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Vorarlberger Angestellte, Männer und Frauen, kamen auf ein<br />
durchschni ttliches Jahreseinkommen von 3.600 Schilling, damit auf<br />
nur wenig mehr als das österreichweite Existenzminimum. Damit<br />
konnte aber immerhin nach den Berechnungen des "Volksblatts"<br />
eine dreiköpfige und nach Barnabas Fink sogar eine vierköpfige<br />
Familie erhalten werden.<br />
Während der durchschnittliche Vorarlberger Angestellte mit seinem<br />
Einkommen noch eine Kleinfamilie erhalten konnte, waren die<br />
Lebensverhältnisse von Arbeitern bedeutend drückender. Wie erwähnt,<br />
lag der Durchschnittslohn von Arbeiterinnen und Arbeitern<br />
mit wöchentlicher Lohnauszahlung bei knapp 54 Schilling, bei<br />
zweiwöchentlicher Lohnauszahlung bei knapp 39 Schilling. Damit<br />
konnte, wenn alles gut ging und das ganze Jahr gearbeitet<br />
wurde, ein Jahreseinkommen zwischen 1.900 und 2.700 Schilling<br />
erzielt werden - gerade ausreichend für zwei bis drei Personen,<br />
kaum jedoch für eine ganze Familie. Die Frauen waren daher<br />
schon allein zur Sicherung der Existenz der Familie gezwungen,<br />
Geld zu verdienen. Eine durchschnittliche Textilarbeiterfamilie<br />
konnte, wenn Mann und Frau ganzjährig arbeiteten, auf ein<br />
Jahreseinkommen von ungefähr 3.700 Schilling kommen. Das war<br />
etwa gleich viel, wie ein durchschnittlicher Angestellter verdiente,<br />
und wurde für eine Arbeiterfamilie wohl als ausreichend empfunden.<br />
Eine Arbeiterfamilie benötigte also normalerweise dringend den<br />
Verdienst von Mann und Frau. Es muß aber bedacht werden, daß<br />
diese Familie lediglich einen statistischen Durchschnittswert<br />
repräsentiert. Die Wirklichkeit war für eine Hälfte der Vorarlberger<br />
Arbeiterfamilien , nämlich für die mit niedrigeren als den<br />
durchschni ttlichen Einkommen, um vieles trister. Die Hälfte der<br />
Vorarlberger Arbeiter verdiente weniger als 6 Schilling pro Tag<br />
und damit weniger als 1. 800 Schilling im Jahr, mehr als ein<br />
Drittel der Frauen sogar weniger als 3 Schilling, also weniger<br />
als 900 im Jahr. Ein sehr großer Teil der Arbeiterfamilien , wohl<br />
über ein Drittel, verdiente - wenn Mann und Frau das ganze Jahr<br />
Arbeit hatten - weniger als 2.700 Schilling im Jahr. Wenn man<br />
bedenkt, daß Barnabas Fink den jährlichen Nahrungsmittelaufwand<br />
pro Kopf mit 525 Schilling angab, dann steht fest, daß<br />
fünfköpfige Arbeiterfamilien mit 2.700 Schilling im Jahr angesichts<br />
der Ausgaben für Wohnung und Kleidung gerade nicht hungerten.<br />
Solche Familien konnten sich nur noch bei den Nahrungsmitteln<br />
einschränken, als im Zuge der Wirtschaftskrise die Unternehmen<br />
massenhaft Arbeiter auf die Straße setzten und zudem die Löhne<br />
kürzten. Während die Ausgaben für Lebensmittel pro Konsum-<br />
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