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Einleitung in die Philosophie - gesamtausgabe

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216 Zum Unterschied von Wissenschaft und <strong>Philosophie</strong><br />

Denselben Gedanken Platons, daß der Philosoph ud<br />

JtQOO'%E4J.EV~ .TI .OU ov'tOC; tÖEC;t, hat Aristoteles <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er nüchternen,<br />

aber um nichts weniger radikalen Art ausgesprochen<br />

(Met. Z 1, 1028 b2 sq.): xat öt'J xat .0 miA.ut .E xat vuv xat ud<br />

~T]'tOl)IlEVOV xat ud UJtOQOUIlEVOV, .t .0 ov, .ou.o Ecrn, .tc; ~<br />

ouata. 3 »Und so ist dasjenige, was von alters her und jetzt und <strong>in</strong><br />

alle künftigen Zeiten h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> gesucht ist, und dasjenige, wobei<br />

das Suchen und Fragen immer wieder scheitert, nichts anderes<br />

als <strong>die</strong> Frage, was ist das Se<strong>in</strong>.«<br />

Hier tritt <strong>die</strong> wichtige E<strong>in</strong>sicht zu Tage, daß <strong>die</strong>ses Fragen,<br />

was das Se<strong>in</strong> sei, immer wieder <strong>in</strong> Lagen führt, aus denen es<br />

ke<strong>in</strong>en Ausweg zu geben sche<strong>in</strong>t. Mit anderen Worten: Die<br />

Grundfrage des <strong>Philosophie</strong>rens »Was ist das Se<strong>in</strong> selbst?« ist <strong>die</strong><br />

Frage, <strong>die</strong> immer wieder Frage werden will und muß. Wir haben<br />

meist e<strong>in</strong>e irrige Vorstellung von der griechischen <strong>Philosophie</strong>,<br />

von Platon und Aristoteles im besonderen, als seien hier<br />

runde und geschlossene Systeme geschaffen worden, <strong>die</strong> künftigen<br />

Zeiten als dogmatischer Lehrgehalt überliefert werden.<br />

Doch f<strong>in</strong>det sich nichts, was darauf deutet, daß sie der Me<strong>in</strong>ung<br />

gewesen wären, nunmehr für alle kommenden Geschlechter das<br />

Wesentliche erledigt zu haben. Was Platon und Aristoteles <strong>die</strong><br />

<strong>in</strong>nere Größe verleiht, ist <strong>die</strong>ses sich selbst überlegene, freie<br />

Überlassen derselben Grundaufgabe an <strong>die</strong> Nachkommenden.<br />

(Heute, wo Sche<strong>in</strong>philosophie und Metaphysik auf allen Gassen<br />

ausgerufen wird, gilt es mehr denn je, <strong>die</strong> Grundfrage des<br />

<strong>Philosophie</strong>rens zur Frage werden zu lassen, d. h. <strong>die</strong> Frage nach<br />

dem Se<strong>in</strong> erst wieder als solche auszubilden. Wir müssen jetzt<br />

begreifen, daß schon und gerade <strong>die</strong>ses Ausbilden <strong>die</strong>ser Frage<br />

das <strong>Philosophie</strong>ren selbst ist.)<br />

Ausdrücklich Transzen<strong>die</strong>ren als <strong>Philosophie</strong>ren ist sich wiederholendes<br />

Fragen nach dem Se<strong>in</strong> des Seienden; das Se<strong>in</strong> als<br />

solches befragen, heißt, es zu begreifen suchen. <strong>Philosophie</strong>ren<br />

3 Aristotelis Metaphysica. Recognovit W. Christ. Lipsiae <strong>in</strong> aedibus B. G.<br />

Teubneri 1886.<br />

•<br />

§ Jo. Der unterschiedliche Fragebereich 217<br />

fragt nach dem Begriff dessen, was wir immer schon verstehen.<br />

Von da wird sichtbar, daß gerade das <strong>Philosophie</strong>ren umlagert<br />

ist von den E<strong>in</strong>flüsterungen se<strong>in</strong>er hartnäckigsten Widersacher<strong>in</strong>,<br />

der verme<strong>in</strong>tlichen Selbstverständlichkeit der D<strong>in</strong>ge.<br />

<strong>Philosophie</strong>ren heißt das Se<strong>in</strong> als solches zu begreifen suchen,<br />

das Se<strong>in</strong>sverständnis <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er <strong>in</strong>neren Möglichkeit ausbilden<br />

und auf se<strong>in</strong>en Grund br<strong>in</strong>gen, Verständnis ausbilden, Verstehen<br />

als Entwerfen, den Entwurf ausdrücklich vollziehen, und das<br />

besagt:' <strong>die</strong>sen Entwurf selbst <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er <strong>in</strong>neren Möglichkeit bestimmen,<br />

so daß er vollziehbar wird als begreifendes Entwerfen,<br />

als Ausbildung des vorontologischen Se<strong>in</strong>sverständnisses zum<br />

ontologischen, dergestalt, daß von <strong>die</strong>sem aus jenes erst Licht<br />

bekommt.<br />

<strong>Philosophie</strong>ren heißt das Se<strong>in</strong> als solches zu begreifen suchen<br />

und <strong>die</strong> Ontologie als Problem grundsätzlich begründen. Doch<br />

wir sagen nicht e<strong>in</strong>fach: <strong>Philosophie</strong> ist Ontologie, und sagen<br />

das vor allem nicht <strong>in</strong> dem S<strong>in</strong>ne, daß irgende<strong>in</strong> tra<strong>die</strong>rter Begriff<br />

von Ontologie übernommen und dem Wesen der <strong>Philosophie</strong><br />

aufgeredet wird. <strong>Philosophie</strong> ist Ontologie, besagt höchstpns:<br />

Sie ist <strong>in</strong> ihrem Wesen e<strong>in</strong> Problem, das dem entquillt, was<br />

das Grundwesen der Existenz des Dase<strong>in</strong>s ausmacht; <strong>Philosophie</strong><br />

ist ontologisch, besagt dann: Gel<strong>in</strong>gt es, das zu begreifen,<br />

dann muß sich von da und von da primär und alle<strong>in</strong> <strong>die</strong> volle<br />

<strong>in</strong>nere Richtung des Wesens des <strong>Philosophie</strong>rens enthüllen lasspn.<br />

§ JO. Der unterschiedliche Fragebereich von <strong>Philosophie</strong><br />

und Wissenschaft<br />

Damit ist gesagt: Mit der jetzigen Kennzeichnung des <strong>Philosophie</strong>rens<br />

als Fragen nach dem Begriff des Se<strong>in</strong>s haben wir das<br />

Wesen des <strong>Philosophie</strong>rens ke<strong>in</strong>eswegs erschöpft, nicht <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />

Kern gefaßt; <strong>die</strong>ser e<strong>in</strong>e Weg zur vorläufigen Charakteristik<br />

des <strong>Philosophie</strong>rens ist zwar methodisch der unumgänglich

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