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Einleitung in die Philosophie - gesamtausgabe

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356 Das Problem der Weltanschauung<br />

sophiert, sofern es existiert. Im Verlauf des ersten Weges sahen<br />

wir: Das Wesen der Existenz ist Transzendenz. Gleichwohl ist<br />

ausdrückliches Transzen<strong>die</strong>ren e<strong>in</strong>e freie Möglichkeit des Dase<strong>in</strong>s,<br />

nicht nur zum Dase<strong>in</strong> gehörig, sondern h<strong>in</strong>sichtlich se<strong>in</strong>er<br />

Ausdrücklichkeit gerade ihm frei entspr<strong>in</strong>gend. Damit e<strong>in</strong> Zusammenhang<br />

zwischen dem Wesen der Weltanschauung und<br />

dem Wesen des <strong>Philosophie</strong>rens sichtbar wird, müssen wir zunächst<br />

kurz e<strong>in</strong>gehen auf e<strong>in</strong>en Grundunterschied <strong>in</strong> den Möglichkeiten<br />

von Weltanschauung.<br />

b) Zur Geschichtlichkeit von Weltanschauungen<br />

Wir haben schon darauf h<strong>in</strong>gewiesen, daß <strong>die</strong> Bildung der Weltanschauung<br />

bestimmt wird durch <strong>die</strong> Art der Offenbarkeit der<br />

Halt-Iosigkeit des In-der-Welt-se<strong>in</strong>s, d. h. durch <strong>die</strong> Art, wie<br />

<strong>die</strong>ses selbst erfahren und <strong>die</strong> Haltlosigkeit ausgelegt wird. Diese<br />

Offenbarkeit der Haltlosigkeit ist ke<strong>in</strong> theoretisches Wissen,<br />

sondern eben schon e<strong>in</strong> Modus des sich Haltens <strong>in</strong> ihr. Mit der<br />

Geworfenheit des Dase<strong>in</strong>s ist zunächst, w.enn auch nicht endgültig<br />

und <strong>in</strong> allem, e<strong>in</strong> bestimmtes Sichhalten im In-der­<br />

Welt-se<strong>in</strong> entschieden. Ferner wurde betont, daß das In-der­<br />

Welt-se<strong>in</strong> selbst sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Art immer aus dem Dase<strong>in</strong> selbst<br />

bestimmt.<br />

Die Grundmöglichkeiten von Weltanschauung haben nun<br />

entsprechend ihrem je eigenen Wesen unter sich auch e<strong>in</strong>e bestimmte<br />

Wesensgesetzlichkeit h<strong>in</strong>sichtlich ihres Geschehens<br />

und ihrer Folge. Zwar kann man sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er freigebildeten<br />

Statistik und Typologie von Weltanschauungen Haupttypen<br />

derselben nach irgende<strong>in</strong>em Schema zusammenordnen. Meist<br />

geschieht das so. Das e<strong>in</strong>zige Pr<strong>in</strong>zip ist zunächst, daß man <strong>die</strong><br />

Mannigfaltigkeit von Weltanschauungen logisch ordnen will,<br />

um sich zurecht zu f<strong>in</strong>den. Dabei wird aber gerade e<strong>in</strong>es vergessen,<br />

was der Weltanschauung wesentlich ist, ihr geschichtlicher<br />

Charakter, daß sie im Geschehen des Dase<strong>in</strong>s verwUrzelt ist<br />

und es zugleich bestimmt. Nicht-s<strong>in</strong>d aus e<strong>in</strong>em formalen Be-<br />

§ 41. Zwei Grundmöglichkeiten der Weltanschauung 357<br />

griff Möglichkeiten zu deduzieren, sondern aus der E<strong>in</strong>sicht,<br />

daß Dase<strong>in</strong>, sofern es existiert, je schon <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Welt ist, ergeben<br />

sich geschichtliche Stufen, <strong>die</strong> sich aus der wesentlichen Geschichtlichkeit<br />

des Dase<strong>in</strong>s bestimmen.<br />

Wenn der geschichtliche Charakter zu ihrem Wesen gehört,<br />

dann muß auch <strong>die</strong> Interpretation der Grundmöglichkeiten der<br />

Weltanschauung <strong>die</strong>sem, d.h. den Wesenszusammenhängen der<br />

Abfolge und Durchdr<strong>in</strong>gungsgesetze Rechnung tragen. 3<br />

§ 41. Zwei Grundmö"glichkeiten der Weltanschauung<br />

a) Weltanschauung im Mythos: Bergung als Halt<br />

im übermächtigen Seienden selbst<br />

Für unsere Zwecke muß es genügen, zwei Grundmöglichkeiten<br />

der Weltanschauung aus dem Wesen des Dase<strong>in</strong>s selbst und<br />

se<strong>in</strong>em Geschehen aufzuhellen. Beide s<strong>in</strong>d gleichwohl faktisch<br />

nie zu trennen; <strong>in</strong> der e<strong>in</strong>en wirkt <strong>die</strong> andere nach, <strong>die</strong> andere<br />

nimmt <strong>die</strong> e<strong>in</strong>e schon immer vorweg.<br />

Wir sagen: Zum In-der-Welt-se<strong>in</strong> gehören <strong>die</strong> Wesenscharaktere<br />

des Umwillen se<strong>in</strong>er selbst und <strong>die</strong> Geworfenheit. Je<br />

weniger das Dase<strong>in</strong> zunächst durch »Wissen«, Lehren, Technik,<br />

Organisation durchsetzt ist, um so unmittelbarer ist das Durchwaltetse<strong>in</strong><br />

vom Seienden, im Verhalten zu ihm, um so ursprünglicher<br />

das Ausgeliefertse<strong>in</strong> an das Seiende, und das immer im<br />

Ganzen der Streuung des Dase<strong>in</strong>s; das heißt aber: Das Seiende<br />

offenbart sich zunächst ausschließlich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Übermacht, und<br />

zwar durchgängig. Das Dase<strong>in</strong> geht dar<strong>in</strong> auf, benommen vom<br />

Ganzen, nicht nur von den D<strong>in</strong>gen. Auch <strong>die</strong> eigene Seele, das<br />

eigene Selbst ist gewissermaßen e<strong>in</strong>e fremde Macht, e<strong>in</strong> Dä-<br />

3 Wir berühren hier schon Probleme, <strong>die</strong> uns auf dem dritten Wege begegnen.<br />

Ohne daß wir darauf e<strong>in</strong>gehen können, muß daran er<strong>in</strong>nert werden. Anm.<br />

d. Hg.: Der dritte Weg (<strong>Philosophie</strong> und Geschichte) wurde nicht ausgeführt.

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