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Zwischen Kaiser u Führer-ocr_verr.pdf - Johann-August-Malin ...

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Einrichtungen", wie die Christlich sozialen vermuteten. Sie hatten<br />

mit den russischen Sowjets (=Räten) nichts außer dem Namen gemein.<br />

Vielmehr waren sie eine von der Sozialdemokratie geschaffene<br />

Organisation, die dazu da war, den Kontakt mit der<br />

Arbeiterschaft, die 1918/ 19 eine gewisse Eigendynamik entwickelt<br />

hatte, zu sichern und deren politische Entwicklung im Griff zu<br />

behalten (53).<br />

Der linke Flügel der österreichischen Sozialdemokratie räumte den<br />

Räten - zumindest in der Theorie - ' verhältnismäßig viel Platz<br />

ein. Nach Max Adler, einem der Vordenker der "Linken", sollten<br />

die Räte als Vertretung der Arbeiterschaft in der Verfassung<br />

gleichberechtigt neben die Organe der bürgerlichen Republik, die<br />

Parlamente, gestellt, ja sogar mit einem Vetorecht gegenüber Beschlüssen<br />

der Nationalversammlung ausgestattet werden (54).<br />

Die "Vorarlberger Wacht" berichtete am 9. November 1919 vom<br />

Parteitag der österreichischen Sozialdemokratie und zitierte dabei<br />

aus einer Rede Max Adlers: "Die Institution der Arbeiterräte ist<br />

ein Produkt der Revolution und seine Tätigkeit ist fortlaufende<br />

Revolution. Unter dieser ist nicht zu verstehen der blutige Streit,<br />

der durch die Gassen tobt, sondern darunter ist zu verstehen,<br />

daß das politische und wirtschaftliche Leben auf ganz neue<br />

Grundlagen gestellt wird."<br />

Der in der SDAP bestimmende gemäßigte Flügel hatte jedoch erkannt,<br />

daß die Widerstände gegen eine grundlegende Umgestaltung<br />

vor allem der wirtschaftlichen Verhältnisse zu groß waren. Die<br />

österreichische Sozialdemokratie hatte - im Gegensatz zur deutschen<br />

- über ein umfassendes Sozialisierungskonzept verfügt, nach<br />

geringen Anfangserfolgen jedoch bald zur Kenntnis nehmen<br />

müssen, daß die Schlüsselindustrien - vor allem die Schwerindustrie<br />

- und die Banken nicht vergesellschaftet, also nicht privatem<br />

Einfluß entzogen werden konnten.<br />

Der Rätegedanke war in den ersten Monaten nach dem Zusammenbruch<br />

der Monarchie nicht ausschließlich von den Sozialdemokraten<br />

politisch besetzt. In Vorarlberg beteiligten sich Christlichsoziale<br />

an der Gründung von "Angestellten-, Bürger- und<br />

Bauernräten" , auch einen "Staatsangestelltenrat" gab es hier.<br />

Solche Räte, etwa bei der Post, hatten die Aufgabe der späteren<br />

Betriebsräte, oder sie waren auf ganz bestimmte sozialpolitische<br />

Anliegen orientiert, wie etwa der Heimkehrerrat (55).<br />

Bis sich die Sozialdemokraten wirklich an den Aufbau einer Räteorganisation<br />

machten, gingen einige Monate ins Land. Erst Ende<br />

Februar und Anfang März 1919 finden wir in der "Vorarlberger<br />

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