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Opposition stehenden und zur Politik der katholischen Kirche<br />

durchaus auf Distanz befindlichen "Unabhängigen Bauernbund" .<br />

Die "Unabhängigen" betrieben über ihr "Bauern-Blatt" Interessenpoli<br />

tik mit klaren Worten. Als von der Delegiertenversammlung der<br />

"Unabhängigen" am 18. Jänner 1920 beschlossen wurde, sowohl<br />

Einkommensteuer- als auch Vermögensabgabezahlungen zu boykottieren,<br />

wurde das im "Bauern-Blatt" vom 23. Jänner so begründet:<br />

"... wir kommen in Österreich zu keiner Verwaltungs- und zu<br />

keiner Verfassungsreform , so lange wir so dumm sind, und den<br />

alten Verwaltungs- und Verfassungsapparat bezahlen und<br />

unterhalten. ... Unser ganzer Verwaltungsapparat, auf den die<br />

Vereinigten Staaten Nordamerikas stolz sein könnten, steht dem<br />

bettelarmen, ausgehungerten Stäätchen Österreich so wohl an<br />

wie eine große Fettsennerei der Wüste Sahara. Jeder unproduktiv<br />

Arbeitende, jeder unnütze Mitesser in unserem Staate ist ein<br />

Nagel zum Sarge. Und vor lauter solcher Nägel sieht unser Sarg<br />

schon völlig aus wie ein Stachelschwein. Wir sehen, daß wir<br />

auf dieser Welt vollständig zu Tode verwaltet und regiert<br />

wurden, und wollen nun mit dem Rest unserer irdischen Hülle,<br />

mit der körperlichen Arbeitskraft nicht nur auch noch Vorschuß<br />

zahlen zum Weiterbetrieb der Krebs- und Blutegelzucht im<br />

besseren Jensei ts. "<br />

Das ist bester bäuerlicher Radikalismus, wie äuch die folgende<br />

Passage aus dem "Bauern-Blatt" vom 30. Jänner 1920: "Bauern, da<br />

gibts nur ein Mittel! Erstens nichts mehr liefern, bis alle Strafen<br />

für Höchstpreiseüberschreitungen , mangelhafte Ablieferung und<br />

Schwarzschlachtungen annulliert sind" (10).<br />

Die Vorarlberger Landesregierung nahm diese Aussagen durchaus<br />

ernst: Zum einen leitete sie Ermittlungen gegen den Redakteur des<br />

"Bauern-Blattes" Jakob Moosbrugger ein, den Sohn von Kaspar<br />

Moosbrugger, der ein Schwager Franz Michael Felders und<br />

Mi tbegründer der "Partei der Gleichberechtigung" im Jahre 1866<br />

gewesen war. Zum anderen verhandelte sie mit den Bauern; im<br />

Juli 1920 sagte der Landeshauptmann in einer Bauernversammlung<br />

in Schruns beispielsweise die Verringerung der abzuliefernden<br />

Mengen zu (11).<br />

Doch es gelang der Landesregierung nicht, die "Unabhängigen<br />

Bauern" zufriedenzustellen . Als dann im Sommer 1920 die "Unabhängigen"<br />

einige Tage lang die Butterablieferung gänzlich einstellten,<br />

griff die Landesregierung hart durch. Sie ließ durch die<br />

Bezirkshauptmannschaft Strafverfahren gegen drei Bauern einleiten.<br />

Gemeindevorsteher Christian Stoß aus Nenzing und die<br />

Schrunser Gemeindevertreter Josef Mathies und Alwin Juen, alle<br />

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