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Einleitung in die Philosophie - gesamtausgabe

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166 Wesensbereuh der Wahrhelt - Wesen der Wlssenschafi<br />

c) Wissenschaftliche Wahrheit<br />

Mit welchem Recht dekretieren wir e<strong>in</strong>fach, der Mythos SeI<br />

Aberglaube? Wenn aber ke<strong>in</strong> Recht dazu besteht, gibt es dann<br />

bezüglich des Seienden verschiedene Wahrheiten, und wie ver<br />

halten sie sich zue<strong>in</strong>ander? Wenn wir zugeben bzw. grundsatz<br />

lich verstehen, daß auch im Mythos e<strong>in</strong>e eigene Wahrheit liegt<br />

dann besteht offenbar zwischen vorwissenschaftlicher und WI'i<br />

senschaftlicher Wahrheit ke<strong>in</strong> Wesensunterschied mehr, san<br />

dern beide s<strong>in</strong>d nur dem Grade nach verschieden, und zwar<br />

<strong>in</strong>sofern, als <strong>in</strong> der Wissenschaft mehr Kenntnisse vorliegen, da'i<br />

e<strong>in</strong>zelne genauer bestimmt und <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Zusammenhang bes<br />

ser begründet ist. Bei welchem Grade fängt dann aber <strong>die</strong><br />

wissenschaftliche Wahrheit an und wo hört <strong>die</strong> vorwissenschaft<br />

liche auf? Hat nicht gerade <strong>die</strong> Wahrheit des Mythos den Vorzug<br />

e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>heitlichen Geschlossenheit, und beruht nicht seme<br />

Macht gerade mit dar<strong>in</strong>, daß alles e<strong>in</strong>heitlich begründet Ist,<br />

während wir <strong>in</strong> manchen Wissenschaften vor lauter Tatsachen<br />

<strong>die</strong> Wirklichkeit des Seienden nicht mehr sehen?<br />

So ist <strong>die</strong> wissenschaftliche Wahrheit weder <strong>die</strong> e<strong>in</strong>zige noch<br />

<strong>die</strong> höchste. Auch kann das Wesen <strong>die</strong>ser Wahrheit ~icht dann<br />

liegen, daß <strong>in</strong> ihr e<strong>in</strong>e möglichst große Masse von Tatsachen<br />

offenbar wird und daß <strong>die</strong> Bestimmung derselben e<strong>in</strong>en hohe<br />

ren Grad von Genauigkeit bei sich führt. Durch solche Verglel<br />

che kommen wir nicht zum Wesen der Wissenschaft und zur<br />

Kennzeichnung des Wesens des wissenschaftlichen Dasems; wIr<br />

sehen höchstens, daß ihm gar nicht ohne weiteres <strong>die</strong> Auszelch<br />

nung zukommt, <strong>die</strong> man ihm auf dem Boden e<strong>in</strong>es gewissen<br />

Aufklärerturns beimessen möchte.<br />

Aber wie sollen wir anders <strong>in</strong> das Wesen der Wissenschaft und<br />

des wissenschaftlichen Dase<strong>in</strong>s Licht br<strong>in</strong>gen? Wissenschaft 1',(<br />

e<strong>in</strong>e Art von Wahrheit; <strong>die</strong>se gehört zum Dase<strong>in</strong>. Sofern <strong>die</strong>se

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