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Für die Sozialdemokraten war es völlig klar, daß an Fronleichnam<br />

nicht nur gläubige Menschen ihre religiöse Pflicht erfüllten, sondern<br />

daß es bei den Prozessionen um die Demonstration der kirchlichen<br />

Macht ging. Als Fritz Preiß am 1. Mai 1925 im Bregenzer<br />

Forstersaal vom Verbot der Beteiligung von Kindern an den Maiaufmärschen<br />

sprach, kam er auch auf die Fronleichnamsprozessionen<br />

zu sprechen. Der beobachtende Gendarmeriebeamte hat Preiß'<br />

Rede mi tgeschrieben:<br />

"Die beste Erwiderung auf dieses Dekret sei die, daß die Arbeiter<br />

ihre Kinder bei der Fronleichnamsprozession auch nicht<br />

mi tgehen lassen sollen, denn auch diese Prozession sei keine<br />

religiöse, sondern eine rein parteipolitische Zeremonie. Es sei '<br />

Pflicht, die Kinder schon jetzt in diesem Sinne aufzuklären,<br />

denn wer die Kinder habe, habe die Zukunft" (100).<br />

Aus der Prozessionsordnung des Jahres 1920 kann man die Macht<br />

der katholischen Bewegung ersehen, die da in Viererreihen durch<br />

Bregenz zog und betete (siehe Abbildung auf der folgenden Seite).<br />

VON AUFLÄUFEN UND TUMULTEN<br />

Dieser erste Abschnitt handelte vom "bewegten Anfang", von "Aufläufen<br />

und Tumulten", also von Demonstrationen und Kundgebungen;<br />

von solchen, die mit großem Ernst organisiert und durchgeführt<br />

wurden, aber auch von spontanen, unberechenbaren.<br />

Besonders in den ersten Jahren der Republik war die Bewegung<br />

auf der Straße stark, denken wir hier nur an die Räte, aber<br />

auch in den letzten Jahren, als, bedi ngt durch die hohe<br />

Arbeitslosigkeit und die ungenügende Berücksichtigung der legitimen<br />

Interessen der unter der Wirtschaftskrise leidenden Menschen,<br />

die Unruhe wieder größer wurde. Doch selbst in den zwanziger<br />

Jahren, als der Behördenapparat gefestigt war, verzichteten<br />

weder Sozialdemokraten noch Christlich soziale auf die Demonstration<br />

ihrer Macht auf der Straße, um so ihr politisches Handeln zu<br />

legitimieren. Die Deutschnationalen exponierten sich auf der<br />

Straße damals noch nicht. Erst in den dreißiger Jahren bekam<br />

dieses Lager durch die Nationalsozialisten jene Dynamik, die dann<br />

die Ordnung des Austrofaschismus so stark strapazieren sollte.<br />

Am Beginn dieses Kapitels steht der Brief von Michael Hensler,<br />

dem Gemeindevorsteher von Weiler, in dem er die Landesregierung<br />

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