Einleitung in die Philosophie - gesamtausgabe
Einleitung in die Philosophie - gesamtausgabe
Einleitung in die Philosophie - gesamtausgabe
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
388 Das Problem der Weltanschauung '"'<br />
mung des Seienden nach e<strong>in</strong>zelnen Bezirken, positiveS'rErkennen,<br />
Wissenschaft. 2. allgeme<strong>in</strong>e Bes<strong>in</strong>nung auf das Seiendecals<br />
solches, so zwar, daß dabei der Logos <strong>in</strong> den Vordergrund als<br />
Milieu und Leitfaden der Problematik tritt.<br />
Im Gefolge der <strong>Philosophie</strong> bilden sich aus Wissenschaften<br />
und Logik; <strong>die</strong>se haben aber <strong>in</strong> sich gerade <strong>die</strong> Tendenz, als<br />
Richt- und Werkzeug zu <strong>die</strong>nen, d.h. <strong>die</strong> Ause<strong>in</strong>andersetzung<br />
des Erkennens mit dem Seienden »technisch« zu machen. Hier<br />
zeigt sich nun dasselbe Gesetz wie <strong>in</strong> der ersten Grundf'Orm der<br />
Weltanschauung, im mythischen Dase<strong>in</strong>. Dort veröffentlicht<br />
sich <strong>die</strong> Bergung <strong>in</strong> den Betrieb der Heilsmittel und -wege; hier<br />
veröffentlicht sich, und zwar notwendig, das <strong>Philosophie</strong>ren <strong>in</strong><br />
<strong>die</strong>se Formen der erkennenden Ause<strong>in</strong>andersetzung. Diese s<strong>in</strong>d<br />
zwar notwendig bei aller konkreten Erforschung des Seienden;<br />
aber nicht notwendig ist, daß <strong>die</strong>se veröffentlichten Formen als<br />
solche nun umgekehrt dasjenige primär bestimmen, <strong>in</strong> dessen<br />
Gefolgschaft sie alle<strong>in</strong> möglich und notwendig s<strong>in</strong>d. Durch Logik<br />
und Wissenschaft wird jetzt <strong>die</strong> <strong>in</strong>nere Form der <strong>Philosophie</strong><br />
nicht nur selbst veräußerlicht, sondeIOn von sich selbst<br />
ferngehalten. Aber <strong>die</strong>ses geschieht nicht zufällig, als Eigentümlichkeit<br />
der <strong>Philosophie</strong> oder der Weltanschauung als Haltung,<br />
sondern auch bei der Bergung; also s<strong>in</strong>d zum Dase<strong>in</strong> als<br />
solchem gehörig Verfallen, verschiedene Abwandlungen, - aber<br />
Wesensbestimmung des Dase<strong>in</strong>s (Sorge).<br />
Alle großen Anstrengungen der abendländlischen <strong>Philosophie</strong><br />
gelten dem Bemühen, <strong>die</strong>ser Macht der Logik! selbst Herr<br />
zu werden; aber das geschieht so, daß sie selbst gewissermaßen<br />
<strong>in</strong>s Haus genommen und ihr alle Herrschaft übertragen wird -<br />
Hegel. Nur e<strong>in</strong> ganz sporadischer Versuch f<strong>in</strong>det sich bei Kant,<br />
von ihm selbst verleugnet und auch nur zu sehen, wenn man der<br />
kantischen Problematik von radikalerer Fragestellung aus so<br />
1 Logik: ratio - Descartes Mathematik und Sorge der Gewißhei~ - von hier<br />
das cogito. Bewußtse<strong>in</strong> - Vernunft des Apriori - zwei Motive für Idee der<br />
Vernunftwissenschaft als <strong>Philosophie</strong>.<br />
§ 44. Weltanschauung als Haltung und das Se<strong>in</strong>sproblem 389<br />
weit als möglich entgegenkommt, was Pr<strong>in</strong>zip der Interpretation<br />
se<strong>in</strong> muß.<br />
Was aber entscheidend ist <strong>in</strong> <strong>die</strong>sen Überlegungen: Es gilt <strong>die</strong><br />
Eigentümlichkeit, Problematik und Grenze dessen zu sehen,<br />
was ich <strong>die</strong> aristotelische Situation nenne, d. h. <strong>die</strong> Form des<br />
antiken <strong>Philosophie</strong>rens auf <strong>die</strong>ser Höhenlage. Das Se<strong>in</strong>sproblem<br />
als Frage nach dem Seienden im Ganzen, <strong>die</strong>ses aber<br />
zugleich als Frage nach dem Seienden als solchem, <strong>die</strong>se Problematik<br />
ist <strong>die</strong>jenige der ersten <strong>Philosophie</strong>, d.h. des <strong>Philosophie</strong>rens<br />
<strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie, d. h. der ursprünglichen und ganzen<br />
erkennenden Ause<strong>in</strong>andersetzung mit dem Seienden. Hier entscheidet<br />
sich das Schicksal der abendländischen <strong>Philosophie</strong>, sie<br />
wird zur Metaphysik, wie wir sie dann bei Kant antreffen. Für<br />
deren Geschichte wesentlich ist das E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen des Christentums<br />
<strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Philosophie</strong> bzw. deren Dienst für jenes. (Seele,<br />
Welt, Gott, Bergung). Diese Form der Bergung bestimmt <strong>die</strong><br />
<strong>in</strong>nere Gestalt des metaphysischen Problems, der Frage nach<br />
dem Seienden im Ganzen. Die Probleme s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>die</strong>se Systematik<br />
e<strong>in</strong>gezwängt; sie leben nur noch so weit, als ihnen <strong>die</strong>ser<br />
Rahmen Raum läßt, und sie werden immer nur aus <strong>die</strong>sem<br />
heraus gestellt; endlose Abwandlungen, Programme, entwurzelt.<br />
2<br />
Auch <strong>die</strong> konkrete geschichtliche Gestalt der Geschichte der<br />
abendländischen <strong>Philosophie</strong> ist so das Dokument dafür, daß<br />
<strong>Philosophie</strong>ren, wenn wir es vom Se<strong>in</strong>sproblem her verstehen,<br />
se<strong>in</strong>er Möglichkeit nach gründet im Dase<strong>in</strong>, dessen In-der<br />
Welt-se<strong>in</strong> primär durch Haltung bestimmt ist. Wir drücken das<br />
so aus, daß wir sagen: <strong>Philosophie</strong>ren ist Weltanschauung als<br />
Haltung. Haben wir damit jetzt <strong>die</strong> volle Antwort auf <strong>die</strong> Frage,<br />
<strong>die</strong> uns auf dem zweiten Weg leitete? Ist das Verhältnis von<br />
Weltanschauung und <strong>Philosophie</strong> durchgängig klargestellt? Alle<strong>in</strong>,<br />
er<strong>in</strong>nern wir uns wohl; denn wir wollten ja nicht fragen<br />
2 Freilich auch hier ist noch Anweisung auf ursprüngliche Problematik.<br />
Gliederung der Metaphysik; aber aus <strong>die</strong>ser selbst nicht zu entnehmen.