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sozialen Stimmen beschloß, die Landesregierung zu ermächtigen,<br />

das Vorarlberger Selbstbestimmungsrecht nicht nur bei der<br />

österreichischen Staatsregierung, sondern auch nötigenfalls beim<br />

Obersten Rat in Paris und beim Völkerbund in Genf einzufordern,<br />

hatten die fünf sozialdemokratischen Abgeordneten demonstrativ<br />

den Saal verlassen. Am Abend des nächsten Tages streikten die<br />

Vorarlberger Eisenbahner zwei Stunden, um ihre Treue zur<br />

Republik Deutsch-Österreich zu demonstrieren. Die Eisenbahner­<br />

Gewerkschaft hatte bereits im Dezember 1918 jede separatistische<br />

Bestrebung in Vorarlberg abgelehnt (46). Die Vorarlberger Sozialdemokraten<br />

waren in der Konfrontation mit einer anfangs republikfeindlichen<br />

und später gegen das sozialdemokratische Wien<br />

agitierenden Christlichsozialen Volkspartei zu Österreichern geworden.<br />

Nach der Machtergreifung Hitlers 1933 wurde dann auch der<br />

Anschlußparagraph<br />

chen (47).<br />

aus dem Parteiprogramm der SDAP gestri­<br />

Aber auch die christlichsozialen Realpolitiker erkannten schließlich,<br />

daß Vorarlberg nur im Rahmen der Republik Österreich eine<br />

erträgliche Zukunft offenstand . Einer der ersten war Jodok Fink,<br />

der dann auch in den Kabinetten Renner I I und Renner I I I<br />

1919/20 als Vizekanzler eine hohe bundesstaatliche Funktion<br />

innehatte (48).<br />

Auch Landeshauptmann Otto Ender scheint die Hindernisse, die<br />

einer Abtrennung von Österreich entgegenstanden, klar gesehen zu<br />

haben. In einem Schreiben an· die. deutsch-österreichische<br />

Staatsregierung schildert er den großen Druck, den die Bevölkerung<br />

im Lande auf die Politiker ausgeübt hatte, damit diese für<br />

den Anschluß aktiv wurden:<br />

"Von einem großen Teile des Volkes waren den Landesabgeordneten<br />

schwere Vorwürfe gemacht worden, wenn man die Sache<br />

noch weiter hinausgezögert hätte, bis in Paris die Würfel über<br />

Deutschösterreich gefallen sind. Wir glauben, daß die eingeschlagene<br />

Taktik die beste ist, weil sich das Volk dabei<br />

beruhigt. Bis zur endgültigen Abstimmung wäre ja noch ein<br />

weiter Weg. Die Bevölkerung stoßt erst auf die ernsten<br />

Hindernisse, wenn das Verhandeln mit der Schweiz beginnt."<br />

Ender scheint nicht an den Anschluß an die Schweiz geglaubt zu<br />

haben. Doch er wollte die Anschlußbewegung zur Stärkung der<br />

Selbständigkeit des Landes - und damit auch des Einflusses der<br />

Christlichsozialen - benutzen:<br />

"Was Deutschösterreich angeht, so halte ich dafür, es wäre<br />

nicht klug, absolut Widerstand zu leisten, sei es direkt oder<br />

durch indirekte Maßregeln. Das gäbe eine böse Stimmung.<br />

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