Einleitung in die Philosophie - gesamtausgabe
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238 Weltanschauung und Weltbegriff<br />
Struktur des »Seelenlebens« (Dilthey), auch nicht um <strong>die</strong> Frage<br />
der Psychologie oder der Anthropologie, was der Mensch sei,<br />
sondern um <strong>die</strong> Frage nach dem Dase<strong>in</strong>.<br />
Schon bei dem verhältnismäßig bestimmten Phänomen<br />
»Wissenschaft« schien es geboten, für <strong>die</strong> Wesens<strong>in</strong>terpretation<br />
als Ausgang und Leitfaden e<strong>in</strong>e vorgegebene Auffassung zugrundezulegen,<br />
um sie dann freilich nachher als äußerlich und<br />
abgeleitet zu erkennen. E<strong>in</strong>er gewissen Handhabe bedürfen wir<br />
aber noch viel mehr bei e<strong>in</strong>em so leicht verfließenden und<br />
schwer faßbaren Gebilde wie Weltanschauung. Hier gibt es<br />
nicht e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>e gewissermaßen vulgäre bestimmte Me<strong>in</strong>ung<br />
darüber. Daher ist es geboten, e<strong>in</strong>e bestimmtere Auffassung von<br />
Weltanschauung zugrundezulegen.<br />
Bei dem folgenden Versuch e<strong>in</strong>er radikaleren Wesensbestimmung<br />
der Weltanschauung als solcher halten wir als Leitfaden<br />
Diltheys Charakteristik fest: »In der Struktur der Weltanschauung<br />
ist immer e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nere Beziehung der Lebenserfahrung zum<br />
Weltbilde enthalten, e<strong>in</strong>e Beziehung, aus der stets e<strong>in</strong> Lebensideal<br />
abgeleitet werden kann.«7 Drei Grundbestandteile werden<br />
genannt, verschiedener Herkunft und verschiedeneh Charakters'<br />
aber doch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Zusammenhang stehend, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
»<strong>in</strong>neren Beziehung«; das Lebensideal ist aus den bei den ersten<br />
ableitbar.<br />
Hier erheben sich folgende sieben Fragen:<br />
1. S<strong>in</strong>d <strong>die</strong>se Grundbestandteile <strong>in</strong> sich h<strong>in</strong>reichend ursprünglich<br />
bestimmt?<br />
2. S<strong>in</strong>d sie verschiedener Herkunft oder nicht?<br />
3. Wie ist ihr Zusammenhang möglich?<br />
4. S<strong>in</strong>d sie zusammengeraten, oder erwachsen sie notwendig<br />
e<strong>in</strong>er ursprünglicheren Struktur, <strong>die</strong> e<strong>in</strong>e solche des Dase<strong>in</strong>s<br />
selbst ist?<br />
5. Welches ist <strong>die</strong>se Urstruktur des Dase<strong>in</strong>s, <strong>in</strong> der sich <strong>die</strong><br />
<strong>in</strong>nere Möglichkeit von Weltanschauung begründet?<br />
7 Dilthey, Das Wesen der Philosophi@'. A.a.O., S. 38 (S. 380).<br />
§ JJ. Was heijJt Welt? 239<br />
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