Zwischen Kaiser u Führer-ocr_verr.pdf - Johann-August-Malin ...
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Wei ters wurde immer der Refrain 'Unsterbliche Opfer, ihr sanket<br />
dahin, ewiges Leben ist euer Gewinn' wiederholt. Im Hintergrund<br />
waren auch noch Quadrate gezeichnet, was wahrscheinlich<br />
die Fenster von den Kerkerzellen veranschaulichen sollte."<br />
Der politische Katholizismus ging gegen die Freidenker sowohl<br />
durch behördliche Verbote als auch durchaus handgreiflich vor.<br />
1924 verbot die Landesregierung Jugendlichen unter 17 Jahren den<br />
Besuch von Freidenker-Vorträgen, da sie "die Phantasie jugendlicher<br />
Personen in schädlicher Weise erregen könnten und auf<br />
deren sittliches Empfinden einen äußerst nachteiligen Einfluß<br />
ausüben könnten". Als 1925 etliche Vorträge verboten wurden -<br />
wie auch Vorträ ge der Adventisten -, verklagten die Freidenker<br />
die Landesregierung beim Verfassungsgerichtshof , der diese Verbote<br />
1927 als verfassungswidrig bezeichnete (70). Die "Wacht"<br />
wertete das am 21. Mai 1927 als "wohl verdiente Ohrfeige für die<br />
Mehrheit der Landesregierung, vor allem für den Landeshauptmann<br />
, der da immer übermütiger und dreister selbst die<br />
primitivsten Rechte der Staatsbürger mißachtet".<br />
Es gab allerdings noch andere Methoden: Im <strong>August</strong> 1926 kam es<br />
zu einer Schlägerei zwischen Saalordnern des Republikanischen<br />
Schutzbundes und militanten, jugendlichen Katholiken, die eine<br />
Freidenkerversammlung störten. Das Ergebnis waren mehrere<br />
Leichtverletzte und das Verbot weiterer öffentlicher Freidenkerversammlungen<br />
. Anton Linder meinte dazu in der "Wacht"<br />
vom 21. <strong>August</strong> 1926, "die Versammlungssprengung in der Mohrenhalle<br />
(konnte) nur den Zweck haben, den Gegner mundtot zu machen;<br />
die Sprengung wurde inszeniert, um der Behörde die Handhabe<br />
zu bieten, die weiteren Versammlungen zu verbieten". Landeshauptmann<br />
Ender stellte sich hinter die Störer (71):<br />
"Wenn die Freidenker bei uns abgefallene Priester ins Land rufen<br />
und in schändlicher Weise die Rede und Versammlungsfreiheit<br />
mißbrauchen, um dem Volke das Höchste und Beste zu rauben,<br />
was es noch hat, nämlich den Glauben ... , so ist es auch<br />
das gute Recht des Volkes, dagegen mit allen naturrechtlich<br />
erlaubten Mitteln sich zu wehren. Was darum jüngst in<br />
Dornbirn vorging, war nichts anderes als der Ausbruch des gesunden<br />
Volksempfindens, weil wir in unserem Land Vorarlberg<br />
Gottlosigkeit auf offener Tribüne nicht dulden."<br />
Für die Katholiken war die Welt streng zweigeteilt - in Katholisch<br />
und Heidnisch. So fanden im Bregenzer Marienheim nur alleinreisende<br />
katholische Mädchen Aufnahme, mit der Begründung:<br />
"Reinliche Scheidung ist durchaus notwendig, da die Sozialdemo-<br />
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