31.10.2013 Aufrufe

Einleitung in die Philosophie - gesamtausgabe

Einleitung in die Philosophie - gesamtausgabe

Einleitung in die Philosophie - gesamtausgabe

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

C ) durch<br />

104 Wahrheit und Se<strong>in</strong><br />

Positiv: Wir teilen uns <strong>in</strong> das Seiende, ohne daß dabei mit ih<br />

etwas geschieht, es sich ändert. Wir teilen uns <strong>in</strong> das Seiend:<br />

ohne daß wir dabei uns gegenseitig etwas, was dem Seiende<br />

zukommt, weiter-, h<strong>in</strong>- und hergäben, etwas, was des Seiende~:<br />

ist und was doch zugleich unser ist; <strong>in</strong> solches teilen wir uns als<br />

e<strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>sames, so, daß <strong>die</strong>ses Geme<strong>in</strong>same das Mite<strong>in</strong>ander<br />

se<strong>in</strong> mit ermöglicht.<br />

Was ist das nun am Seienden, was - wenn wir so sagen können<br />

- ihm <strong>in</strong> gewisser Weise zukommt und wore<strong>in</strong> wir uns teilen<br />

können, ohne daß dadurch das Seiende im m<strong>in</strong>desten verändert<br />

wird? Etwas, was dem Seienden zukommt und was doch auch<br />

uns zur Verfügung se<strong>in</strong> muß, wenn anders wir uns dare<strong>in</strong> sollen<br />

teilen können. Dem Seienden - der Kreide - kommen bestimm<br />

te Eigenschaften als Gebrauchsd<strong>in</strong>g und als materieller Körper<br />

zu, es hat e<strong>in</strong>e bestimmte Art zu se<strong>in</strong>. Aber gerade das lassen wIr<br />

se<strong>in</strong>, was und wie es ist. Unser Se<strong>in</strong> bei dem Vorhandenen ist eIn<br />

Se<strong>in</strong>lassen. Davon nehmen wir nichts weg und nehmen nichts<br />

als unser Werk an ihm <strong>in</strong> Anspruch. Aber darüber verfügen wIr<br />

doch nicht, sondern - wenn wir so sagen dürfen - <strong>die</strong> Kreide,<br />

solches und so ist eben sie.<br />

Doch wir hörten schon und zwar bei der Interpretation un<br />

seres Se<strong>in</strong>s bei <strong>die</strong>sem Vorhandenen, daß <strong>die</strong>ses Seiende, es,<br />

dabei unverborgen, d. h. im ursprünglichen S<strong>in</strong>ne wahr ~ei. DIe<br />

Unverborgenheit (Wahrheit) kommt dem Seienden zu; es Ist<br />

primär wahr; erst nachträglich ist der Satz über es wahr. Diese<br />

Unverborgenheit ist etwas, was <strong>die</strong> Kreide <strong>in</strong> ihrem Was und<br />

Wie nicht stört; sie bleibt, was sie und wie sie ist, auch wenn<br />

niemand im Saal sich aufhält und bei <strong>die</strong>sem Vorhandenen ist<br />

Sie wird auch nicht anders dadurch, daß sie für uns unverborgen<br />

ist. Durch unser Se<strong>in</strong> bei der Kreide wird sie nicht etwa abg e<br />

nutzt. Die Kreide ist wahr <strong>in</strong> unserem Se<strong>in</strong> bei ..., sie l'it<br />

unverborgen. Die Wahrheit ist also etwas, was der Kreide zu<br />

kommt und doch nicht zum vorhandenen Bestand ihrer Eigen<br />

schaften qua Kreide gehört.<br />

Diese Unverborgenheit der-Kreide ist es, <strong>in</strong> der <strong>die</strong> Kreide an<br />

§ 14 reden <strong>in</strong> <strong>die</strong> Unverborgenheit des Seienden 105<br />

Is dleses Gebrauchsd<strong>in</strong>g sich zeigt, <strong>in</strong> der sie sich als<br />

hr sel b st a . . ("lU h<br />

1 d das sie ist bekundet. DIe Unverborgenhelt Ha r-<br />

dd S :--eien e, '. .,<br />

<strong>die</strong> h<strong>in</strong>durch WIr also gerade dIeses SeIende als<br />

hel t ist es, . .<br />

1 bst se<strong>in</strong> lassen, was und WIe es 1st.<br />

(''i ~eun aber sehen wir e<strong>in</strong>, <strong>die</strong>ses Se<strong>in</strong>lassen der D<strong>in</strong>ge steht <strong>in</strong><br />

B<br />

edmgungszusammenhang mit der Teilhabe am SeieneJlWm<br />

dcn. ,-.ei<br />

'- nlassen geschieht nur so und kann nur so geschehen, daß<br />

c •<br />

d bei das was wir da se<strong>in</strong> lassen, offenbar, d.h. wahr 1st.<br />

\Ins a "<br />

.,eJDlassen steht im Bed<strong>in</strong>gungszusammenhang mit Wahrheit.<br />

1 'cmer ist <strong>die</strong>se Wahrh'eit (Unverborgenheit) etwas »am« Seienden,<br />

etwas, was ihm zukommt, aber es gleichwohl nicht<br />

andert. Wenn <strong>die</strong> Kreide als das Seiende, das sie ist, unverborgen,<br />

offenbar wird, geht an ihr nichts vo~, es tritt nic~t .irge~d<br />

eJD Naturprozeß <strong>in</strong> ihr e<strong>in</strong>, und doch geschIeht etwas mIt Ihr: SIe<br />

kommt m e<strong>in</strong>e Geschichte.<br />

Wir fragen nach e<strong>in</strong>er Teilhabe am Seienden, bei der wir uns<br />

JD etwas teilen, was 'dem Seienden zukommt, ohne daß am<br />

:-'elE'nden etwas dabei <strong>in</strong> Verlust gerät und geändert wird. Wor<strong>in</strong><br />

teilen WH uns <strong>in</strong> <strong>die</strong>ser merkwürdigen Teilhabe am Seienden?<br />

V\ Ir teilen uns m se<strong>in</strong>e Unverborgenheit, se<strong>in</strong>e Wahrheit. Nur<br />

sofern WH uns m <strong>die</strong>' Unverborgenheit des Seienden teilen, können<br />

wir es, das Seiende, so se<strong>in</strong> lassen, wie es sich bekundet. Und<br />

wenn WH uns <strong>in</strong> <strong>die</strong> Unverborgenheit teilen, ist uns etwas gememsam,<br />

was nicht e<strong>in</strong> Stück der Kreide ausmacht und also<br />

gleichsam Je nur für e<strong>in</strong>en Besitz se<strong>in</strong> könnte. Die Unverborgenheit<br />

ist auch nicht e<strong>in</strong>e vorhandene Eigenschaft der Kreide,<br />

\\ IP etwa ihre weiße Farbe, e<strong>in</strong>e Eigenschaft, <strong>die</strong> sich von der<br />

KrPlde ablosen ließe.<br />

.~. 14. Wlr teilen uns <strong>in</strong> <strong>die</strong> Unverborgenheit des Seienden<br />

\\ Ir telh>n uns uns <strong>die</strong> Unverborgenheit des Seienden. Das Gerr1Pmsame<br />

Ist <strong>die</strong> Wahrheit des Seienden. Die Wahrheit ist das<br />

'wlbl gE\ was wir suchten, und <strong>die</strong>ses Selbige ist es auch, was als

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!