Einleitung in die Philosophie - gesamtausgabe
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132 Wahrheit - Dase<strong>in</strong> - Mit-se<strong>in</strong><br />
Doch angenommen, wir hätten <strong>in</strong> dem Moment den verme<strong>in</strong>tlichen<br />
Pfahl nicht <strong>in</strong>s Auge gefaßt, als er zur Bewegung ansetzte,<br />
- wir sehen ihn gerade noch <strong>in</strong> der Bewegung auf das Loch<br />
h<strong>in</strong> und dar<strong>in</strong> verschw<strong>in</strong>den. Und wenn wir etwas Bewegtes<br />
verfolgen, dann achten wir auf se<strong>in</strong>e Richtung, wir sehen faktisch<br />
also auch schon zugleich <strong>die</strong> Richtung, das, woraufzu<br />
<strong>die</strong>ses D<strong>in</strong>g sich bewegt, also das Loch, ne<strong>in</strong>, sondern <strong>die</strong> Haustür;<br />
von <strong>die</strong>ser von uns im vorh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> mitgesehenen Haustür her<br />
als dem, woraufzu sich das D<strong>in</strong>g bewegt, erfassen wir ,ferner,<br />
was und wie <strong>die</strong>ses Seiende ist, d. h. wir erfassen, daß es den<br />
E<strong>in</strong>gang des Hauses benutzt, <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Gebrauchmachen nicht<br />
e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong>en Ortswechsel vollzieht, sondern, wie wir sagen,<br />
sich benimmt. Gerade <strong>die</strong>ses Benehmen <strong>in</strong> Bezug auf e<strong>in</strong> Gebrauchsd<strong>in</strong>g<br />
ist es, was wir erfassen.<br />
Also weder e<strong>in</strong> bewegtes Vorhandenes, noch e<strong>in</strong>en bloßen<br />
Zwischenraum zwischen ihm und etwas anderem, und <strong>die</strong>ses<br />
andere als ke<strong>in</strong> Loch, noch aber all <strong>die</strong>ses nur zusammen ist das,<br />
was wir erfassen; was wir im Grunde erfassen, ist e<strong>in</strong> Se<strong>in</strong> bei<br />
Vorhandenem, d.h. <strong>die</strong>ses uns Unverborgene <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er spezifischen<br />
Unverborgenheit für jenes Se<strong>in</strong> bei ..., gleichsam, daß<br />
<strong>die</strong> Tür für jenes sich Bewegende Tür ist - <strong>die</strong> Tür <strong>in</strong> ihrer<br />
Unverborgenheit, <strong>in</strong> ihrer Entdecktheit für jenes sich Bewegende,<br />
<strong>die</strong>ses als entdeckendes Se<strong>in</strong> bei ... In <strong>die</strong>sem entdeckenden<br />
Se<strong>in</strong> beim Haus bekundet sich das Seiende als Dase<strong>in</strong>. Dieses<br />
Se<strong>in</strong> beim Haus aber ist für jenes Dase<strong>in</strong> (Bauer) selbst schon<br />
erschlossen.<br />
§ 17. Die qjJenbarkeit des Dase<strong>in</strong>s qua Da-se<strong>in</strong><br />
Wir haben e<strong>in</strong>e Reihe von Versuchen unternommen, das Mite<strong>in</strong>anderse<strong>in</strong><br />
als Se<strong>in</strong> bei Selbigem aufzuhellen. Wir s<strong>in</strong>d dabei<br />
nicht direkt ans Ziel gelangt. Und doch s<strong>in</strong>d <strong>die</strong>se Versuche<br />
nicht ergebnislos, sondern jedesmal ergaben sich uns E<strong>in</strong>sichten,<br />
<strong>die</strong> für <strong>die</strong> rechte Bewältiglffig der Aufgabe wesentlich s<strong>in</strong>d,<br />
