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Einleitung in die Philosophie - gesamtausgabe

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202 Zum Unterschied von Wissenschaft und <strong>Philosophie</strong><br />

se<strong>in</strong> müßte. Aber mit <strong>die</strong>sen Festsetzungen ist mehr gewonnen<br />

als e<strong>in</strong>e Term<strong>in</strong>ologie; wir haben e<strong>in</strong> Problem so verschärft, daß<br />

es nicht länger mehr übersehen werden kann.<br />

Wir haben zuletzt gefragt: In welcher Beziehung steht der<br />

Entwurf der Se<strong>in</strong>sverfassung zu dem, was wir als Wesen der<br />

Wahrheit herausstellten? Diese Beziehung muß recht eng se<strong>in</strong>,<br />

wenn gerade <strong>die</strong>ser Entwurf das In-der-Wahrheit-se<strong>in</strong> um der<br />

Wahrheit willen ermöglicht. Entwurf der Se<strong>in</strong>sverfassung ist<br />

allgeme<strong>in</strong> e<strong>in</strong> vorontologisches Se<strong>in</strong>sverständnis. Se<strong>in</strong> wird verstanden,<br />

wenngleich nicht eigens erfaßt. Nun wissen wir, daß<br />

auch Seiendes für uns offenbar se<strong>in</strong> kann, ohne daß wir eigens<br />

darauf gerichtet s<strong>in</strong>d und es erfassen; ja, weith<strong>in</strong> ist Seiendes <strong>in</strong><br />

<strong>die</strong>ser Weise offenbar. Unverborgenheit des Seienden besteht<br />

nicht im Erfaßtwerden des Seienden; <strong>die</strong>ses Erfaßt~erden ist<br />

nur auf dem Grund jener möglich; jene kann bestehen ohne<br />

<strong>die</strong>ses. Nun sagen wir: Verständnis des Se<strong>in</strong>s, nicht Erkenntnis<br />

des Seienden, hat den Charakter des Entwurfs. Das Auszeichnende<br />

des Entwerfens liegt dar<strong>in</strong>, daß sich das Dase<strong>in</strong> damit<br />

etwas zu verstehen gibt wie Se<strong>in</strong>, Bewegung, Ort, Zeit. Was es<br />

sich im Entwurf zu verstehen gibt, ist dabei nicht, eigens Gegenstand<br />

e<strong>in</strong>er darauf e<strong>in</strong>gestellten Erfassung; der Physiker z. B.<br />

spekuliert nicht über <strong>die</strong> Zeit als solche und ihr Wesen, aber<br />

zugleich arbeitet er doch mit der Zeit, weil sie <strong>in</strong> jedem se<strong>in</strong>er<br />

Sätze steckt; er arbeitet mit ihr, sie ist <strong>in</strong> gewisser Weise, und<br />

zwar notwendig, gegeben und doch nicht Gegenstand.<br />

Wenn daher im Entwurf der Se<strong>in</strong>sverfassung dergleichen wie<br />

Se<strong>in</strong> verstanden und gegeben, obzwar nicht auch begriffen ist,<br />

dann liegt <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Verstandenwerden und Gegebenwerden<br />

des Se<strong>in</strong>s e<strong>in</strong>e gewisse Unverborgenheit des Se<strong>in</strong>s selbst. Im<br />

Se<strong>in</strong>sverständnis ist das Se<strong>in</strong> selbst unverborgen, d. h. das Se<strong>in</strong>sverständnis<br />

ist wahr und hat se<strong>in</strong>e Wahrheit. Wir bezeichneten<br />

nun <strong>die</strong> Unverborgenheit des Seienden als Offenbarkeit, und<br />

zwar unterschieden wir Offenbarkeit des Seienden qua Dase<strong>in</strong>,<br />

Erschlossenheit, und Offenbarkeit des Vorhandenen, Entdecktheit.<br />

Unverborgenheit des Sei.enden, Wahrheit des ov, können<br />

§ 28. Ontlsche und ontologische Wahrhelt 203<br />

wir daher allgeme<strong>in</strong> ontische Wahrheit nennen. Unverborgenheit<br />

des Se<strong>in</strong>s heißt dann entsprechend ontologische oder vorontologische<br />

Wahrheit.<br />

§ 28. Ontische und ontologische Wahrheit Wahrheit und<br />

Transzendenz des Dase<strong>in</strong>s<br />

Es ergibt sich also folgende Unterscheidung:<br />

1. Wahrheit des Se<strong>in</strong>s: Unverborgenheit qua Enthülltheit;<br />

vorontologische, ontologische Wahrheit.<br />

2. Wahrheit des Seienden: Unverborgenheit qua Offenbarkelt;<br />

ontische Wahrheit.<br />

a) Offenbarkeit qua Erschlossenheit: Unverborgenheit des<br />

Dase<strong>in</strong>s.<br />

b) Offenbarkeit qua Entdecktheit: Unverborgenheit des Vorhandenen,<br />

Zuhandenen.<br />

Wenn nun das In-der-Wahrheit-se<strong>in</strong> um der Wahrheit willen,<br />

d. h. ontische positive Wahrheit der Wissenschaft nur möglich<br />

1st m und durch den Entwurf der Se<strong>in</strong>sverfassung, <strong>die</strong>ser vorgangige<br />

Entwurf aber e<strong>in</strong>e Art von Se<strong>in</strong>sverständnis ist, <strong>die</strong>ses<br />

als Verstehen von Se<strong>in</strong> dergleichen wie Se<strong>in</strong> enthüllt, also wahr<br />

1st, so gründet das spezifische In-der-Wahrheit-se<strong>in</strong> als Wissenschaft,<br />

<strong>die</strong>se ontische Wahrheit, <strong>in</strong> der ontologischen Wahrheit.<br />

Nun ist aber <strong>die</strong> wissenschaftliche Wahrheit nur e<strong>in</strong>e Art und<br />

Möglichkeit des Offenbannachens des Seienden, und das Dasem<br />

verhält sich zu Seiendem weith<strong>in</strong>, ohne Wissenschaft als<br />

solche zu vollziehen. Alles und jedes Verhalten zu Seiendem,<br />

Jede ontische Wahrheit jeglicher Art ist nur möglich auf dem<br />

Grunde der ontologischen Wahrheit. Ferner ergab sich uns, daß<br />

ps zum Wesen des menschlichen Dase<strong>in</strong>s gehört, <strong>in</strong> der Wahrheit<br />

zu se<strong>in</strong>, d. h. als erschlossenes Seiendes sich zu offenbarem<br />

Splenden zu verhalten; ja, wir versuchten an Hand <strong>die</strong>ser Kennzeichnung<br />

der Wahrheit e<strong>in</strong>e erste Umgrenzung des auszeichnenden<br />

Wesens des Dase<strong>in</strong>s selbst - im Unterschied zum

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