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Einleitung in die Philosophie - gesamtausgabe

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96 Wahrheit und Se<strong>in</strong><br />

3. Das Selbige me<strong>in</strong>t nicht <strong>die</strong> formale Identität des Seien_<br />

den mit sich selbst.<br />

Damit haben wir <strong>die</strong> Hauptbegriffe von Selbigkeit erschöpft.<br />

Dar<strong>in</strong> liegt e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis darauf, daß wir so nicht vorwärts kommen,<br />

mehr noch, daß Selbigkeit hier etwas Orig<strong>in</strong>ales ist.<br />

Je vielfältiger wir dem nachfragen, was da Selbigkeit heißen<br />

könnte <strong>in</strong> dem Mite<strong>in</strong>anderse<strong>in</strong> bei Selbigem, um so weiter<br />

sche<strong>in</strong>en wir uns von dem zu entfernen, was wir aufklären<br />

sollen. Und doch e<strong>in</strong> Ergebnis: Alle negativen Resultate zusammenfassend,<br />

sehen wir: Bei der Selbigkeit handelt es sich nicht<br />

um e<strong>in</strong>e solche, <strong>die</strong> dem Seienden lediglich und primär <strong>in</strong> Rücksicht<br />

auf es selbst eignet.<br />

Wir g<strong>in</strong>gen von der Feststellung aus, daß wir nicht verschiedene<br />

Kreiden sehen, sondern e<strong>in</strong> und <strong>die</strong>selbe. Dieses unser aller<br />

Se<strong>in</strong> bei e<strong>in</strong> und derselben Kreide soll e<strong>in</strong> Mite<strong>in</strong>ander bekunden.<br />

Wir s<strong>in</strong>d bei derselben; sie ist durchgängig für alle <strong>die</strong>selbe<br />

und nicht nur je e<strong>in</strong>e gleiche, sie ist <strong>die</strong>selbe für jeden von uns.<br />

Daraus ergibt sich, daß wir von e<strong>in</strong>er Selbigkeit sprechen, <strong>die</strong><br />

relativ auf uns ist. Diese Relation auf uns gehört am Ende zum<br />

Wesen <strong>die</strong>ser Selbigkeit. Ob, <strong>in</strong>wiefern und warum zu jeder<br />

Selbigkeit und Identität e<strong>in</strong> Relationscharakter gehört, ist jetzt<br />

nicht zu erörtern. Daß dergleichen auch <strong>in</strong> der formalen leeren<br />

Selbigkeit von etwas mit sich selbst vorliegt, läßt sich leicht<br />

zeigen; <strong>die</strong>se Identität ist e<strong>in</strong> Charakter der Bezi~hung von etwas<br />

zu sich selbst.<br />

Selbigkeit von etwas drückt aus: Relation von etwas auf es<br />

selbst. Dies ist aber nur e<strong>in</strong>e erste Fassung der Identität. Mit<br />

<strong>die</strong>ser Idee von Selbigkeit kommen wir nicht weiter, ja überhaupt<br />

nicht an das Phänomen, das uns beunruhigt. Selbigkeit ist<br />

e<strong>in</strong>e Beziehung, <strong>die</strong> sich gerade ihrem S<strong>in</strong>n nach auf das zurückwendet,<br />

was da selbiges ist, e<strong>in</strong>e Relation, <strong>die</strong> nicht von<br />

dem betreffenden Etwas wegführt, sondern gerade immer nur<br />

auf es selbst zurück.<br />

Nun aber zeigt sich: Hier ist e<strong>in</strong> Selbiges, das so benannt wird,<br />

nicht weil es mit sich identiscR - das ist es vielleicht auch -,<br />

§ IJ. Se<strong>in</strong>sart und Offenbarkeit 97<br />

'I fu"r mehrere dasselbe ist. Jetzt sche<strong>in</strong>t sich der<br />

ndern wel es .'<br />

,0 I" n Diese Beziehung auf mehrere 1st eben nur dIe<br />

Koten zu ase .<br />

n , d Erfassens. Diese Beziehung des Erfassens gehört<br />

BeZlehung es . . d .<br />

, Wesen <strong>die</strong>'ser Selbigkeit, sondern es WIrd em I entIl)lcht<br />

ZUln<br />

. d<br />

. mehreren erfaßt. Wir kommen also doch mIt em<br />

,chps "on ..... . h<br />

. "1 l' hen Begriff der SelbIgkeIt aus, nur durfen WIr mc t<br />

'rf'WO In IC .<br />

,., . 11ießlich darauf reflektieren, sondern müßten mIt beacha<br />

usscdl ß mehrere e<strong>in</strong> Identisches erfassen. Wir können jetzt<br />

tf'n, a . .<br />

. en Selbigkeit kann sehr wohl eme BestImmung des Gegensag<br />

d' Ibst se<strong>in</strong> aber <strong>die</strong>ses mit sich selbst identische Seiende<br />

stan s se , .<br />

,teht dazu noch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Beziehung des Erfaßtwerdens. DIese<br />

Beziehung macht das vorhandene Seiende eben dann noch.relativ<br />

auf mehrere andere Seiende vom Charakter des Dasems.<br />

Wir habf'n also den Tatbestand: Seiendes, das mit sich identisch<br />

ist und dann noch als'rlieses Identische e<strong>in</strong> mögliches Erfaßbares<br />

für mehrere ist.<br />

d) Das Selbige als Geme<strong>in</strong>sames<br />

1\ ber -- wenn mehrere e<strong>in</strong> Identisches erfassen, so ist das ganz<br />

und gar nicht das, was wir als aufzuklärendes Phänomen vor uns<br />

haben. Das erstere geschieht ständig: irgend jemand <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

sipht e<strong>in</strong> Automobil, und e<strong>in</strong> Bauer im Schwarzwald sieht se<strong>in</strong>e<br />

Kuh; es s<strong>in</strong>d da mehrere, <strong>die</strong> je e<strong>in</strong> Identisches erfassen, und<br />

doch nicht: mite<strong>in</strong>ander dasselbe und doch noch e<strong>in</strong> Mite<strong>in</strong>andpr,<br />

auch hier. Sö llluß es doch dabei bleiben, daß im Mite<strong>in</strong>andersf'<strong>in</strong><br />

bei demselben <strong>die</strong> Selbigkeit e<strong>in</strong>e wesenhafte Beziehung<br />

ausdrückt, und zwar e<strong>in</strong>e solche, <strong>die</strong> nicht e<strong>in</strong>fach auf das<br />

Seiende selbst zurückspr<strong>in</strong>gt, sondern gerade wegführt zu mehrpren.<br />

Aber wie das? Das Vorhandene, bei dem wir s<strong>in</strong>d, ist uns also<br />

gemp<strong>in</strong>sam, ist dasselbe für mehrere, so daß <strong>die</strong>se mehreren auf<br />

(;rund <strong>die</strong>ses »dasselbe für sie« e<strong>in</strong> »wir« werden. Ob das Wir<br />

freilich das Resultat e<strong>in</strong>er Zusammenkunft mehrerer ist, lassen<br />

wir zunächst offen. Doch was heißt: Das Vorhandene, bei dem

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