§ 17. Die Offenbarkeit des Dase<strong>in</strong>s qua Da-se<strong>in</strong> 133<br />
so <strong>die</strong>, daß zu der <strong>in</strong> Frage stehenden Se<strong>in</strong>sart Wahrheit gehört,<br />
daß Dase<strong>in</strong> nicht identisch ist mit Subjekt, daß <strong>die</strong> Subjektivität<br />
bisher immer unterbestimmt war, so daß man glauben konnte,<br />
solche Wesens bestände der Subjektivität wie das Se<strong>in</strong> bei ...<br />
und das Mite<strong>in</strong>ander erst - auf Grund e<strong>in</strong>es unzulänglichen<br />
Subjektbegriffes - als nachträgliche Zugaben gew<strong>in</strong>nen zu können.<br />
Im Ganzen ergab sich demnach e<strong>in</strong>e mehrfache Auflockerung<br />
von Problemzusammenhängen, <strong>die</strong> wir künftig nicht so<br />
sehr erweitern als radikalisieren müssen. Für unsere nächste<br />
Absicht ist nun auch mit dem Bisherigen <strong>die</strong>jenige Vorbereitung<br />
gewonnen, mit deren Hilfe wir <strong>die</strong> positive Aufweisung der Art<br />
der Zugehörigkeit von Wahrheit qua Unverborgenheit des Vorhandenen<br />
zum Dase<strong>in</strong> wagen können.<br />
Unsere These, durch <strong>die</strong> das Mite<strong>in</strong>anderse<strong>in</strong> als e<strong>in</strong>e eigentümliche<br />
Se<strong>in</strong>sart des Dase<strong>in</strong>s gekennzeichnet werden soll,<br />
lautete: Unverborgenheit von Vorhandenem (Entdecktheit) ist<br />
ihrem Wesen nach solches, wore<strong>in</strong> Dase<strong>in</strong> mit Dase<strong>in</strong> sich teilt,<br />
mag e<strong>in</strong> anderes Dase<strong>in</strong> faktisch zugegen se<strong>in</strong> oder nicht, mag<br />
das andere Dase<strong>in</strong> <strong>die</strong> Wahrheit sich ausdrücklich zueignen oder<br />
nichtl. Unverborgenheit von Vorhandenem ist wesenhaft e<strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>sames,<br />
gehört nie e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zelnen Dase<strong>in</strong> als e<strong>in</strong>zelnem.<br />
Die Unverborgenheit steht <strong>in</strong> eigentümlicher Weise jedermann<br />
zur Verfügung. Jedes Dase<strong>in</strong> muß demnach als entdeckendes <strong>die</strong><br />
Entdecktheit des Entdeckten immer auch schon frei- und weggegeben<br />
haben. Die Unverborgenheit des Vorhandenen gehört<br />
nicht zum Vorhandenen, sondern zum Dase<strong>in</strong>; aber sie gehört<br />
dem Dase<strong>in</strong> derart, daß sie gleichwohl nicht als e<strong>in</strong>gehegter<br />
E<strong>in</strong>zelbesitz <strong>in</strong> ihm liegt. Die Unverborgenheit ist auch nicht<br />
etwa zunächst E<strong>in</strong>zelbesitz und dann weggegeben, sondern das<br />
Zum-Dase<strong>in</strong>-gehören ist e<strong>in</strong>e Weggabe. Wie ist dergleichen<br />
möglich und warum ist es notwendig so?<br />
Wir sahen: Das Vorhandene gibt sich als unverborgenes <strong>in</strong><br />
unserem Se<strong>in</strong> bei ..., sofern <strong>die</strong>ses von Hause aus entdeckend<br />
ist. Das Dase<strong>in</strong> kann gar nicht so neben und bei e<strong>in</strong>em Vorhandenen<br />
se<strong>in</strong>, wie e<strong>in</strong> Vorhandenes »bei« Vorhandenem ist; alles