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Auch der Wahlkampf der CVP war 1932 betont ruhig, vor allem<br />

nicht besonders aggressiv gegen die Sozialdemokratie gerichtet.<br />

Denn die wußte man auf dem absteigenden Ast. Ein neuer Gegner<br />

war entstanden, mit dem man sich schwerer tat: die Nationalsozialisten<br />

(49).<br />

Auch hochrangige Bundespolitiker bereisten das Land in Wahlkämpfen,<br />

etwa Dr. Karl Renner 1920, 1923 und 1928, Bundeskanzler<br />

Dr. Schober als Chef des aus Landbund und Großdeutscher<br />

Volkspartei gebildeten Schoberblocks 1930, Bundeskanzler Prälat<br />

Dr. Ignaz Seipel 1923 (50). Während hinter der CVP, vor allem<br />

aber hinter den Großdeutschen und später der NSDAP finanzkräftige<br />

Gewerbetreibende und Industrielle standen, die sich ihre<br />

politischen Absichten etwa Blockierung des Arbeits- und<br />

Sozialrechts - schon etwas kosten ließen (51), war die SDAP auf<br />

Spenden der Mitglieder angewiesen. Oft wurde auch etwas nachgeholfen,<br />

so als der Betriebsrat den Spullerseearbei tern 1920 mi tteil<br />

te, man habe beschlossen, daß alle Arbeiter der sozialdemokratischen<br />

Partei zwei Stundenlöhne spendierten, die der Einfachheit<br />

halber direkt vom Lohn abgezogen würden. Wer damit nicht<br />

einverstanden war, mußte sich melden, was 53 der 800 Arbeiter<br />

taten. Die übrigen spendierten mehr oder minder freiwillig (52).<br />

Die SDAP tat sich auch außerhalb der Hauptsiedlungsgebiete besonders<br />

schwer. Im Montafon und im Bregenzerwald etwa konnte<br />

sie nur in wenigen Orten Versammlungen abhalten - in Lingenau,<br />

St. Anton oder Partenen. In Alberschwende wurden sozialdemokratische<br />

Redner 1919 mit Steinen beworfen. Wirte weigerten sich<br />

oft, ihre Gasthäuser für Versammlungen zur Verfügung zu stellen.<br />

1929 griff die CVP über die Behörden in den Wahlkampf ein, der<br />

SDAP wurde verboten, ihren Wahlkampffilm zu zeigen. 1929 wurden<br />

für eine Kandidatur bei den Gemeinderatswahlen 50 Unterschriften<br />

vorgeschrieben, die beim Gemeindeamt vorzuweisen waren. Damals<br />

war es ein Risiko, sich als Sozialdemokrat zu deklarieren, denn<br />

der wurde mit dem leibhaftigen Antichrist gleichgestellt, und zu<br />

seiner Austreibung standen sowohl Pfarrer als auch Heimwehr und<br />

Arbeitgeber bereit. Die SDAP konnte so nur in 31 Gemeinden<br />

kandidieren, die Sozialdemokraten in den übrigen Gemeinden<br />

wurden aufgefordert, von ihrer Existenz mit leeren Stimmzetteln zu<br />

künden (53).<br />

Der Presse kam in den Wahlkämpfen große Bedeutung zu. Die sozialdemokratische<br />

Zeitung, die "Vorarlberger Wacht", führte nur<br />

eine mediale Randexistenz : Ersterscheinung 5. Jänner 1910, werktäglich<br />

vom Dezember 1918 bis 30. September 1921, eingestellt von<br />

dort bis zum 18. April 1923, währenddessen betreute die "Tiroler<br />

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