Zwischen Kaiser u Führer-ocr_verr.pdf - Johann-August-Malin ...
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ganisierten Eisenbahner, die nach dem Krieg immer häufiger und<br />
immer offener aus politischen Gründen streikten. Am 6. Dezember<br />
1919 etwa hatten Bregenzer Eisenbahner am Abend zwei Stunden<br />
den Bahnverkehr blockiert und so gegen die Anschlußbestrebungen<br />
an die Schweiz protestiert; vom 18. bis zum 21. November 1920<br />
wurde gar drei Tage lang gestreikt und damit verhindert, daß<br />
bayerische Selbstschutzverbände am Landesschießen der Tiroler<br />
Heimwehren teilnahmen (1). Die Versammelten kamen zu folgendem<br />
Ergebnis:<br />
"Ein Eisenbahnerstreik bringt nach der heutigen Sachlage einen<br />
Generalstreik mit sich. Dem wirksam entgegen zu treten ist<br />
heute noch nicht möglich. Ja es besteht sogar die Gefahr, dass<br />
ein Teil der Wehrmacht aktiv für die Streikenden eintreten<br />
würde. Das einzige Mittel ist der Selbstschutz der Bürgerschaft.<br />
Nur durch den Ausbau der Selbstschutzorganisationen kann<br />
unter den gegenwärtigen Verhältnissen eine Besserung erreicht<br />
werden" (2).<br />
Mit den Selbstschutzorganisationen waren die "Vorarlberger Volksmilizen"<br />
beziehungsweise die verschiedenen "Ordnungsblöcke" gemeint,<br />
die schon 1919 gegründet worden waren und bereits 1920<br />
ausreichend bewaffnet die Heimwehren bildeten (3). Der Ordnungsblock<br />
Bludenz hatte schon am 28. Nove.mber 1920, kurz nach dem<br />
gegen die bürgerlich-bäuerlichen Milizverbände gerichteten Eisenbahnerstreik<br />
, eine Entschließung gefaßt und der Landesregierung<br />
übermittelt. Die wird aufgefordert, "derartigen Eingriffen in das<br />
gesamte Wirtschaftsleben des Volkes mit aller Kraft entgegenzutreten.<br />
Die Versammlung erklärt, daß alle ordnungsliebenden<br />
Einwohner von Bludenz und Umgebung die Landesregierung bei der<br />
Abwehr solcher Gewaltakte in Hinkunft tatkräftigst und mit allen<br />
ihnen zu Gebote stehenden Mitteln unterstützen werden". Weiters<br />
forderten sie die Bestrafung der für den Streik Verantwortlichen<br />
und warnten die sozialdemokratischen Eisenbahner, "daß die<br />
ordnungsliebende Bevölkerung nicht gewillt ist, nochmals solchen<br />
unsinnigen zweck- und erfolglosen Gewalttätigkeiten ruhig zuzusehen".<br />
Die Vorarlberger Landesregierung ihrerseits wandte sich unter Berufung<br />
auf massive Bürgerproteste gegen Eisenbahnerstreiks an<br />
die Bundesregierung und forderte ein hartes Durchgreifen der<br />
Bundesbehörden. Der Bundesminister für Verkehrswesen sah sich<br />
jedoch in seinem Antwortschreiben vom 16. Februar 1921 außerstande,<br />
den Wünschen der Vorarlberger nachzukommen:<br />
"Ich bitte versichert zu sein, dass auch ich diese Erscheinungen<br />
äusserst schmerzlich empfinde und gleich Ihnen es als eine<br />
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