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staatliche Stützungsbeiträge trotz amtlicher Preisregelung<br />

jedoch anständige Preise für ihre Produkte bezahlt. Auch auf dem<br />

Schwarzmarkt ließ sich damals - trotz scharfer Kontrollen - noch<br />

ein gutes Stück Geld verdienen. So klagten "sieben Unabhängige"<br />

im "Bauern-Blatt", vom 13. Februar 1920, der "Wochenschrift des<br />

Unabhängigen Bauernbundes des Vorarlberger Oberlandes": "Ein<br />

ganzes Heer Gendarmen und Finanzleute schickt man uns Bauern<br />

auf den Hals, und wenn unsereiner in die Stadt muß, kann es<br />

ihm passieren, daß 3-4 mal der Rucksack kontrolliert wird. Und<br />

wehe, wenn ein Stückchen Käs oder Butter gefunden wird" (8).<br />

Neben der Nahrungsmittelknappheit wirkte sich vor allem die<br />

horrende Inflation der Jahre 1919 bis 1924 für die Bauern positiv<br />

aus, wurde doch durch die Inflation Vermögen umverteilt: Es<br />

verloren die Inhaber von Geldvermögen oder Geldeinkünften , und<br />

es gewannen Leute mit Sachwerten und Geldschulden. In den<br />

"Untersuchungen über die Rentabilität von Vorarlberger Landwirtschaftsbetrieben"<br />

vom Jahre 1925/26, die von der Vorarlberger<br />

Bauernkammer herausgegeben wurden, heißt es über Betriebe, die<br />

nicht investierten und ihre Produktion nicht rationalisierten: "Sie<br />

treiben langsam aber sicher dem alten Zustande entgegen, aus<br />

dem sie aber vielleicht keine Inflation mehr retten kann." Im<br />

"Katholischen Volkskalender" des Jahres 1928 liest man ganz<br />

ähnlich: "Doch das Schlimmste vom Schlimmen wird die kommende<br />

Verschuldung sein. Gegenwärtig ist durch die Geldentwertung eine<br />

allgemeine Befreiung des Bauern von seinen Schulden eingetreten,<br />

wie sie kein Mensch vorausgeahnt hatte. Aber mit dem Eintreten<br />

neuer Schu Iden, die bei jeder Erbteilung und sonst kommen<br />

müssen, werden bei dem heutigen Kapitalismus die letzten Dinge<br />

ärger als die früheren" (9).<br />

DIEBAUERNREVOLTE<br />

Die Bauern spürten schon bald nach dem Krieg, daß ihnen eine<br />

einmalige Chance zur wirtschaftlichen Sanierung geboten war:<br />

wenn es ihnen nur gelänge, sich aus den Fesseln der Zwangsbewirtschaftung<br />

soweit zu befreien, daß sie der hungernden<br />

städtischen Bevölkerung auf dem "freien" Markt Lebensmittel verkaufen<br />

konnten. Die Oberländer Bauern organisierten sich, aus<br />

einer laizistischen Tradition heraus, nicht als katholischer<br />

Bauernbund , sondern im zur christlichsozialen Landesregierung in<br />

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