Einleitung in die Philosophie - gesamtausgabe
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378 Das Problem der Weltanschauung<br />
Haltung ist sich ause<strong>in</strong>andersetzende Sammlung des Menschen<br />
auf das Da-se<strong>in</strong>. Dar<strong>in</strong> liegt nicht lediglich e<strong>in</strong> Sichbehaupten<br />
und Durchsetzen, nur sich Sichern gegen ... , sondern<br />
Haltung als Dase<strong>in</strong> ist <strong>in</strong> sich Freimachen der Möglichkeiten,<br />
bedeutet» Wachstum«, aber nicht »Fortschritt«.<br />
Haltung als philosophische Weltanschauung ist noch e<strong>in</strong>e<br />
sehr vieldeutige Charakteristik, und vor allem voreilig, äußerlich.<br />
Zwar ist soviel deutlich: Die Haltung, sofern <strong>in</strong> ihr <strong>die</strong><br />
Transzendenz ausdrücklicher wird, steht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em besonderen<br />
Zusammenhang mit <strong>Philosophie</strong>ren, wenn <strong>die</strong>ses ausdrückliches<br />
Transzen<strong>die</strong>ren ist. Noch aber ist das <strong>in</strong>nere Verhältnis von<br />
Weltanschauung als Haltung und <strong>Philosophie</strong>ren völlig problematisch.<br />
Wir müssen uns hüten, hier e<strong>in</strong>e allzu leichte Lösung<br />
f<strong>in</strong>den zu wollen.<br />
Wir wollen versuchen, das Problem zu verdeutlichen durch<br />
e<strong>in</strong>e Analogie mit der Frage des ersten Weges. Dort war Problem:<br />
Ist <strong>die</strong> Wissenschaft <strong>die</strong>jenige Idee, der <strong>die</strong> <strong>Philosophie</strong><br />
<strong>die</strong>nstbar gemacht werden muß, <strong>Philosophie</strong> als strenge Wissenschaft,<br />
oder ist <strong>Philosophie</strong> ganz und gar nicht Wissenschaft,<br />
obzwar gerade deshalb der Grund der Möglichkeit der Wissenschaft?<br />
Es ergab sich: Die Idee e<strong>in</strong>er wissenschaftlichen <strong>Philosophie</strong><br />
ist wie der Gedanke e<strong>in</strong>es rundlichen Kreises. Wie steht<br />
es nun entsprechend bezüglich des Verhältnisses von Weltanschauung<br />
und <strong>Philosophie</strong>? Ist Weltanschauung dasjenige, was<br />
der <strong>Philosophie</strong> als Maßstab <strong>die</strong>nen soll? Ist <strong>Philosophie</strong> e<strong>in</strong>e<br />
Weltanschauung, oder hat umgekehrt <strong>die</strong>se Weltanschauung zur<br />
Voraussetzung <strong>die</strong> <strong>Philosophie</strong>?<br />
Wir haben, wie ausdrücklich betont wurde, jetzt gefragt nach<br />
e<strong>in</strong>er Analogie mit dem ersten Weg, d. h. Weltanschauung mit<br />
Wissenschaft <strong>in</strong> Entsprechung gesetzt. Alle<strong>in</strong>, schon das ist unmöglich,<br />
denn Weltanschauung ist etwas wesentlich Ursprünglicheres<br />
und zum Dase<strong>in</strong> gehörig, dagegen <strong>die</strong> Wissenschaft<br />
nicht. So wird fraglich, ob wir auch hier, auf dem zweiten Wege,<br />
das Problem e<strong>in</strong>fach auf <strong>die</strong>ses Entweder-Oder br<strong>in</strong>gen dürfen,<br />
oder ob dadurch das Eigentümliche.des jetzigen Problems nicht<br />
§ 4J. Hdltung und <strong>Philosophie</strong> 379<br />
gerade zwischendurch fiilt und nicht zu greifen ist. Das ist <strong>in</strong><br />
der Tat der Fall.<br />
Dazu kommt noch e<strong>in</strong> anderes. Es trat schon mehr oder m<strong>in</strong>der<br />
deutlich heraus, daß <strong>Philosophie</strong>ren als ausdrückliches Transzen<strong>die</strong>ren<br />
e<strong>in</strong>en besonderen Bezug zu der e<strong>in</strong>en Grundform der<br />
Weltanschauung als Haltung hat, mith<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er bestimmten<br />
Möglichkeit, was freilich nicht aus-, sondern e<strong>in</strong>schließt, daß<br />
auch e<strong>in</strong> wesentlicher Bezug zur Weltanschauung als Bergung<br />
vorliegt. Aber schon dadurch ist <strong>die</strong> allgeme<strong>in</strong>e Frage nach dem<br />
Verhältnis von <strong>Philosophie</strong> und Weltanschauung verwickelter.<br />
Allgeme<strong>in</strong> ist nur zu sagen: <strong>Philosophie</strong> und Weltanschauung<br />
betreffen beide <strong>die</strong> Transzendenz, das In -der-Welt-se<strong>in</strong>; aber wie,<br />
das ist <strong>die</strong> Frage.<br />
b) <strong>Philosophie</strong> ist Weltanschauung als Haltung<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ausgezeichneten S<strong>in</strong>ne<br />
Wir wollen zunächst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Richtung <strong>die</strong> Antwort vorwegnehmen,<br />
<strong>in</strong>dem wir sagen: Weltanschauung, und zwar als Haltung,<br />
ist» Voraussetzung« der <strong>Philosophie</strong>. Doch was heißt hier» Voraussetzung«?<br />
In-der-Welt-se<strong>in</strong> als Haltung muß geschehen,<br />
wenn <strong>Philosophie</strong>ren soll se<strong>in</strong> können. Mit dem Geschehen der<br />
Weltanschauung als Haltung ist auch schon das <strong>Philosophie</strong>ren<br />
erwacht. <strong>Philosophie</strong> ist schon, von Grund aus, Weltanschauung,<br />
und zwar notwendig <strong>in</strong> der Weise der Haltung, was e<strong>in</strong>en<br />
bestimmten Bezug zur Bergung e<strong>in</strong>schließt. <strong>Philosophie</strong> »ist«<br />
Weltanschauung. Weil <strong>Philosophie</strong> wesensnotwendig <strong>in</strong> <strong>die</strong>ser<br />
noch zu bestimmenden Weise Weltanschauung ist, deshalb kann<br />
es nicht Aufgabe und Ziel der <strong>Philosophie</strong> se<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>e Weltanschauung<br />
auszubilden und <strong>die</strong>ses so befestigte Gebäude als e<strong>in</strong>e<br />
Wohnung für jedermann auszugeben und zu beanspruchen.<br />
,<strong>Philosophie</strong> ist Weltanschauung als Haltung und das <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em ausgezeichneten S<strong>in</strong>ne. Die Griechen haben für Haltung<br />
den Ausdruck ~{}o~ - gerade deshalb ist sie aber nicht Verkündigung<br />
e<strong>in</strong>er Ethik. Doch wenn <strong>Philosophie</strong> weder Wissen-