Zwischen Kaiser u Führer-ocr_verr.pdf - Johann-August-Malin ...
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ein Eisenbahner aus Bludenz - sagte, es bleibe ein "Schandfleck<br />
für den Bezirk, daß wir nicht einmal für unsere Greise und<br />
kranken Leute genügend Milch haben". Und dar an seien - bei<br />
allem Verständnis für die Schwierigkeiten der Bergbauern - die<br />
Bauern schuld. Am selben Tag gab es auch in Feldkirch eine<br />
sozialdemokratische Protestkundgebung wegen der schlechten<br />
Lebensmittel versorgung. Zusätzlich streikten vom 18. bis zum<br />
21. November die Eisenbahner und verhinderten damit die Beteiligung<br />
von bayerischen Selbstschutzverbänden am großen Innsbrucker<br />
Heimwehr-Schießen (15). Durch diese sozialdemokratischen<br />
und gewerkschaftlichen Aktivitäten wurden jedoch mehr die Landesbehörden<br />
unter Druck gesetzt als die Bauern. Von den<br />
Behörden und politischen Institutionen wurde der Ausgleich grundverschiedener<br />
Interessen erwartet, nicht von der Konfrontation mit<br />
den Bauern.<br />
In Vorarlberg gab es also zwei "Bauernbünde" , den eher liberalen<br />
"Unabhängigen" und den christlichsozialen "Vorarlberger Bauernbund"<br />
. Der "Vorarlberger Bauernbund" war am 10. Dezember 1919<br />
aus mehreren regionalen katholischen Bauernbünden als Vorfeldorganisation<br />
der Christlichsozialen Volkspartei gegründet worden.<br />
1922 gehörten ihm ungefähr 6.000 Mitglieder an. 1927 wurde der<br />
22j ährige Ulrich Ilg Obmann. Unter Hg standen die Bauern treu<br />
zu ihrem christlichen "<strong>Führer</strong>" Dollfuß ; sie waren auch in<br />
Vorarlberg eine der Stützen des Austrofaschismus (16).<br />
Der "Unabhängige Bauernbund" kandidierte bei den ersten Landtagswahlen<br />
1919 und erreichte 2.166 Stimmen oder 3,5 Prozent der<br />
abgegebenen gültigen Stimmen. Da er ausschließlich im Bezirk<br />
Bludenz antrat, sind die regionalen Ergebnisse aussagekräftiger .<br />
Im Gemeindebezirk Bludenz erreichte er 11,2 Prozent, und zwar<br />
nur in den Dörfern. In der Stadt selbst, wo mit Großdeutschen<br />
und Sozialdemokraten zwei andere laizistische Parteien relativ<br />
stark waren - 20 beziehungsweise 35 Prozent -, erzielten die "Unabhängigen"<br />
nur 3 Prozent der Stimmen. Zum Vergleich Bürs: 14<br />
Prozent für die "Unabhängigen" und nur - 3 Prozent für die<br />
Großdeutschen. Im Montafon vereinigten die "Unabhängigen" die<br />
Stimmen fast aller jener Wähler auf sich, die nicht zum politischen<br />
Katholizismus tendierten: nämlich 35 Prozent, bei jeweils<br />
5 Prozent für Sozialdemokraten und Großdeutsche. 1922 schloß sich<br />
der "Unabhängige Bauernbund" dem vor allem nicht-katholischen,<br />
sonst deutschnationalen und etwas liberalen "Landbund" an. Der<br />
Landbund hielt die Stimmenanteile der "Unabhängigen" im<br />
Oberland bis zur Landtagswahl 1932, als erstmals die Nationalsozialisten<br />
kandidierten. 1932 wanderten im Montafon ungefähr<br />
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