Einleitung in die Philosophie - gesamtausgabe
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258 Weltanschauung und Weltbegriff<br />
Moment, daß sie von uns e<strong>in</strong>er wesentlichen Kritik unterworfen<br />
werden muß. Das hängt mit dem E<strong>in</strong>fluß der traditionellen<br />
Logik auf Kants Werk zusammen. Diese Teilung der traditionellen<br />
Metapyhsik spiegelt sich im Aufriß der transzendentalen<br />
Elementarlehre wider.<br />
b) Exkurs: Kants Grundlegung der Metaphysik<br />
Ad 5. Welches s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Hauptthesen und <strong>die</strong> Schritte <strong>die</strong>ser<br />
Grundlegung? Wir unterscheiden <strong>die</strong> Hauptthesen und <strong>die</strong><br />
Durchführung.<br />
a) Die Hauptthesen<br />
Es ist charakteristisch für alle philosophischen Untersuchungen,<br />
daß sie mit sche<strong>in</strong>bar e<strong>in</strong>fachen und elementaren Sätzen beg<strong>in</strong>nen,<br />
daß aber h<strong>in</strong>ter <strong>die</strong>sen Sätzen e<strong>in</strong>e ganze Welt von Voraussetzungen<br />
lebt; für den Laien und für den Literaten <strong>in</strong> der<br />
<strong>Philosophie</strong> sieht das so aus, als wären das unbewiesene Voraussetzungen.<br />
Was wir jetzt erörtern, s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> E<strong>in</strong>sichten, <strong>die</strong> Kant<br />
von vornhere<strong>in</strong> der Diskussion des Problems der Metaphysik<br />
zugrundelegt, <strong>die</strong> er gar nicht thematisch erörtert, von denen er<br />
aber e<strong>in</strong>e sichere E<strong>in</strong>sicht hat. Das heißt, das, was Kant nicht<br />
~us~ührlich ausspricht, und das, was <strong>die</strong> <strong>Philosophie</strong> nicht sagt,<br />
1st Immer das Wesentliche.<br />
Wir können <strong>die</strong>se Grundthesen auf drei br<strong>in</strong>gen:<br />
1. These, was Erkenntnis überhaupt sei,<br />
2. Problem ist <strong>die</strong> Endlichkeit der Erkenntnis des Menschen<br />
3. Gegenstand solcher Erkenntnis ist das Erkennbare selbs:<br />
als Ersche<strong>in</strong>ung, nicht als D<strong>in</strong>g an sich.<br />
t. Was zur Erkenntnis überhaupt gehört, darüber gibt der<br />
erste Satz der Kritik Aufschluß: »Auf welche Art und durch<br />
welche Mittel sich auch immer e<strong>in</strong>e Erkenntnis auf Gegenstände<br />
beziehen mag, so ist doch <strong>die</strong>jenige, wodurch sie sich auf<br />
<strong>die</strong>selben unmittelbar bezieht, und worauf alles Denken als<br />
Mittel ab zweckt, <strong>die</strong> Anschauung«. (A 19, B 33) Diesem Satz<br />
§ J4. Kants Weltbegriff<br />
entnehmen wir e<strong>in</strong> Doppeltes: erstens, daß das Wesen der Erkenntnis<br />
<strong>in</strong> der Anschauung liegt.<br />
Dieser erste Satz der Kritik spricht radikal gegen <strong>die</strong> Auffassung<br />
des Neukantianismus. Man kann sagen, daß der Grundmangel<br />
des Neukantianismus dar<strong>in</strong> besteht, daß er den ersten<br />
Satz der Kritik nicht gelesen hat. In der Marburger Schule ist<br />
ubertrieben worden, daß das Wesen der Erkenntnis nach Kant<br />
das Denken ist. Er sagt ausdrücklich: Das Wesen der Erkenntnis<br />
ist Anschauung, und alles Denken zweckt ab als Mittel auf <strong>die</strong><br />
Anschauung. Auf <strong>die</strong>sen ersten Satz ist <strong>die</strong> ganze Kritik aufgebautl.'<br />
Anschauung heißt griechisch at(Jthjat~. Ästhetik heißt <strong>die</strong><br />
Lehre von der at(J{}TJ(J~. Das Denken ist nach der Tradition Gegenstand<br />
der Logik. Wenn <strong>die</strong> Erkenntnis aus Anschauung und<br />
Denken besteht, dann ist <strong>die</strong> Ästhetik <strong>die</strong> Lehre von der Anschauung<br />
und <strong>die</strong> Logik <strong>die</strong> Lehre vom Denke~. Daher ist <strong>die</strong><br />
Folgerung der Marburger, <strong>die</strong> transzendentale Asthetik aus der<br />
Kritik der re<strong>in</strong>en Vernunft h<strong>in</strong>auszu<strong>in</strong>terpretieren. Nicht nur<br />
für den Aufriß des Werkes, sondern für das ganze Problem ist<br />
also'das Entscheidende, daß man den allgeme<strong>in</strong>en Erkenntnisbegriff<br />
von e<strong>in</strong>em im Denken sich erläuternden und sich<br />
ause<strong>in</strong>anderlegenden Anschauen festhält, d. h. jede Wahrheit<br />
des Denkens ist notwendig angewiesen auf <strong>die</strong> Ausweisung und<br />
Bewährung <strong>in</strong> der Anschauung. Wir werden sehen, daß <strong>die</strong>s <strong>die</strong><br />
zentrale Frage der Kritik der re<strong>in</strong>en Vernunft ist, wo es sich um<br />
das Problem der ontologischen Erkenntnis handelt.<br />
Die 2. These betrifft <strong>die</strong> Endlichkeit der Erkenntnis. Es ist<br />
wesentlich, daß nicht von irgende<strong>in</strong>er Vernunft gehandelt wird<br />
- e<strong>in</strong>e Unbestimmtheit, <strong>die</strong> heute weith<strong>in</strong> herrscht -, während<br />
Kaut deutlich im nachfolgenden Satze sagt: »Diese f<strong>in</strong>det nur<br />
statt, sofern uns der Gegenstand gegeben wird. Dieses aber ist<br />
wlederum, uns Menschen wenigstens, nur dadurch möglich,<br />
daß er das Gemüt auf gewisse Weise affiziere.« (Ebd.)<br />
Die E<strong>in</strong>fügung »uns Menschen wenigstens« stammt aus der<br />
zweiten Auflage. Was heißt das nun, daß <strong>in</strong> der Kritik der re<strong>in</strong>en