Einleitung in die Philosophie - gesamtausgabe
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288 Weltanschauung und Weltbegriff<br />
zusammengehören - Transzendenz, und zwar ontisch-ontologisch.<br />
Transzendenz ist eben zugleich und als solche Ursprung<br />
der ontologischen Differenz.<br />
Wenn auch ke<strong>in</strong>e objektive Deduktion möglich ist, so »konnten<br />
wir« wohl »aber e<strong>in</strong>e subjektive Anleitung (Akad.-Ausg.:<br />
Ableitung) derselben am der Natur unserer Vernunft [zweideutig<br />
mit Bezug auf Gegenstände und auf Funktion des Schließens]<br />
[vgl. A XVII] unternehmen ... « (A 336, B 393). Deduktion<br />
der drei Klassen aus der »Funktion der Vernunft bei ihren<br />
Schlüssen«, kategorisch, hypothetisch, disjunktiv (A 321/2,<br />
B 378).<br />
e) Welt als Idee der Totalität der Ersche<strong>in</strong>ungen:<br />
Korrelat der endlichen menschlichen Erkenntnis<br />
Welt wird bei Kant e<strong>in</strong>mal gefaßt als: »Inbegriff aller Ersche<strong>in</strong>ungen«<br />
CA 419, B 447), sodann als »Inbegriff aller Gegenstände<br />
möglicher Erfahrung« (Was heißt: sich im Denken orientieren?<br />
1786), das heißt jetzt: <strong>die</strong> apriori allgeme<strong>in</strong>e Vorstellung<br />
der absoluten Totalität des Seienden, sofern es e<strong>in</strong>em endlichen<br />
Wesen zugänglich ist. »Es werden hier also Ersche<strong>in</strong>ungen als<br />
gegeben betrachtet ... « (A 416, B 443). Ersche<strong>in</strong>ungen s<strong>in</strong>d<br />
konstituiert durch ontologische Erkenntnis - Grundsätze - Synthesis.<br />
»Ich nenne alle transzendentalen Ideen, sofern sie <strong>die</strong><br />
absolute Totalität <strong>in</strong> der Synthesis der Ersche<strong>in</strong>ungen betreffen,<br />
Weltbegriffe, ... « (A 407/8, B 434).12<br />
Weltbegriff als Idee ist nicht auf e<strong>in</strong> Objekt an sich, sondern<br />
auf Ersche<strong>in</strong>ungen, d.h. auf E<strong>in</strong>heit der Bed<strong>in</strong>gungen der Synthesis<br />
bezogen, und zwar betrifft <strong>die</strong>se Idee nur »<strong>die</strong> aufstelgende<br />
Reihe der Bed<strong>in</strong>gungen« (A 409/10, B 436). Diese Ideen<br />
als Begriffe von der Welt - Kosmos. Diesen nennen wir auch<br />
12 Begnff von der Welt - emp<strong>in</strong>sche SynthesIs, EndlIchkeIt der ReceptlOn,<br />
Erfahrung. Begriffe von der Welt" Ideen, dIe dIe Weltlehre, KosmologIe, zum<br />
Thema haben - kosmologIsche Ideen. .'<br />
§ 34. Kants Weltbegriff 289<br />
»Natur«. Daher bedarf es e<strong>in</strong>er Erläuterung des Unterschiedes<br />
von 'Welt und Natur CA 418/9, B 446/7). Wenn Kant auch von<br />
Welt begriffen <strong>in</strong> engerer und weiterer Bedeutung spricht, so<br />
s<strong>in</strong>d gleichwohl alle kosmologischen Ideen Weltbegriffe.<br />
Weltbegriffe s<strong>in</strong>d gegenüber Kategorien zwar transzendental,<br />
gegenüber den Ersche<strong>in</strong>ungen <strong>in</strong>sgesamt transzendent, d.h. relativ,transzendent;<br />
sie s<strong>in</strong>d zugleich transzendent und transzendental;<br />
ihre Realität ist transzendental, weil sie relativ transzendent<br />
s<strong>in</strong>d zu Ersche<strong>in</strong>ungen, gleichwohl deren E<strong>in</strong>heit als<br />
Ganzheit bestimmen. Es ist e<strong>in</strong>e subjektive Realität, aber doch<br />
kosmologisch auf <strong>die</strong> S<strong>in</strong>nenwelt bezogen; im Weltbegriff ist <strong>die</strong><br />
empirisch unbed<strong>in</strong>gte Totalität der Ersche<strong>in</strong>ungen (Objekte)<br />
gedacht, aber noch nicht das Unbed<strong>in</strong>gte schlechth<strong>in</strong>. Die unbed<strong>in</strong>gte<br />
Totalität qua Welt, das kommt hier zum Ausdruck, hat<br />
doch noch den wesenhaften Bezug zu Ersche<strong>in</strong>ungen, d. h. zum<br />
Seienden, sofern es e<strong>in</strong>em endlichen Wesen zugänglich ist. Obzwar<br />
Idee, ist sie doch noch durch ihren Bezug zur endlichen<br />
Erkenntnis bed<strong>in</strong>gt. Welt ist <strong>die</strong> Idee der Totalität des Seienden,<br />
sofern es dem endlichen Erkennen zugänglich ist, sie übersteigt<br />
Ersche<strong>in</strong>ungen und ist doch gerade auf sie bezogen.<br />
Entscheidend für den Weltbegriff ist der wesenhafte Bezug<br />
zur Endlichkeit des nicht schöpferischen Wesens (Mensch).<br />
Hiermit kommt nur zum ontologisch geklärteren Ausdruck, was<br />
der traditionelle Weltbegriff immer schon anzeigt damit, daß er<br />
das ens creatum me<strong>in</strong>t. Aber bei Kant steht <strong>die</strong>ses gleichsam<br />
nicht an sich - <strong>die</strong> existierenden endlichen D<strong>in</strong>ge -, sondern <strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong>er Gegenständlichkeit gerade auch für Kreatürliches. Welt<br />
Ist <strong>die</strong> Totalität der Ersche<strong>in</strong>ungen, e<strong>in</strong>e noch bed<strong>in</strong>gte unbed<strong>in</strong>gte<br />
Totalität. Welt ist <strong>die</strong> Idee der Ganzheit des Geschaffenen<br />
In der möglichen Perspektive e<strong>in</strong>es se<strong>in</strong>erseits auch geschaffenen<br />
erkennenden Wesens. Dabei kommt zugleich zum Vorsche<strong>in</strong>,<br />
daß <strong>die</strong> Welt als Idee <strong>die</strong>ser Totalität selbst der endlichen<br />
Vernunft ihren Ursprung verdankt - e<strong>in</strong> Doppelgesicht: Totalität<br />
der Ersche<strong>in</strong>ungen, des Seienden selbst, und gleichwohl zur<br />
Natur des endlichen Subjekts gehörig. Im Commercium der