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Einleitung in die Philosophie - gesamtausgabe

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§ 27. Entwurf der Se<strong>in</strong>sverfassung 199<br />

SECHSTES KAPITEL<br />

Zum Unterschied von Wissenschaft und <strong>Philosophie</strong><br />

,<br />

§ 27. Der Entwurf der Se<strong>in</strong>sverfassung des Seienden als <strong>in</strong>nere<br />

Ermöglichung der Positivität, tL h des Wesens der Wissenschaft.<br />

Vorontologisches und ontologisches Se<strong>in</strong>sverständnis<br />

Zwar gelang uns jetzt e<strong>in</strong>e Erhellung des Wesens der Wissenschaft:<br />

Sie ist positive Erkenntnis und hat den Charakter der<br />

Positivität. Aber s<strong>in</strong>d wir nun nicht mit <strong>die</strong>ser Wesenserhellung<br />

der Wissenschaft als positiver Erkenntnis völlig von unserer<br />

leitenden Fragestellung abgekommen? Die leitende Frage war<br />

doch (vgl. oben S. 179 f.): Wor<strong>in</strong> liegt das Auszeichnende derjenigen<br />

Existenzart des Dase<strong>in</strong>s, <strong>in</strong> der so etwas wie das Inder-Wahrheit-se<strong>in</strong><br />

um der Wahrheit willen geschieht? Die Frage<br />

g<strong>in</strong>g nach e<strong>in</strong>em existenzialen Begriff der Wi~senschaft.<br />

Hierzu setzten wir mit e<strong>in</strong>er Erörterung dessen e<strong>in</strong>, was besagt:<br />

um der Wahrheit willen, d.i. um der Unverborgenheit des Seienden<br />

willen, umwillen dessen, daß Seiendes an ihm selbst<br />

offenbar sei. Wir sahen früher allgeme<strong>in</strong>: Das geschieht m<br />

e<strong>in</strong>em Se<strong>in</strong>lassen des Seienden. Beim wissenschaftlichen Verhalten<br />

als dem In-der-Wahrheit-se<strong>in</strong> um der Wahrheit willen<br />

muß es sich dabei um e<strong>in</strong> ganz spezifisches Se<strong>in</strong>lassen des Seienden<br />

handeln. Wir haben <strong>die</strong> Frage auch so formuliert: Welches<br />

ist <strong>die</strong> Urhandlung des Dase<strong>in</strong>s (ltQäSLI:;), <strong>in</strong> der so etwas wie<br />

<strong>die</strong> theoretische E<strong>in</strong>stellung möglich wird? Was ist das ursprüngliche<br />

Wesen des Theoretischen?<br />

Statt nun <strong>die</strong> Antwort darauf zu geben, was <strong>die</strong>ses spezifische<br />

Se<strong>in</strong>lassen des Seienden als wissenschaftliche Erkenntnis sei,<br />

s<strong>in</strong>d wir zur Charakteristik der wissenschaftlichen Erkenntnis<br />

als e<strong>in</strong>er positiven gelangt. SoU damit etwa das gefunden se<strong>in</strong>,<br />

was wir suchen, <strong>die</strong> Urhandlung des Dase<strong>in</strong>s, <strong>die</strong> theoretische<br />

E<strong>in</strong>stellung ermöglicht? Soll das Wesen des Theoretischen damit<br />

geklärt se<strong>in</strong>, daß wir jetzt sagen: Theoretische E<strong>in</strong>stellung<br />

1st positive Erkenntnis, d.h. Erkenntnis des Seienden an ihm<br />

selbst, Offenbarmachen um der Offenbarkeit willen?<br />

In der Tat. Denn wir sagen ja nicht e<strong>in</strong>fach: Wissenschaftliche<br />

Erkenntnis als theoretische ist positive, sondern wir haben herausgestellt,<br />

was zur Positivität gehört, d.h. wir haben das gefunden,<br />

was <strong>die</strong> Positivität als solche ermöglicht. Es ist der vorgängige,<br />

ungegenständliche, feldabsteckende, begründende Entwurf<br />

der Se<strong>in</strong>sverfassung des Seienden. Dieser gekennzeichnete Entwurf<br />

ilSt als Entwerfen des Se<strong>in</strong>s des Seienden nichts anderes als<br />

das Se<strong>in</strong>lassen des Seienden, dem wir nachfragten. Dieses Entwerfen<br />

als Se<strong>in</strong>lassen des Seienden ist <strong>die</strong> gesuchte Urhandlung<br />

des Dase<strong>in</strong>s, <strong>in</strong> der theoretische E<strong>in</strong>stellung, d.h. Offenbarmachen<br />

des Seienden umwillen se<strong>in</strong>er Unverborgenheit alle<strong>in</strong><br />

ermöglicht wird. Im Entwurf, der <strong>die</strong> Positivität ermöglicht, liegt<br />

dIe ursprüngliche ltQäs~, der ursprünglich praktische Charakter<br />

des Theoretischen. Mehr noch: Der Entwurf der Se<strong>in</strong>sverfassung<br />

des Seienden als <strong>in</strong>nere Ermöglichung der Positivität, d. h. des<br />

Wesens der Wissenschaft, ist nichts anderes als das ursprünglich<br />

gefaßte Wesen des Theoretischen. Das Auszeichnende derjenigen<br />

Existenzart, <strong>in</strong> der das In-der-Wahrheit-se<strong>in</strong> umwillen der Wahrheit<br />

geschieht, d.h. der Wissenschaft, liegt <strong>in</strong> <strong>die</strong>ser Urhandlung,<br />

dIe wir als den Entwurf der Se<strong>in</strong>sverfassung kennzeichneten.<br />

Doch wird man sagen: Gewiß, <strong>die</strong>ser Entwurf ermöglicht <strong>die</strong><br />

Positivität, das Wesen der Wissenschaft; aber was ist <strong>die</strong>ser Entwurf<br />

selbst? Mit welchem Recht nennen wir ihn e<strong>in</strong>e Urhandlung<br />

'des Dase<strong>in</strong>s, das Auszeichnende e<strong>in</strong>er Existenzart? Was ist<br />

dIeser Entwurf der Se<strong>in</strong>sverfassung selbst, daß er so etwas wie<br />

das In-der-Wahrheit-se<strong>in</strong> um der Wahrheit willen ermöglicht?<br />

Er muß dann doch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>neren Beziehung zum Wesen der<br />

Wahrheit stehen. In welcher Beziehung steht <strong>die</strong>ser Entwurf der<br />

Semsverfassung zu dem, was wir als Wesen der Wahrheit kennen<br />

lernten?

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