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ar, man müsse der Gerechtigkeit ein wenig auf die Sprünge<br />

helfen. In der "Vorarlberger Wacht" vom 8. Jänner 1919 war dazu<br />

zu lesen:<br />

"Versuchen die Machthaber, uns diese Freiheit zu rauben, will<br />

man unsere Presse unterdrücken, das alte System wiedereinführen<br />

, dann bedeutet dies Kampf. Wir warnen, wir lehnen jede<br />

Verantwortung ab. Wollen sie aber den Kampf, nun, wir sind<br />

gerüstet! Nieder mit der Reaktion! Nieder mit dem alten System<br />

ist unser Schlachtruf! "<br />

Die Aktion war insofern erfolgreich, als sie zur Aufhebung der<br />

Beschlagnahmung führte. Denn bei einer nochmaligen Prüfung trat<br />

zutage, daß der beanstandete Artikel in zwei weiteren österreichischen<br />

Zeitungen ohne Schwierigkeiten hatte erscheinen können.<br />

Daseibe Ergebnis hätte vermutlich auch eine Berufung im<br />

normalen gerichtlichen Instanzenzug gezeitigt, aber es war den<br />

Demonstranten ja nicht nur um die Aufhebung der Beschlagnahme,<br />

sondern darüber hinaus um eine prinzipielle Demonstration<br />

gegangen. Sie wollten zeigen, daß die Christlichsozialen in der<br />

Republik nicht ebenso beliebig mit ihnen umspringen konnten wie<br />

zur Zeit der Monarchie. Im Landtag stellte sich sogar der immer<br />

sehr gemäßigt auftretende Fritz Preiß hinter die Demonstranten,<br />

da, wie er sagte, die Presse eines der wichtigsten Güter sei,<br />

über das die Arbeiterschaft eifersüchtig wache. Landeshauptmann<br />

Ender nannte das Vorgehen der Demonstranten undemokratisch,<br />

ungesetzlich, ja sogar terroristisch, erklärte später aber<br />

ausdrücklich, deshalb habe er Preiß und Rauscher noch nie als<br />

Bolschewisten bezeichnet.<br />

Franz Rauscher pflegte im Landtag aber auch anders zu sprechen<br />

als auf der Straße. Während er im Landtag sagte, dem Volk<br />

könne nur dadurch geholfen werden, "daß es sich geistig<br />

emporringt" (75), wetterte er im April 1919 in der Dornbirner<br />

Marktgasse wieder gegen den alten Geist in den Behörden, der<br />

ausgetrieben werden müsse: "Wer sich in die neue Zeit nicht hineinfinden<br />

könne, müsse eben verschwinden, stehe er, wo immer er<br />

wolle" (Bericht der BH Feldkircl)) • Vor derselben Versammlung,<br />

die laut Polizeibericht von 600 Menschen besucht war, formulierte<br />

Anton Linder die Bedeutung außerparlament arischer Aktionen:<br />

"Wenn auch er (Linder) und seine Partei nicht Anhänger des<br />

Bolschewismus und Kommunismus seien, so müsse er doch sagen,<br />

daß sich diese Bewegung auch hier nicht mehr länger werde<br />

aufhalten lassen, wenn im bisherigen System fortgefahren werde.<br />

Er warne vor allem die Landesregierung, das Proletariat zum<br />

äußersten zu treiben" (76).<br />

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