische<br />

Regierung, sondern stand autoritär über den Parteien und dem<br />

Parlament (49). Ender bekam seine Vollmachten nicht, er scheiterte<br />

und zog daraus Konsequenzen. Die in Vorarlberg erfolgreich<br />

praktizierte autoritäre Politik ließ sich nicht auf die Bundespolitik<br />

übertragen. Dazu waren die gesellschaftlichen und politischen<br />

Machtverhältnisse zu verschieden von denen in Vorarlberg.<br />

Während der politische Katholizismus im Lande fest etabliert war,<br />

konnte Ender als Bundeskanzler nur einer Koalitionsregierung<br />

heterogener bürgerlicher Kräfte vorstehen. Diese Erfahrungen<br />

führten ihn zu einer endgültigen Absage an den Parlamentarismus:<br />

"Man legt jeder Regierung im Parlament alle nur möglichen<br />

Prügel in den Weg. ... Ich hatte zu jener Zeit vom Parlamente<br />

eine bessere Meinung als mein Kollege Winkler (Mitglied der<br />

Regierung Ender; Anm. d. Verf.) ; er hat aber recht bekommen"<br />

(50).<br />

Aus der Sicht maßgeblicher Vorarlberger Christlichsozialer war die<br />

Umsetzung autoritärer Politik in den bestehenden Institutionen der<br />

bürgerlichen Demokratie gescheitert. Dieser Eindruck wurde verstärkt,<br />

als Hi tlet' im Jänner 1933 zum deutschen Reichskanzler<br />

berufen wurde und Österreich nun von einem sich zunehmend<br />

faschisierenden Deutschland und den faschistischen Staaten Ungarn<br />

und Italien umgeben war (51). Als die Regierung Dollfuß am<br />

4. März 1933 das Parlament ausschaltete, war das der Schritt vom<br />

Modell des autoritären Staates zu seiner Verwirklichung.<br />

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