Einleitung in die Philosophie - gesamtausgabe
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112 Wahrheit und Se<strong>in</strong><br />
ihrer Wahrheit verhalten. Am Ende kommt dem Zuhandenen<br />
notwendig Wahrheit ZU; dem schlechth<strong>in</strong> Vorhandenen kann sie<br />
zukommen, muß aber nicht. Dieses notwendige Zukommen von<br />
Unverborgenheit bei Zuhandenem und <strong>die</strong>ses mögliche Zukommen<br />
von Unverborgenheit bei Vorhandenem ist gleichwohl<br />
scharf zu unterscheiden vom Zugehören der Wahrheit zum DaseIn.<br />
Wahrheit des Vorhandenen: als mögliches Zukommen von<br />
Unverborgenheit.<br />
Wahrheit des Zuhandenen: Notwendiges Zukommen von Unverborgenheit,<br />
a) notwendig h<strong>in</strong>durchgegangen durch Wahrheit,<br />
b) nicht notwendig als Zuhandenes faktisch im Gebrauch<br />
(historische Wahrheit!).<br />
Wahrheit des Dase<strong>in</strong>s: Zugehören der Wahrheit zum Se<strong>in</strong> des<br />
Dase<strong>in</strong>s.<br />
Unverborgenheit des Vorhandenen gehört also nicht sowohl<br />
zum Vorhandenen als auch zum Dase<strong>in</strong>, sondern kommt dem<br />
Vorhandenen lediglich, und zwar nicht notwendig zu »und«<br />
gehört freilich zum Dase<strong>in</strong>, ja, Unverborgenheit kommt dem<br />
Vorhandenen zu und kann ihm nur zukommen, weil und <strong>in</strong>sofern<br />
sie zum Dase<strong>in</strong> gehört. Aber wie gehört <strong>die</strong> Unverborgenheit<br />
des Vorhandenen zum Dase<strong>in</strong>? Zunächst ergab sich:<br />
Unverborgenheit des Vorhandenen ist solches, wore<strong>in</strong> wir uns<br />
teilen. Aber ist es denn schlechth<strong>in</strong> notwendig, daß wir, sofern<br />
wir als Menschen existieren, als Dase<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d, uns <strong>in</strong> <strong>die</strong> Unverborgenheit<br />
<strong>die</strong>ser Kreide teilen? Offenbar nicht, denn wir<br />
können doch auch existieren, ohne daß uns <strong>die</strong> Unverborgenheit<br />
<strong>die</strong>ser Kreide e<strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>sames ist. Also gehört <strong>die</strong> Unverborgenheit<br />
von Vorhandenem nicht wesensmäßig zum Dase<strong>in</strong>.<br />
Aber am Ende ist zwar nicht notwendig, daß wir uns mite<strong>in</strong>ander<br />
bei <strong>die</strong>ser Kreide aufhalten, aber doch eben bei Vorhandenem,<br />
das dann für uns dasselbe ist. Nicht <strong>die</strong> Unverborgenheit<br />
e<strong>in</strong>er Kreide gehört zum Wesen des Dase<strong>in</strong>s; aber vielleicht ist<br />
Unverborgenheit von Vorhandenem etwas, wore<strong>in</strong> wir uns notwendig<br />
teilen im faktischen Ztrsammense<strong>in</strong>? Aber eben doch<br />
§ 14. Teilen m <strong>die</strong> Unverborgenheit des Seienden 113<br />
nur <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem! Zum Mite<strong>in</strong>anderse<strong>in</strong>, also zum Dase<strong>in</strong> der Menschen,<br />
gehört vielleicht notwendig e<strong>in</strong> Sichteilen <strong>in</strong> Unverborgenheit<br />
von Vorhandenem, sofern eben gerade Menschen mit<br />
Menschen faktisch zusammen s<strong>in</strong>d; zum Mite<strong>in</strong>anderse<strong>in</strong> von<br />
Dase<strong>in</strong> und Dase<strong>in</strong> gehört Unverborgenheit, aber nicht zum<br />
Dase<strong>in</strong> »an und für sich«. Denn e<strong>in</strong> Dase<strong>in</strong> braucht ja nicht<br />
notwendig und ständig faktisch mit anderen zusammense<strong>in</strong>, es<br />
kann doch auch alle<strong>in</strong> se<strong>in</strong>, solus!<br />
Wenn Dase<strong>in</strong> irgendwo alle<strong>in</strong> existiert, dann ist es doch faktlsch<br />
nicht mit anderen zusammen. Das ist sonnenklar. Also<br />
braucht sich das Dase<strong>in</strong> nicht notwendig und ständig mit anderen<br />
<strong>in</strong> <strong>die</strong> Unverborgenheit von Vorhandenem teilen. Aber<br />
folgt hieraus, daß <strong>die</strong> Unverborgenheit von Vorhandenem nicht<br />
wesensmäßig zum Dase<strong>in</strong> gehört? Auch wenn e<strong>in</strong> Mensch alle<strong>in</strong><br />
ugeridwo existiert, hält er sich bei Vorhandenem auf. Dar<strong>in</strong><br />
hegt: Vorhandenes ist ihm offenbar. Auch das e<strong>in</strong>same Existieren<br />
i'st e<strong>in</strong> Se<strong>in</strong> bei den D<strong>in</strong>gen, derart, daß sie dabei je <strong>in</strong><br />
gewissen Grenzen, aber jedenfalls irgendwie immer offenbar,<br />
d. h. unverborgen s<strong>in</strong>d. Demnach gehört Unverborgenheit wesensmäßig<br />
zum Dase<strong>in</strong>, d. h. zu jedem Dase<strong>in</strong> als solchen,<br />
während das Vorhandene nicht notwendig als solches unverborgen<br />
ist. Unverborgenheit kommt dem Vorhandenen lediglich<br />
ZU; es kann so se<strong>in</strong>, braucht es nicht. Zum Dase<strong>in</strong> gehört dagegen<br />
notwendig Unverborgenheit von Vorhandenem.<br />
c) Die Zugehörigkeit der Wahrheit zum Dase<strong>in</strong> erklärt<br />
<strong>die</strong> Wahrheit nicht als etwas »Subjektivistisches«<br />
Wenn aber <strong>die</strong> Wahrheit im S<strong>in</strong>ne der Unverborgenheit des<br />
Vorhandenen zum Dase<strong>in</strong> gehört und nicht zum Vorhandenen,<br />
wenn <strong>die</strong> Wahrheit demnach weder im Vorhandenen, noch<br />
»zwischen« <strong>die</strong>sem und dem Dase<strong>in</strong>, sondern alle<strong>in</strong> im Dase<strong>in</strong>,<br />
auch dann, wenn <strong>die</strong>ses ganz für sich isoliert ist, liegt, wird dann<br />
<strong>die</strong> Wahrheit über das Vorhandene nicht etwas »Subjektives«,<br />
e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>e Angelegenheit des Subjekts? Und wenn <strong>die</strong> Wahrheit