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Einleitung in die Philosophie - gesamtausgabe

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338 Weltanschauung und In-der-Welt-se<strong>in</strong><br />

wie <strong>die</strong> Haltlosigkeit des Dase<strong>in</strong>s, das In-der-Welt-se<strong>in</strong> selbst als<br />

solches für das jeweilige Dase<strong>in</strong> offenbar ist.<br />

§ 38. Der Strukturcharakter der Transzendenz<br />

a) Rückblick auf den gewonnenen Strukturcharakter<br />

des In-der-Welt-se<strong>in</strong>s<br />

Unsere Betrachtungen <strong>die</strong>nen der Gew<strong>in</strong>nung e<strong>in</strong>es konkreteren<br />

Verständnisses der Transzendenz. Dabei verfolgen wir e<strong>in</strong>e<br />

doppelte Abzweckung: 1. e<strong>in</strong>e vollere und reichere Kennzeichnung<br />

der Transzendenz, h<strong>in</strong>ausgehend über das zunächst mehr<br />

traditionell charakterisierte Se<strong>in</strong>sverständnis; 2. aber e<strong>in</strong>e Charakteristik<br />

des Strukturcharakters der Transzendenz als solcher.<br />

Sofern <strong>die</strong>se aber <strong>die</strong> Grundverfassung des Dase<strong>in</strong>s ist, gilt, was<br />

von ihr gesagt wird, von allen Dase<strong>in</strong>sstrukturen, d.h. von allem,<br />

was <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Metaphysik des Dase<strong>in</strong>s von <strong>die</strong>sem ausgesagt<br />

wird.<br />

Negativ muß über <strong>die</strong> ontologische Verfassung des Dase<strong>in</strong>s<br />

gesagt werden: Sie ist ke<strong>in</strong> Rahmenbau, der dem Dase<strong>in</strong> e<strong>in</strong>fach<br />

zukommt als Eigenschaft, demzufolge erst sich dann <strong>die</strong> Art und<br />

Weise des Se<strong>in</strong>s des Dase<strong>in</strong>s ergibt, sondern <strong>die</strong>se Strukturen<br />

s<strong>in</strong>d an der Weise, wie das Dase<strong>in</strong> existiert, wesenhaft beteiligt.<br />

Damit ist gesagt, der Unterschied ist nicht derart, daß das Dase<strong>in</strong><br />

lediglich von der Verfassung se<strong>in</strong>er selbst wüßte, das übrige<br />

Seiende aber nicht, daß es e<strong>in</strong> Seiendes ist, das sich selbst mIt<br />

Bewußtse<strong>in</strong> <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Se<strong>in</strong> begleitet, sondern alle wesentliche<br />

Verfassung des Dase<strong>in</strong>s ragt <strong>in</strong> <strong>die</strong> Offenbarkeit des Dase<strong>in</strong>s<br />

derart h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, daß sie von ihm jeweils e<strong>in</strong>e Stellungnahme erfordert.<br />

Was das Wie des Dase<strong>in</strong>s bestimmt, ist wesenhaft<br />

different; ihm muß es so oder so notwendig entsprechen. Auch<br />

<strong>die</strong> Gleichgültigkeit, Indifferenz, ist nur e<strong>in</strong> Weg unter anderen,<br />

mit dem, was Entscheidung - nicht beliebige - fordert, fertig zu<br />

werden.<br />

§ 38. Der Strukturcharakter der Transzendenz 339<br />

In Richtung auf <strong>die</strong>se Kennzeichnung der Transzendenz haben<br />

wir versucht, das Phänomen der Geworfenheit und das der<br />

Nichtigkeit zu kennzeichnen. Wir wiesen auf <strong>die</strong> Wesensbestimmung,<br />

<strong>die</strong> zur Faktizität des Dase<strong>in</strong>s gehört, daß das Dase<strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>e Existenz e<strong>in</strong>em eigenen Entschluß oder Beschluß nicht<br />

verdankt und nie verdanken kann und daß <strong>die</strong> Mannigfaltigkeit<br />

der wesenhaften Bezüge des Dase<strong>in</strong>s nicht etwas Neutrales ist,<br />

sondern daß <strong>in</strong> <strong>die</strong>ser Streuung e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nere Beschränkung des<br />

Dase<strong>in</strong>s liegt. Ferner zeigten wir, daß das Dase<strong>in</strong> faktisch immer<br />

bestimmt ist durch e<strong>in</strong>e Vere<strong>in</strong>zelung, d. h. <strong>die</strong> Mannigfaltigkeit<br />

<strong>die</strong>ser Bezüge ist immer faktisch e<strong>in</strong>e konkrete, auf den<br />

bestimmten Umkreis des Dase<strong>in</strong>s e<strong>in</strong>geschränkt. Dadurch<br />

kommt e<strong>in</strong>e wesenhafte Unwahrheit <strong>in</strong> das Dase<strong>in</strong>: erstens <strong>in</strong><br />

quantitativem S<strong>in</strong>ne, sofern das Dase<strong>in</strong> soundsoviel überhaupt<br />

nicht erfährt, und zweitens vor allem <strong>die</strong> qualitative Unwahrheit.<br />

Von <strong>die</strong>ser Kennzeichnung der Nichtigkeit s<strong>in</strong>d wir übergegangen<br />

zu e<strong>in</strong>er Charakteristik dessen, was wir <strong>die</strong> Haltlosigkeit<br />

des Dase<strong>in</strong>s nennen, um von da aus <strong>die</strong> Zugehörigkeit der<br />

Weltanschauung zum In-der-Welt-se<strong>in</strong> zu begreifen.<br />

Er<strong>in</strong>nern wir uns, was wir zuletzt als Charakteristikum der<br />

Geworfenheit erwähnten, um <strong>die</strong> Nichtigkeit des Dase<strong>in</strong>s sichtbar<br />

zu machen: ke<strong>in</strong> Dase<strong>in</strong> existiert auf Grund eigenen Beschlusses<br />

und Entschlusses.<br />

Wir s<strong>in</strong>d freilich durch jahrhundertelange Herrschaft der<br />

Psychologie, Logik und Erkenntnistheorie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em solchen<br />

Ausmaß bl<strong>in</strong>d gemacht, daß es uns schwer fällt, derartige Sätze<br />

wie den genannten auch nur gleich ursprünglich zu nehmen wie<br />

etwa den Satz: E<strong>in</strong>em Subjekt s<strong>in</strong>d unmittelbar S<strong>in</strong>nesdaten<br />

gegeben. Wir halten den letzten Satz für evident und wohlgeeignet<br />

zum Ausgang für weitere Betrachtungen über .<strong>die</strong><br />

Subjekte und sehen im ersten Satz lediglich metaphysische Me<strong>in</strong>ungen,<br />

<strong>die</strong> schon allzuviele Voraussetzungen enthalten und<br />

daher reichlich anspruchsvoll kl<strong>in</strong>gen, wenn man sie <strong>in</strong> Fundamentalbetrachtungen<br />

vorbr<strong>in</strong>gt.<br />

Es wäre irrig, wollten wir solches Befremden leugnen, aber

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