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Einleitung in die Philosophie - gesamtausgabe

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324 Weltanschauung und In-der-Welt-se<strong>in</strong><br />

Se<strong>in</strong>sproblem ist das Weltproblem, und erst Se<strong>in</strong>sproblem und<br />

Weltproblem <strong>in</strong> ihrer E<strong>in</strong>heit bestimmen den echten Begriff der<br />

Metaphysik. Von hier aus muß sich dann zeigen, wie mit dem<br />

Wesen der Metaphysik <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er eigentümlichen Weise <strong>die</strong> Welt-<br />

" anschauung verknüpft ist.<br />

Das Se<strong>in</strong>sverständnis ist nichts, was gleichzeitig im Dase<strong>in</strong><br />

unter vielem anderen auch vorkommt, sondern das Se<strong>in</strong>sverständnis<br />

bzw. das In-der-Welt-se<strong>in</strong> macht es gerade, daß <strong>die</strong>ses<br />

Seiende, Dase<strong>in</strong>, schlechth<strong>in</strong> nicht gleichgültig gegen es selbst<br />

se<strong>in</strong> kann, sondern Seiendes, zu dessen Grundverfassung Se<strong>in</strong>sverständnis<br />

gehört, existiert gerade aus dem Verstehen des Se<strong>in</strong>s<br />

und <strong>die</strong>sem als Verstandenen her; Seiendes, das auf das Spiel des<br />

Se<strong>in</strong>sverständnisses gesetzt ist, ist - das sagt im Grunde dasselbe<br />

- sich selbst überantwortet, bzw. es ist umwillen se<strong>in</strong>er selbst,<br />

d. h. es existiert.<br />

Nur weil das Dase<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Wesen nach <strong>die</strong> Se<strong>in</strong>sverfassung<br />

ausmacht, gemäß der das als Dase<strong>in</strong> konstituierte Seiende umwillen<br />

se<strong>in</strong>er selbst ist, kann der jeweils faktische Mensch<br />

Zweck se<strong>in</strong>er selbst se<strong>in</strong>, wie Kant sagt.- Dieses »Umwillense<strong>in</strong>er«<br />

konstituiert das Selbst als solches. Die Selbstheit als<br />

Se<strong>in</strong>sbestimmung des Dase<strong>in</strong>s besteht nicht und nie primär nur<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bewußtse<strong>in</strong> <strong>die</strong>ses Seienden von ihm selbst, sondern<br />

das Selbst bewußtse<strong>in</strong> qua Reflexion ist immer nur e<strong>in</strong>e Folge<br />

der Selbstheit, genauer: In dem Umwillen-se<strong>in</strong>er ist das Seiende,<br />

das wir Dase<strong>in</strong> nennen, dergestalt enthüllt, daß es immer vor<br />

se<strong>in</strong> eigenstes Se<strong>in</strong>können gestellt ist und vor ihm sich entscheiden<br />

muß, was se<strong>in</strong> eigenstes Se<strong>in</strong> kann bezüglich der Se<strong>in</strong>smöglichkeiten,<br />

<strong>die</strong> wesenhaft zu ihm gehören: Mitse<strong>in</strong> mit Anderen,<br />

Se<strong>in</strong> bei Vorhandenem, Selbstse<strong>in</strong>.<br />

Vor sich selbst und <strong>die</strong> volle Selbstheit gebracht heißt aber<br />

nicht: <strong>in</strong>dividualistisch-egoistisch auf sich selbst zurückgezogen.<br />

Abgesehen davon, daß »Mitse<strong>in</strong>« das wesenhaft be!ont, ist<br />

<strong>die</strong>se Auslegung <strong>die</strong> gröbste Verkennung des Problems. pase<strong>in</strong><br />

muß wesenhaft es selbst se<strong>in</strong> können und im eigentlichen es<br />

selbst se<strong>in</strong>, wenn es sich getragen und geführt wissen will durch<br />

