Einleitung in die Philosophie - gesamtausgabe
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330 Weltanschauung und In-der-Welt-se<strong>in</strong><br />
Nur weil das Dase<strong>in</strong> wesenhaft vom Seienden, <strong>in</strong>mitten dessen<br />
es sich bef<strong>in</strong>det, durch waltet ist, das Dase<strong>in</strong> aber als bef<strong>in</strong>dlich<br />
gestimmtes sich immer auch so oder so frei zum Seienden verhält,<br />
ergeben sich <strong>in</strong>nerhalb der Geworfenheit des Dase<strong>in</strong>s Grundmöglichkeiten,<br />
gemäß denen sich das Dase<strong>in</strong> gehoben und<br />
getragen wissen kann, andererseits bedrückt und belastet se<strong>in</strong><br />
kann; beide Grundarten des Sichbef<strong>in</strong>dens setzen <strong>in</strong> gleicher<br />
Weise <strong>die</strong> Geworfenheit voraus. Das Sich bef<strong>in</strong>den ist genommen<br />
als solches, dessen das Dase<strong>in</strong> nicht mächtig, das es nicht bewältigt<br />
und das als wesenhafte Last se<strong>in</strong>er selbst bleibt, deren es sich,<br />
solange es existiert, nicht entledigen kann, <strong>die</strong> es nur vergessen<br />
kann, um sie damit um so deutlicher zu bestätigen.<br />
Geworfenheit kann nun wesensmäßig nur e<strong>in</strong>em solchen Seienden<br />
zukommen, dessen Se<strong>in</strong> bestimmt ist durch das Umwillen<br />
se<strong>in</strong>er selbst; geworfen kann nur se<strong>in</strong>, was <strong>in</strong> sich e<strong>in</strong> Selbst<br />
ist.<br />
In der vorigen Stunde wurde der <strong>in</strong>nere Zusammenhang der<br />
bei den Wege zur <strong>Philosophie</strong>, der Weg durch Wissenschaft und<br />
der Weg durch Weltanschauung allgeme<strong>in</strong> gekennzeichnet; sie<br />
laufen zusammen <strong>in</strong> der These: <strong>Philosophie</strong>ren ist ausdrückliches<br />
Transzen<strong>die</strong>ren.<br />
Die Verständigung darüber erfordert <strong>die</strong> Interpretation der<br />
Transzendenz, über das Se<strong>in</strong>sverständnis h<strong>in</strong>aus.<br />
Bezüglich <strong>die</strong>ser Aufgabe halten wir jetzt an e<strong>in</strong>er wichtigen<br />
Stelle, wichtig <strong>in</strong> sich, <strong>in</strong> Beziehung zu möglichen Mißverständnissen,<br />
vor allem aber mit Rücksicht auf <strong>die</strong> Tradition, sofern<br />
notwendig wird, <strong>die</strong> Herrschaft der Logik <strong>in</strong> der Metaphysik zu<br />
überw<strong>in</strong>den, wobei »Logik« der Titel für <strong>die</strong> Vernunftwissenschaft<br />
als solche ist. Wir lassen dabei offen, ob <strong>die</strong> bisherige<br />
Logik <strong>in</strong> den S<strong>in</strong>n dessen vorgedrungen ist, was sie im Grunde<br />
sucht. Wir bestimmen noch nicht ihr Verhältnis zur Metaphysik.<br />
Überw<strong>in</strong>dung der Herrschaft der Logik bedeutet ni~ht Verteidigung<br />
des Irrationalismus, auch nicht <strong>die</strong> Bejahung der<br />
Lebensphilosophie. Wenn wir historisch orientieren, wäre eher<br />
§ 37. Konkreteres Verständnis der Transzendenz 331<br />
zu.sagen: Die Motive, <strong>die</strong> sich <strong>in</strong> der abendländischen <strong>Philosophie</strong><br />
zur Bestimmung des Wesens der <strong>Philosophie</strong> vordrängten,<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der ganzen Weite und Gleichursprünglichkeit e<strong>in</strong>heitlich<br />
zu begreifen, d. h. nicht eklektisch, sondern aus der Exposition<br />
der Grundprobleme selbst, der Transzendenz zu entwikkeIn.<br />
Wesentlich ist <strong>die</strong> E<strong>in</strong>sicht: Transzendenz als Grundverfassung<br />
des Dase<strong>in</strong>s teilt mit <strong>die</strong>sem dessen Se<strong>in</strong>, bestimmt es mit<br />
und wird se<strong>in</strong>erseits dadurch mitbestimmt.<br />
In <strong>die</strong>ser H<strong>in</strong>sicht halten wir e<strong>in</strong> dreifaches fest: 1. Das Dase<strong>in</strong><br />
umwillen se<strong>in</strong>er, se<strong>in</strong> Se<strong>in</strong>können ist vor es selbst gestellt;<br />
so wie Körper wesenhaft ausgedehnt s<strong>in</strong>d, so ist das Dase<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong>em Dase<strong>in</strong>-se<strong>in</strong> vor sich selbst gestellt. 2. Das Dase<strong>in</strong> als<br />
umwillen se<strong>in</strong>er ist aus sich herausgetreten, ausgesetzt dem Seienden,<br />
preisgegeben. 3. Preisgegeben <strong>in</strong>mitten des Seienden,<br />
von ihm durchwaltet se<strong>in</strong> heißt Geworfenheit.<br />
c) Faktizität und Geworfenheit.<br />
Nichtigkeit und Endlichkeit des Dase<strong>in</strong>s.<br />
Zerstreuung und Vere<strong>in</strong>zelung<br />
Die Frage, ob jedes Selbst als solches notwendig e<strong>in</strong> geworfenes<br />
se<strong>in</strong> müsse oder nicht, lassen wir offen. Man braucht <strong>die</strong> Frage<br />
nur 'zu stellen, um zu sehen, daß <strong>in</strong> jedem Falle durch <strong>die</strong> Geworfenheit<br />
<strong>die</strong> jeweilige Existenz e<strong>in</strong>es Dase<strong>in</strong>s h<strong>in</strong>sichtlich<br />
ihrer Faktizität ausgedrückt wird. Das will sagen: 1. Ke<strong>in</strong> Dase<strong>in</strong><br />
kommt auf Grund se<strong>in</strong>es eigenen Beschlusses und Entschlusses<br />
zur Existenz; 2. ke<strong>in</strong> Dase<strong>in</strong> kann, wenn es existiert, je<br />
sich e<strong>in</strong>sichtig machen, daß es notwendig existieren muß, also<br />
nicht nicht existieren könnte. Vielmehr kann jedes Dase<strong>in</strong> auch<br />
nicht se<strong>in</strong>.<br />
Das ist zwar nicht e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong> objektiver Satz, den wir über<br />
das Dase<strong>in</strong> aussagen, sondern jedes Dase<strong>in</strong> versteht mehr oder<br />
m<strong>in</strong>der ausdrücklich und <strong>in</strong> verschiedenen Formen und Bildern,<br />
daß es nicht nur überhaupt auch nicht se<strong>in</strong> könnte,