Einleitung in die Philosophie - gesamtausgabe
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392 Zusammenhang von <strong>Philosophie</strong> und Weltanschauung<br />
a) Die Se<strong>in</strong>sfrage als Frage nach dem Grund<br />
und das Weltproblem<br />
)<br />
Bei der Kennzeichnung der Se<strong>in</strong>sfrage stießen wir auf das Problem<br />
des Unterschieds von Seiendem und Se<strong>in</strong> überhaupt<br />
(ontologische Differenz). Wir sagten: Der Unterschied geschieht<br />
und bricht auf im Unterscheiden, und <strong>die</strong>ses ist das<br />
Transzen<strong>die</strong>ren selbst. In <strong>die</strong>ser Gestalt ließen wir das, Problem<br />
auf sich beruhen, obzwar nun e<strong>in</strong>e ganz wesentliche Frage h<strong>in</strong>ter<br />
ihm steht. Besonderes Gewicht legten wir darauf, daß im<br />
Verhalten zum Seienden im vorh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> Se<strong>in</strong> verstanden ist.<br />
»Se<strong>in</strong>« ist aber selbst nichts Seiendes, obwohl wir nicht umh<strong>in</strong><br />
können, sogar bei <strong>die</strong>ser Aussage zu sagen: Se<strong>in</strong> »ist« nichts<br />
Seiendes. Wir deuteten auch schon an: Wenn Se<strong>in</strong> nichts Seiendes<br />
ist, ist es dann am Ende das Nichts? In gewisser Weise ja,<br />
wenn »Nichts« nicht das nihil absolutum, das schlechth<strong>in</strong>nige<br />
Nichts besagt, sondern soviel heißt wie Nicht-Seiendes.<br />
Wenn das Seiende zwar ist, aber nicht das Se<strong>in</strong>, was »ist« dann<br />
mit ihm? Wie kann man dann nach ihm fragen, überhaupt Se<strong>in</strong><br />
zum Problem machen? So stellt das Se<strong>in</strong> als solches uns e<strong>in</strong>e<br />
ganz eigentümliche~Frage, <strong>die</strong> mit den Kern des Se<strong>in</strong>sproblems<br />
ausmacht, aber so, daß sich <strong>die</strong>ses dabei zum Weltproblem entrollt.<br />
Die Frage, wie es um das Se<strong>in</strong> als solches bestellt sei, hat<br />
nun dar<strong>in</strong> ihre besondere Schärfe, daß <strong>in</strong> <strong>die</strong>ser Frage zugleich<br />
auch und zuvor gefragt werden muß, wie hier überhaupt noch<br />
gefragt werden könne. Hier zeigt sich: Wenn wir dem Se<strong>in</strong> selbst<br />
nachfragen, fragen wir nach dem Grund. Dem Se<strong>in</strong> nachfragen<br />
heißt »gründen«. Das Problem des Grundes ist <strong>in</strong> der traditionellen<br />
<strong>Philosophie</strong> nur als Satz vom Grunde bekannt, dessen<br />
zweideutige Stellung <strong>in</strong>nerhalb der Logik und Metaphysik bekannt<br />
ist. Hier aber handelt es sich um das Wesen des Grundes,<br />
um <strong>die</strong> Frage, wie so etwas wie Grund mit der Transzendenz<br />
zusammenhängt und <strong>in</strong>wiefern das In-der-Welt-se<strong>in</strong> als, solches<br />
auf Gründe bezogen ist.<br />
Es gilt daher, zunächst ause<strong>in</strong>anderzulegen das Wesen des<br />
§ 45. Se<strong>in</strong>sproblem und Weltproblem 393<br />
Grundes überhaupt und <strong>die</strong> ursprünglichen Weisen des Gründens.<br />
Damit aber stoßen wir erneut auf das Problem der Welt,<br />
und es muß sich zeigen, <strong>in</strong> welchen wesenhaften Formen des<br />
In-der-Welt-se<strong>in</strong>s <strong>die</strong> Transzendenz e<strong>in</strong> Gründen ist. Damit aber<br />
wird gewonnen der Ursprung für <strong>die</strong> Möglichkeit der Frage<br />
überhaupt, <strong>die</strong> Möglichkeit des Warum? Das Warum ist aber<br />
nicht e<strong>in</strong>e freischwebende Form des Fragens überhaupt, sondern<br />
mit zum Wesen der Transzendenz, des In-der-Welt-se<strong>in</strong>s<br />
gehörig. Wenn der Grund und <strong>die</strong> Frage nach dem Warum aber<br />
zum Wesen der Transzendenz gehört, dann liegt es im Transzen<strong>die</strong>ren<br />
selbst, nach dem Warum zu fragen. Das Transzen<strong>die</strong>ren<br />
ist aber immer, sofern es durch <strong>die</strong> Haltung bestimmt ist, e<strong>in</strong>e<br />
Ause<strong>in</strong>andersetzung mit dem Seienden im Ganzen. So ist <strong>die</strong><br />
ursprüngliche Form der Frage nach dem Warum im Verständnis<br />
von Se<strong>in</strong> (des Nichts): Warum ist überhaupt Seiendes und nicht<br />
nichts?<br />
Wenn aber Seiendes ist und das gesagt wird, dann ist damit<br />
Seiendes offenbar. Was muß aber se<strong>in</strong>, daß Seiendes offenbar<br />
werden kann? Es muß das Nichts geben. Was muß se<strong>in</strong>, daß es<br />
das Nichts gibt? Die Welt oder <strong>die</strong> Transzendenz. Mit dem Problem<br />
des Grundes ist verwachsen <strong>die</strong>ses Problem des Nichts, das<br />
sich dann konzentriert auf <strong>die</strong> Frage, was das heißt, daß überhaupt<br />
so etwas geschieht wie der E<strong>in</strong>bruch des Dase<strong>in</strong>s, der<br />
Transzendenz <strong>in</strong> das Seiende, dergestalt, daß jetzt erst Seiendes<br />
an ihm selbst offenbar werden kann und es je als Ganzes ist.<br />
In e<strong>in</strong>s mit <strong>die</strong>ser Frage nach dem Seienden und se<strong>in</strong>em<br />
Grund stellt sich <strong>die</strong> Frage nach den Grundmächten des Seienden,<br />
nach dem Walten der Natur im Geschehen der Geschichte.<br />
Hier handelt es sich nicht je um <strong>die</strong> Region Natur und <strong>die</strong><br />
Region Geschichte im spezifisch ontologischen S<strong>in</strong>ne, sondern<br />
um das Se<strong>in</strong> der Natur im Geschehen der Geschichte, um den<br />
<strong>in</strong>neren Zusammenhang der Grundmächte des Se<strong>in</strong>s selbst. Wie<br />
ist so etwas wie Natur im Ganzen des Seienden, das zugleich<br />
geschichtlich ist? Was heißt es, daß im Seienden dergleichen wie<br />
Zeit sich zeitigt und Raum sich ausbreitet? All <strong>die</strong>se Fragen, das