§ JZ Konkreteres Verständnis der Transzendenz 325<br />

e<strong>in</strong> anderes, wenn es sich soll öffnen können für Mitdase<strong>in</strong> der<br />

Anderen, wenn es sich soll e<strong>in</strong>setzen für Andere.<br />

Wenn freilich am überlieferten Subjekt- und Ichbegriff festgehalten<br />

wird, dann ist <strong>die</strong> Selbst beziehung egoistisch. Die<br />

Grade und Stufen des Wissens darum und <strong>die</strong> Formen <strong>die</strong>ses<br />

Gestelltse<strong>in</strong>s vor sich selbst s<strong>in</strong>d dabei recht mannigfaltig.<br />

Wenn wir also sagen: Zum Dase<strong>in</strong> gehört wesenhaft Se<strong>in</strong>sverständnis,<br />

und <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Se<strong>in</strong>sverständnis ist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em zumal<br />

verstanden das Se<strong>in</strong> des Dase<strong>in</strong>s und das Se<strong>in</strong> des nichtdase<strong>in</strong>smäßigen<br />

Seienden, so zeigt sich jetzt: Dieses Se<strong>in</strong>sverständnis ist<br />

ke<strong>in</strong>e harmlose Kenntnis von Kategorien und Beschauen von<br />

T deen, vielmehr liegt im Se<strong>in</strong>sverständnis gerade <strong>die</strong> volle<br />

Schärfe des Gestelltse<strong>in</strong>s des Dase<strong>in</strong>s vor sich selbst, so zwar, daß<br />

<strong>die</strong>ses Vor-sich-selbst-gestellte als solches zu anderem Seienden,<br />

das es nicht ist, sich verhält.<br />

Das Dase<strong>in</strong> ist jenes Seiende, dem es wesenhaft anheim gegeben<br />

ist, so zu se<strong>in</strong>, wie es se<strong>in</strong> kann. Das Se<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er selbst ist<br />

vorgabe und Aufgabe, weil eben zum Dase<strong>in</strong> Se<strong>in</strong>sverständnis<br />

gehört, wor<strong>in</strong> liegt, daß das Se<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er selbst ihm vorgestellt ist<br />

als das, wie und was es zu se<strong>in</strong> hat. Das Se<strong>in</strong> ist für <strong>die</strong>ses Seiende<br />

eigens Aufgabe und Möglichkeit, und zwar wesenhaft; es kann<br />

sich ihr, sofern es existiert, nicht entziehen, sondern muß, je so<br />

und 'So, mit ihr zu e<strong>in</strong>em Ende kommen. Der Selbstmord ist nur<br />

e<strong>in</strong>e extreme Form, <strong>in</strong> dem <strong>die</strong> wesenhafte Existenzaufgabe des<br />

Dase<strong>in</strong>s zum Austrag kommen kann.<br />

Se<strong>in</strong>sverständnis als Wesensmoment der Transzendenz des<br />

Dase<strong>in</strong>s, d. h. der Grundverfassung <strong>die</strong>ses Seienden hat schon<br />

von Grund aus <strong>in</strong> das Se<strong>in</strong> <strong>die</strong>ses Seienden den Charakter gebracht,<br />

mit Bezug auf welchen wir sagen: Das Dase<strong>in</strong> ist aufs<br />

Spieligesetzt. Es bleibt wohl zu beachten: Dieses Umwillense<strong>in</strong>er<br />

selbst, <strong>die</strong>ses: es geht um es selbst, <strong>die</strong>se Schärfe des<br />

Kampfes ist nicht erst e<strong>in</strong>e Folgeersche<strong>in</strong>ung, <strong>die</strong> sich <strong>in</strong>sofern<br />

ergibt, als das Dase<strong>in</strong>, sofern es existiert, faktisch unter anderem<br />

Seienden vorkommt, sondern im Wesen des Existierens, d. h. des<br />

Se<strong>in</strong>s -des Dase<strong>in</strong>s, liegt <strong>die</strong> Schärfe des Umwillen-se<strong>in</strong>er.

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