Einleitung in die Philosophie - gesamtausgabe
Einleitung in die Philosophie - gesamtausgabe
Einleitung in die Philosophie - gesamtausgabe
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
390 Das Problem der Weltanschauung<br />
nach dem Verhältnis zweier an sich vorgegebener Größen, sondern<br />
- durch <strong>die</strong> Wesensklärung der Weltanschauung h<strong>in</strong>durch<br />
- das <strong>Philosophie</strong>ren konkreter e<strong>in</strong>leiten und d.h. e<strong>in</strong> Verstehen<br />
desselben im Ganzen gew<strong>in</strong>nen. ~ /<br />
Auf dem ersten Weg ergab sich uns: <strong>Philosophie</strong>ren ist Stellen,<br />
Ausbilden und Bewältigung der Se<strong>in</strong>sfrage; wir haben gleichsam<br />
erfahren, was <strong>in</strong> der <strong>Philosophie</strong> abgehandelt wird. Jetzt' hören<br />
wir: <strong>Philosophie</strong>ren ist Weltanschauung als Haltung, d. h. <strong>die</strong>ses<br />
Abhandeln ist nur möglich auf dem Grunde der Weltanschauung<br />
als Haltung. Wir hören nichts darüber, von was gehandelt wird,<br />
sondern wie <strong>die</strong>ses Handeln <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Vollzug möglich ist, was es<br />
<strong>in</strong> sich zu se<strong>in</strong>em . Vollzug voraussetzt, oder, wenn wir es ganz<br />
formalistisch fassen, dürfte man sagen: Auf dem ersten Weg fanden<br />
wir den »Inhalt« der <strong>Philosophie</strong>, das Se<strong>in</strong>sproblem, jetzt <strong>die</strong><br />
Form, Weltanschauung als Haltung. Wir machten also nicht Halt<br />
bei der Charakterisierung der <strong>Philosophie</strong> als Stellen der Se<strong>in</strong>sfrage.<br />
Wir gaben ihr e<strong>in</strong>e reichere Bestimmung.<br />
Alle<strong>in</strong>, davon zu schweigen, daß solche Formeln immer dem<br />
Verdacht e<strong>in</strong>er voreiligen Gewaltsamkeit unterliegen, wir dürfen<br />
nicht vergessen, daß wir sagten, <strong>die</strong> Wege sollten je für sich zum<br />
Ganzen der <strong>Philosophie</strong> führen; mith<strong>in</strong> muß auch der zweite<br />
Weg uns <strong>in</strong>haltlich sagen, was <strong>in</strong> der <strong>Philosophie</strong> geschieht. Vor<br />
allem aber haben wir schon am Ende des ersten Weges vorgreifend<br />
gesagt: <strong>Philosophie</strong>ren ist ausdrückliches Transzen<strong>die</strong>ren.<br />
Was das sagt, sollte gerade der zweite Weg aufhellen.<br />
Inwiefern verschafft uns der zweite Weg e<strong>in</strong>en ursprünglichen<br />
E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> <strong>die</strong>se Richtung? Schon daß wir bei der Interpretation<br />
des Weltphänomens notwendig darauf stießen, <strong>die</strong><br />
Charakterisierung der Transzendenz, wie sie <strong>die</strong> ausschließliche<br />
Orientierung am Se<strong>in</strong>sproblem nahelegt, grundsätzlich ursprünglicher<br />
zu fassen, deutet darauf h<strong>in</strong>, daß das Se<strong>in</strong>sproblem<br />
nicht das Ganze der Problematik der <strong>Philosophie</strong> erschöpft, oder<br />
besser gesagt, daß wir das Ganze, das <strong>in</strong> ihm selbst liegt, noch<br />
nicht <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em vollen Bestande aus ihm entrollt haben.<br />
VIERTES KAPITEL<br />
Der Zusammenhang von <strong>Philosophie</strong><br />
und Weltanschauung<br />
§ 45. Se<strong>in</strong>sproblem und Weltproblem<br />
Der zweite Weg, Aufhellung des <strong>Philosophie</strong>rens im Durchgang<br />
durch e<strong>in</strong>e Wesensklärung von Weltanschauung, gibt uns selbst<br />
e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>haltliche Bestimmung der <strong>Philosophie</strong>. Wir stießen dabei<br />
auf das Phänomen der Welt und machten es freilich nur so<br />
weit zum Problem, als das gefordert war durch <strong>die</strong> nächste Aufgabe.<br />
Aber schon das Wenige, das erörtert werden konnte -<br />
Spiel, Geworfenheit, ZusaIIlmenhang mit Se<strong>in</strong>sproblem -,<br />
mußte darauf h<strong>in</strong>weisen, daß hier e<strong>in</strong>e eigene und weite Problematik<br />
vorliegt, <strong>die</strong> mit dem 'Se<strong>in</strong>sproblem sich nicht deckt,<br />
aber nicht ohne <strong>in</strong>neren Zusammenhang mit ihm ist. Das Se<strong>in</strong>sproblem<br />
- <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Ursprünglichkeit genommen - entrollt sich<br />
notwendig zu dem, was wir das Weltproblem nennen.<br />
Auf dem ersten Weg war es nicht möglich und nicht direkt<br />
Aufgabe, das Se<strong>in</strong>sproblem ause<strong>in</strong>anderzulegen. Nur e<strong>in</strong>ige<br />
Hauptfragen wurden gekennzerchnet. Auch bezüglich des Weltproblems<br />
kann das jetzt nur so geschehen. Zwar haben wir über<br />
das Problem der Welt schon e<strong>in</strong>iges' erfahren im Zusammenhang<br />
mit der Charakteristik des Wesens der Welt als Spiel, aber<br />
wir wollen es jetzt von e<strong>in</strong>em Zusammenhang her sichtbar machen,<br />
der zugleich andeuten soll, wie sich das Se<strong>in</strong>sproblem<br />
selbst zum Weltproblem entrollt und mit <strong>die</strong>sem e<strong>in</strong> Ganzes ist.