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Einleitung in die Philosophie - gesamtausgabe

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310 Weltanschauung und In-der-Welt-se<strong>in</strong><br />

che Dase<strong>in</strong> sich ausspricht - auch wenn über Alltägliches. Der<br />

Ausdruck »Spiel des Lebens« ist gewiß daraus erwachsen, daß<br />

das geschichtliche Mite<strong>in</strong>anderse<strong>in</strong> der Menschen den Anblick<br />

e<strong>in</strong>er bunten Mannigfaltigkeit und Wandelbarkeit, Zufälligkeit,<br />

bietet. Aber all das, <strong>die</strong>ses Sichtbare kann ja nur eben der<br />

Widersche<strong>in</strong> se<strong>in</strong> des Wesens des Dase<strong>in</strong>s, das sich da faktisch<br />

geschichtlich abspielt. Mit anderen Worten: Es muß im Wesen<br />

des Dase<strong>in</strong>s e<strong>in</strong> Spielcharakter liegen, wenn es <strong>die</strong>sen Anblick<br />

soll bieten können.<br />

Wir müssen nun <strong>in</strong> der Tat mit Rücksicht auf <strong>die</strong> Frage nach<br />

der Ganzheit des Ganzen dessen, was wir Welt nennen, sagen:<br />

Die Ganzheit des je im Dase<strong>in</strong> immer schon verstandenen Se<strong>in</strong>s,<br />

<strong>in</strong>sbesondere der Charakter <strong>die</strong>ses Verstehens und <strong>die</strong> Organisation<br />

des Verstandenen, das In-der-Welt-se<strong>in</strong> überhaupt, - <strong>die</strong><br />

Welt hat den Charakter des Spiels. Aus verschiedenen Gründen<br />

gebe ich <strong>die</strong>se zunächst etwas gewagte Charakteristik, muß aber<br />

auf e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>gehende Wesens<strong>in</strong>terpretation dessen, was wir Spiel<br />

nennen, verzichten. E<strong>in</strong>ige charakterisierende H<strong>in</strong>weise mögen<br />

genügen.<br />

Wir sprechen vom Kartenspiel, Gesellschaftsspiel, Lautenspiel,<br />

vom Mienenspiel, vom Spielen im S<strong>in</strong>ne von »e<strong>in</strong>e Rolle<br />

spielen«. Wir sagen von e<strong>in</strong>em Menschen, daß er e<strong>in</strong> spielerisches<br />

Wesen habe. Wir sprechen von e<strong>in</strong>em bloßen Spiel, das<br />

dann den Charakter des Sche<strong>in</strong>s, des Unechten, des »als ob« hat.<br />

Diese Interpretation des Spiels führt dazu, daß wir auch das<br />

Spielen der K<strong>in</strong>der, das <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em S<strong>in</strong>ne echt ist, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

positivistischen S<strong>in</strong>n nehmen, d. h. wir sehen es im Horizont<br />

e<strong>in</strong>er sogenannten ernsthaften Beschäftigung der Erwachsenen.<br />

Die Fragen, ob echt oder unecht, »<strong>in</strong> Wirklichkeit« oder nur »als<br />

ob«, treffen Unterschiede der faktischen Funktion und Auswirkung<br />

des Spielens, aber nicht <strong>die</strong>ses selbst. Vor allem das Spiel<br />

der K<strong>in</strong>der ist nicht von da her zu verstehen. Andererseits darf<br />

man auch nicht me<strong>in</strong>en, im Spiel läge etwas spezifisch K<strong>in</strong>dliches.<br />

Wenn es e<strong>in</strong> Vorrecht des K<strong>in</strong>des ist zu spieien, so<br />

bedeutet das zunächst nur, da&· das Spiel irgendwie zum Men-<br />

§ 36. Welt als »Spiel des Lebens« 311<br />

schen gehört. Vielleicht ist das K<strong>in</strong>d nur K<strong>in</strong>d, weil es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

metaphysischen S<strong>in</strong>ne etwas ist, was wir Erwachsenen überhaupt<br />

nicht mehr begreifen.<br />

Freilich sprechen wir auch von e<strong>in</strong>em Spiel der Tiere und<br />

nehmen das zum Beleg, daß das Spiel etwas dem biologischen<br />

Dase<strong>in</strong> Zugehöriges sei, dem K<strong>in</strong>d zukomme, dem Erwachsenen<br />

aber fehle. Diese Argumentation beruht auf e<strong>in</strong>em verkehrten<br />

Schluß, sofern sie voraussetzt, daß das, was wir Spielen der Tiere<br />

nennen, identisch mit dem sei, was wir Spielen des K<strong>in</strong>des nennen.<br />

Andererseits wenn es möglich wäre, e<strong>in</strong> Spielen des Tieres<br />

aufzuweisen, so wäre das nur der Beweis dafür, daß Spiel e<strong>in</strong><br />

weiteres Phänomen ist und daß es se<strong>in</strong>e Gründe haben muß,<br />

wenn <strong>die</strong> sogenannten Erwachsenen nicht mehr spielen im S<strong>in</strong>ne<br />

der Spiele der K<strong>in</strong>der, gleichwohl aber sich e<strong>in</strong>en Ersatz<br />

schaffen. Das bisher Gesagte sei nur e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis auf <strong>die</strong> ontischen<br />

Bezirke, <strong>in</strong> denen wir geme<strong>in</strong>h<strong>in</strong> von Spiel sprechen.<br />

a) Das In-der-Welt-se<strong>in</strong> als ursprüngliches Spiel<br />

der Transzendenz<br />

Daß wir vom »Spiel des Lebens« sprechen, ist nicht nur e<strong>in</strong>e<br />

Redewendung; andererseits müssen wir uns davor hüten, e<strong>in</strong>fach<br />

<strong>in</strong> das bloße Wort etwas h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> zu deuten. Es gilt vielmehr,<br />

dessen Se<strong>in</strong> zu klären, dabei <strong>die</strong> sachlichen Phänomene selbst zu<br />

fassen, darauf wir stoßen, und sie gleichsam mit dem zusammenhalten,<br />

was wir mit »Welt« me<strong>in</strong>en.<br />

Spiel besagt e<strong>in</strong>mal das Spielen <strong>in</strong> der Weise, daß wir damit<br />

das Vollziehen des Spiels me<strong>in</strong>en; zweitens das Spiel als das<br />

Ganze e<strong>in</strong>er Regelung, gemäß dem e<strong>in</strong> Spielen sich vollzieht.<br />

Aber das Spiel als Spielen ist eben nicht nur das Befolgen von<br />

Splelregeln, e<strong>in</strong> Verhalten danach. Damit treffen wir das Wesen<br />

des Spiels nicht. Im Spiel gehören Spielregel und Spieler nicht<br />

nur unmittelbar zusammen, sondern im Spiel liegt mehr: Es ist<br />

von vornhere<strong>in</strong> etwas Ursprünglicheres. Wir sagen roh: e<strong>in</strong>e<br />

gPwlsse Freude am Spiel; aber nicht nur an ihm, sondern im

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