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ein Zubrot, ja wurden oft zum Hauptverdienst (4). Aus Bauern<br />

wurden vielfach "Fabrikler" - doch keine Proletarier im klassischen<br />

Sinn, die über nichts verfügten als über ihre Arbeitskraft,<br />

sondern Produzenten in einem Mischmilieu , das durch die<br />

Kombination von landwirtschaftlicher, gewerblicher und industrieller<br />

Arbeit innerhalb ein und desselben Familienverbandes<br />

gekennzeichnet war. Für das Bewußtsein dieser Menschen blieben<br />

aber meist die traditionellen dörflichen Verhältnisse bestimmend.<br />

In besonders enger Beziehung zur Landwirtschaft stand die<br />

Stickerei. Nach einer Erhebung aus dem Jahre 1938 betrieben<br />

89 Prozent der erfaßten Sticker noch eine kleine Landwirtschaft,<br />

durchschnittlich bearbeiteten sie weniger als einen Hektar. Aber<br />

immerhin waren 66 Prozent der Sticker Selbstversorger bei<br />

Kartoffeln und Gemüse (5).<br />

Die Inhaber von landwirtschaftlichen Zwergbetrieben waren in der<br />

Ersten Republik bereits hauptsächlich auf industrielle oder<br />

gewerbliche Zusatzarbeit angewiesen. Bei den übrigen Bauernfamilien<br />

arbeiteten meist etliche Angehörige in Fabriken.<br />

Als 1932 im Zuge einer Neufestlegung der Arbeitslosenunterstützung<br />

Vorarlberg in hochindustrialisierte , industrialisierte und nichtindustrialisierte<br />

Gebiete eingeteilt wurde, zählte man lediglich<br />

den Bregenzerwald , den Großteil des Montafons und einige<br />

Seitentäler zum nichtindustrialisierten Raum. Randgemeinden des<br />

Rheintals und Walgaus, etwa Alberschwende, Bildstein, Bartholomäberg<br />

und Bürserberg, wie auch die kleinen Gemeinden der beiden<br />

Haupttäler wurden als industrialisiert eingestuft, wohl deshalb,<br />

weil viele Dorfbewohner in Fabriken arbeiteten (6).<br />

Die Bauern in Berglagen waren meist arm. Lediglich wo durch<br />

Vereinödung, das heißt durch Zusammenlegung von Streu besitz zu<br />

neuen, nicht mehr frei teilbaren Betrieben, rationelle Betriebsgrößen<br />

entstanden waren, gab es eine Schicht von wohlhabenden<br />

Bauern. Vereinödungen fanden vor allem im Vorderen Bregenzerwald<br />

und im Laiblachtal im ausgehenden 18. Jahrhundert statt<br />

und waren von Süddeutschland angeregt worden. Solche Höfe bilden<br />

noch heute die Grundlage der Bregenzerwälder Landwirtschaft<br />

(7).<br />

Während so ein kleiner Teil der bäuerlichen Betriebe gut<br />

existieren konnte, waren die überwiegend bergbäuerlichen Kleinbetriebe<br />

aus dem 19. Jahrhundert heraus hoch verschuldet. Die<br />

Bauern litten während des Ersten Weltkriegs unter den harten<br />

Abgabeverpflichtungen , aber auch während der Nahrungsmittelknappheit<br />

in den ersten drei Jahren nach dem Krieg wurden<br />

Lebensmittel noch zwangsbewirtschaftet. Den Bauern wurden durch<br />

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