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Einklang mit der langen katholischen Tradition als auch mit den<br />

politisch Mächtigen (98).<br />

Eine ganz besondere Machtdemonstration von katholischer Kirche<br />

und Christlichsozialer Partei waren die Fronleichnamsprozessionen ,<br />

und hier vor allem die Bregenzer . Alljährlich wurde da im<br />

Frühsommer die Stärke der katholischen Kirche und ihrer Organisationen<br />

gezeigt, und alljährlich bekannten sich hier die Spitzen<br />

der Behörden und in ihrem Gefolge auch die übrigen Beamten zum<br />

Katholizismus. Wie eng Politik und Kirche verbunden waren, zeigt<br />

die Organisationspraxis. Das Dekanats- und Stadtpfarramt Bregenz<br />

schrieb die Landesregierung an und lud zur Beteiligung an der<br />

Prozession ein. Meist schrieb darauf der Landeshauptmann<br />

persönlich an die Landes- und Bundesbehörden in Bregenz und<br />

erhob mittels umlaufender Eintragungsliste, welche leitenden<br />

Beamten mitzugehen beabsichtigten, damit noch eine interne<br />

Rangordnung festgelegt werden konnte. Von zehn Abteilungsvorständen<br />

im Amt der Landesregierung nahmen 1922 nur drei nicht<br />

teil; einer der drei entschuldigte sich mit folgendem Brief beim<br />

Landeshauptmann für sein Fernbleiben (99):<br />

"Euer Hochwohlgeboren,<br />

hochverehrtester Herr Landeshauptmann !<br />

Soeben hat mich die Nachricht von dem Ableben meines Vaters<br />

ereilt. Da ich nun nach Wien <strong>verr</strong>eisen muss, so bitte ich,<br />

mein Fernbleiben von der diesjährigen Fronleichnamsprozession<br />

gütigst entschuldigen zu wollen.<br />

In steter Verehrung und Ergebenheit<br />

zeichne ich .<br />

EUER HOCHWOHLGEBOREN<br />

Unterschrift"<br />

Aus diesem Brief wird ein Klima spürbar, das eine Teilnahme an<br />

der Prozession zumindest als ratsam erscheinen ließ. Es macht<br />

eine Meldung der "Vorarlberger Wacht" vom 8. <strong>August</strong> 1923 glaubhaft,<br />

wo man liest, daß Bundesbedienstete zur Teilnahme<br />

verpflichtet worden seien. Auch ist eine Meldung der "Wacht" vom<br />

17. Juni 1925 durchaus ernst zu nehmen, die Ehrenkompanie des<br />

Bundesheeres habe nicht aus Freiwilligen des Alpenjägerbataillons<br />

4 gebildet werden können, und erst unter Androhung von<br />

Repressalien sei es gelungen, 64 "Freiwill ige" zu rekrutieren. Daß<br />

die Musikkapelle des Bataillons bei den Fronleichnamsprozessionen<br />

dabei war, während am 1. Mai die Instrumente weggeschlossen<br />

wurden, muß eigentlich nicht besonders betont werden, genausowenig<br />

, daß selbstverständlich Schulklassen geschlossen teilnahmen.<br />

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