Zwischen Kaiser u Führer-ocr_verr.pdf - Johann-August-Malin ...
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"Staatsfeindliche, autoritätszersetzende und kirchenfeindliche<br />
Organisationen sollen im neuen Staate nicht mehr geduldet werden."<br />
Schon wenige Tage später ging diese Forderung, nach der Niederschlagung<br />
des verzweifelten Aufstandes des Republikanischen<br />
Schutzbundes gegen den Austrofaschismus, in Erfüllung. .<br />
Nach der offiziellen Errichtung der Diktatur bekräftigte Ender am<br />
5. März 1934 im Landtag nochmals seine Position:<br />
"Es kann sein, daß wir durch ein Übergangsstadium gehen, das<br />
dem urgewachsenen Selbstverwaltungstrieb der Vorarlberger, der<br />
demokratischen Gesinnung des Vorarlberger Volkes nicht ganz<br />
angepaßt ist. Ich glaube aber, daß auch unser Volk versteht,<br />
daß der autoritäre Übergang sein muß und daß dies nur der<br />
Weg ist, auf dem wir zu dem gelangen können, was dem<br />
Vorarlberger Volkscharakter angepaßt ist, zum wahrhaft<br />
ständisch aufgebauten Staatsleben" (54).<br />
Mit seinen in Vorarlberg seit Jahren geleis-teten Vorarbeiten hatte<br />
sich Ender 1933 dem Regime als Verfassungsminister empfohlen.<br />
Bis zum 1. Mai 1934 war die Frucht seiner Bemühungen gereift:<br />
Die von ihm zu verantwortende neue österreichische Verfassung<br />
wurde in Kraft gesetzt, die von Kelsen nach dem Vorbild westlicher<br />
Demokratien gestaltete Verfassung von 1920 beseitigt. Ender<br />
beginnt seine Einleitung zur Verfassung:<br />
'" Österreich ist eine demokratische Republik. Ihr Recht geht<br />
vom Volke aus ': so besagt Artikel 1 des Bundes-Verfassungsgesetzes<br />
vom 1. Oktober 1920... Man kann diesen Satz, daß das<br />
Recht vom Volke ausgehe, richtig und falsch verstehen."<br />
Ender verstand ihn richtig und eliminierte ihn aus seiner Verfassung.<br />
Die beginnt mit:<br />
"Im Namen Gottes, des Allmächtigen, von dem alles Recht ausgeht,<br />
erhält das österreichische Volk für seinen christlichen,<br />
deutschen Bundesstaat auf ständischer Grundlage diese Verfassung."<br />
Der neue Staat hatte mit Demokratie, Republik und Volkssouveränität<br />
nichts mehr im Sinn (55).<br />
Als Ender am 22. Juni 1934 aus Wien zurückkehrte, meinte er bei<br />
seiner Ankunft in Bregenz laut "Volksblatt" vom 23. Juni, "er<br />
halte sein Lebenswerk für vollbracht". Am 13. Juli wurde er<br />
Ehrenbürger von Bregenz; am 16. Juli berichtet das "Volksblatt"<br />
seinen Rücktritt als Landeshauptmann , als Präsident des Vorarlberg<br />
er Landtages und als Abgeordneter. Ender ging nach Wien<br />
und wurde Präsident des Rechnungshofes.<br />
Für diese Entwicklung zum Austrofaschismus steht nicht nur der<br />
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