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Maschinengewehre zur Verfügung standen. Die "Vorarlberger<br />
Wacht" vom 7. September 1929 hatte daher auch den Sozialdemokraten<br />
geraten, sich nicht provozieren zu lassen und die<br />
Heimwehr nicht zu stören. Am 10. September rief die "Wacht" dann<br />
zur Republikanischen Kundgebung vom 29. September nach<br />
Dornbirn auf - zur Demonstration der eigenen Stärke.<br />
Sehr wahrscheinlich haben derartige Demonstrationen dazu beigetragen,<br />
aktuelle physische Gewalt, also blutige Auseinandersetzungen,<br />
zu vermeiden. Jeder der Kontrahenten wußte über die<br />
Stärke des anderen Bescheid. Da mußten die Sozialdemokraten erkennen,<br />
daß sie einer eventuellen bewaffneten Auseinandersetzung<br />
nicht gewachsen waren. Außerdem boten Demonstranten und<br />
Kundgebungen eine probate Möglichkeit, vorhandene soziale Spannungen<br />
in relativ harmlose Aktionen umzusetzen (84).<br />
1933, als mit der Weltwirtschaftskrise in Vorarlberg Massenarbeitslosigkei<br />
t und Massenelend weite Teile der Arbeiterschaft wieder<br />
unruhig werden ließen, verbreitete nicht einmal mehr das<br />
christlichsoziale "Volksblatt" Angst vor Demonstranten, obwohl im<br />
Jänner 1933 ungefähr 17.000 Vorarlberger arbeitslos waren. Die<br />
beiden von Kommunisten organisierten Arbeitslosendemonstrationen<br />
vom 2. und 14. Jänner 1933 konnten mühelos von mit Bajonetten<br />
bewaffneter Gendarmerie kontrolliert werden (85). Im "Volksblatt"<br />
vom 3. Jänner hieß es, die Demonstrationen von 1918/19 seien viel<br />
gefährlicher gewesen. Das wohl auch deshalb, weil sich die<br />
Sozialdemokratie von den Arbeitslosendemonstrationen ausdrücklich<br />
distanzierte und die Kommunisten nicht annähernd denselben<br />
Rückhalt in der Vorarlberger Arbeiterschaft hatten. In der<br />
"Vorarlberger Wacht" vom 5. Jänner 1933 liest man dazu:<br />
"Wenn auch diesmal die Taktik der Kommunisten, hungrige und<br />
erbitterte Menschen vor die Bajonette zu hetzen, glücklich<br />
vorbeigegangen ist, so muß man doch die Arbeitslosen sehr<br />
warnen, sich zu solchen Aktionen mißbrauchen zu lassen."<br />
Und am 21. Jänner schrieb die "Wacht":<br />
"Noch kann das Bürgertum das Feuer, das man anzuzünden<br />
versucht, löschen, es versäume die Zeit nicht, wir helfen gerne<br />
mit, wenn man unser berechtigtes und begründetes Verlangen<br />
für die Arbeitslosen und alle, die in Not stehen, berücksichtigt.<br />
"<br />
Die Sozialdemokratie t konnte dann auch wirklich die größten Härten<br />
bei den angekündigten Sparmaßnahmen abwehren.<br />
Doch immer häufiger untersagte die Vorarlberger Landesregierung<br />
Demonstrationen. Während am 7. <strong>August</strong> 1932 noch 600 Kommunisten<br />
aus DeutSChland und Vorarlberg gemeinsam durch Bregenz<br />
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