Zwischen Kaiser u Führer-ocr_verr.pdf - Johann-August-Malin ...
Zwischen Kaiser u Führer-ocr_verr.pdf - Johann-August-Malin ...
Zwischen Kaiser u Führer-ocr_verr.pdf - Johann-August-Malin ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Erhöhung der Hilfsarbeiterstundenlöhne von 1, -- Schilling auf<br />
1,10 Schilling vorsah. Auf den trotzdem gefaßten Streikbeschluß<br />
reagierten sie, indem alle Arbeiter ausbezahlt wurden; die<br />
Stehwoche der als Kaution für Barackenbenützung und dergleichen<br />
einbehaltene Wochenlohn - wurde beim Gemeindeamt Gaschurn<br />
hinterlegt, wo ihn die Arbeiter gegen Vorlage der Arbeitspapiere<br />
bekommen könnten. Das wäre allerdings einer Kündigung<br />
gleichgekommen, daher ging fast niemand darauf ein. Die Firmen<br />
sperrten auch die Kantine, wiesen den Arbeitern jedoch eine Baracke<br />
zu, wo sie selbst kochen konnten. Weiter kündigten sie die<br />
Wohnbaracken und drohten mit der Delogierung. Die Freien Gewerkschaften<br />
unterstützten ihre Mitglieder mit 1,03 Schilling und<br />
einer warmen Mahlzeit pro Tag. War bei Streikbeginn nur die<br />
Hälfte aller Arbeiter organisiert, so gelang es unter dem Druck<br />
des Streiks mühelos, alle zu erfassen.<br />
Der Streik wurde am 24. Juli mit dem Abschluß eines Kollektivvertrages<br />
beendet, der in Einigungsverhandlungen unter dem Vorsitz<br />
von Landeshauptmann Dr. Otto Ender ausgehandelt worden war.<br />
Obwohl Ender eigentlich Eigentümervertreter war - das Land<br />
Vorarlberg hielt damals fünf Prozent der Illwerkeaktien, den<br />
überwiegenden Teil besaßen deutsche Kraftwerksgesellschaften -,<br />
vertrat er doch nicht engstirnig die Interessen der Baufirmen<br />
(122). Der Vorarlberger Landtag hatte sich schon im Frühjahr<br />
durch einen Beschluß auf die Seite der Bauarbeiter gestellt.<br />
Dort war festgehalten worden, daß die bezahlten Löhne nicht mit<br />
den Lebenshaltungskosten übereinstimmten. Dr. Ender in der<br />
Einigungsverhandlung :<br />
"Der Landtag hatte die bestimmte Erwartung, daß man im Laufe<br />
des Frühjahres die Lohnverhandlungen ernstlich pflegen und<br />
durch einen Vertrag zum Abschlusse hätte bringen können. Die<br />
Bauunternehmungen wären hiebei bedeutend billiger weggekommen.<br />
... Der Arbeiterschaft war nach Streikausbruch nicht<br />
ganz wohl und sie bat den Bundesrat Linder um meine<br />
Intervention. Linder wollte den Streik beenden helfen. ... Die<br />
Arbeiterschaft war bereit. Die Arbeitgeber dagegen hielten den<br />
Zeitpunkt für noch nicht gekommen. Diese Stellungnahme hielt<br />
ich für verfehlt" (123).<br />
Ganz klares Streikziel war die Erhöhung der Stundenlöhne - und<br />
dieses Ziel wurde vertehlt. Oie im Kollektivvertrag vom 24. Juli<br />
festgelegten Stundenlöhne entsprachen weitgehend dem von den<br />
Baufirmen bei Streikbeginn unterbreiteten Vorschlag. In den<br />
Einigungsverhandlungen wurde kaum mehr über Stundenlöhne<br />
diskutiert, jedoch um Nebenleistungen. Die von Anton Linder ge-<br />
130