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Einleitung in die Philosophie - gesamtausgabe

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116 Wahrhett und Se<strong>in</strong><br />

<strong>die</strong> Wahrheit nicht zu etwas Subjektivem im schlechten S<strong>in</strong>ne,<br />

sondern umgekehrt. Diese Zugehörigkeit der Wahrheit zum<br />

Subjekt kann gerade <strong>die</strong> Veranlassung werden, den Begriff des<br />

Subjekts allererst <strong>in</strong> der rechten Weise zu bestimmen.<br />

Aber wenn wir auch so <strong>die</strong>sen naheliegenden, im Anfang<br />

leicht störenden E<strong>in</strong>wand, wonach <strong>die</strong> Zugehörigkeit der Wahrheit<br />

zum Dase<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Subjektivität der Wahrheit im schlechten<br />

S<strong>in</strong>n <strong>in</strong> sich schließt, abgewiesen haben, bleibt doch noch ungeklärt,<br />

wonach wir eigentlich fragen: Wie gehört denn Wahrheit<br />

als Unverborgenheit des Vorhandenen zum Dase<strong>in</strong>? Wir<br />

wollen darüber Klarheit haben, um zu verstehen, wie Dase<strong>in</strong><br />

mit Dase<strong>in</strong> sich <strong>in</strong> dergleichen wie Wahrheit teilen kann. Dieses<br />

Sichteilen <strong>in</strong> Wahrheit ist aber e<strong>in</strong> Kennzeichen des Mite<strong>in</strong>anderse<strong>in</strong>s,<br />

das gerade unser Thema ist.<br />

Wir haben schon e<strong>in</strong>e wesentliche E<strong>in</strong>sicht gewonnen, nämlich<br />

daß <strong>die</strong> Zugehörigkeit der Wahrheit zum Dase<strong>in</strong> lllcht<br />

notwendig e<strong>in</strong> Sichteilen <strong>in</strong> ist, daß sich e<strong>in</strong> Dase<strong>in</strong> auch alle<strong>in</strong> zu<br />

Vorhandenem verhalten kann. Unverborgenheit von Vorhandenem<br />

kann also dem Dase<strong>in</strong> alle<strong>in</strong> zugehören. Zugehörigkeit der<br />

Wahrheit zum Dase<strong>in</strong> ist möglich ohne e<strong>in</strong> Mite<strong>in</strong>andersem,<br />

ohne e<strong>in</strong> Sichteilen <strong>in</strong> Wahrheit. Das Sichteilen <strong>in</strong> Wahrheit 1st<br />

nicht konstitutiv für <strong>die</strong> Art und Weise, wie Wahrheit im Dase<strong>in</strong><br />

liegt. Das läßt sich grundsätzlich auch so formulieren: Das Mite<strong>in</strong>anderse<strong>in</strong><br />

ist nicht konstitutiv für das Se<strong>in</strong> bei Vorhandenem.<br />

Dase<strong>in</strong> kann auch alle<strong>in</strong> sich aufhalten bei Vorhandenem. Mith<strong>in</strong><br />

führt uns e<strong>in</strong>e Charakterisierung des Mite<strong>in</strong>anderse<strong>in</strong>s nicht<br />

zu e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>sicht <strong>in</strong> <strong>die</strong> primäre Se<strong>in</strong>sart des Dase<strong>in</strong>s.<br />

Doch läßt sich unser Vorgehen immer noch so rechtfertigen,<br />

daß wir sagen: Das Mite<strong>in</strong>anderse<strong>in</strong> mag sich erst daraus ergeben,<br />

daß zwei Dase<strong>in</strong> und mehrere zusammen s<strong>in</strong>d; so ist es doch<br />

eben e<strong>in</strong> Zusammense<strong>in</strong> von Dase<strong>in</strong> und Dase<strong>in</strong> und nicht em<br />

solches von Vorhandenen. Also muß auch im Mite<strong>in</strong>andersem<br />

<strong>die</strong> spezifische Se<strong>in</strong>sart des Dase<strong>in</strong>s zum Vorsche<strong>in</strong> kommen.<br />

Das genügt uns ja für <strong>die</strong> vorläufige Abhebung e<strong>in</strong>er Sems art<br />

gegen <strong>die</strong> andere.<br />

§ 14. TeLZen m dte Unverborgenhett des Setenden 117<br />

Alle<strong>in</strong>; wenn uns jetzt auch nur das Mite<strong>in</strong>anderse<strong>in</strong> besonders<br />

beschäftigt, und wenn wir festhalten, daß es e<strong>in</strong> Sichteilen<br />

III dIe Wahrheit ist, dann dürfen wir das vorh<strong>in</strong> gewonnene<br />

Ergebnis nicht zu leicht nehmen, daß nämlich das Mite<strong>in</strong>anderse<strong>in</strong><br />

nicht konstitutiv ist für das Se<strong>in</strong> bei Vorhandenem.<br />

Daraus ergab sich, daß <strong>die</strong> Zugehörigkeit von Wahrheit zum<br />

Dase<strong>in</strong> nicht notwendig durch e<strong>in</strong> Sichteilen <strong>in</strong> <strong>die</strong> Wahrheit<br />

bestimmt ist, weil Dase<strong>in</strong> faktisch auch alle<strong>in</strong> existieren kann.<br />

Und hier<strong>in</strong> liegt doch e<strong>in</strong>e wesentliche Festsetzung über das<br />

Wesen der Wahrheit überhaupt, dessen Aufklärung wir zustreben.<br />

d) Se<strong>in</strong> bei Vorhandenem und Mite<strong>in</strong>anderse<strong>in</strong> gehören<br />

gleichursprünglich zum Wesen des Dase<strong>in</strong>s<br />

Bel der Kritik des landläufigen Begriffes vom Subjekt ergab<br />

SIch, daß zum Dase<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Se<strong>in</strong> bei Vorhandenem gehört. Dieses<br />

Sem bei ... aber ist nicht notwendig e<strong>in</strong> Mite<strong>in</strong>anderse<strong>in</strong>. E<strong>in</strong><br />

Dase<strong>in</strong> kann auch, wie wir schon wiederholt sagten und was<br />

unbestreitbar ist, alle<strong>in</strong> se<strong>in</strong>. Aber vielleicht wurden wir doch zu<br />

schnell fertig mit <strong>die</strong>ser e<strong>in</strong>leuchtenden Feststellung.<br />

Wenn jemand alle<strong>in</strong> ist, dann s<strong>in</strong>d andere nicht da, dann gibt<br />

es ke<strong>in</strong> Mite<strong>in</strong>anderse<strong>in</strong>. Doch was heißt hier: Alle<strong>in</strong>se<strong>in</strong>? Heißt<br />

das, es ist nur e<strong>in</strong>er da statt mehreren? Bedeutet »alle<strong>in</strong>« so viel<br />

WIe e<strong>in</strong>zig? Offenbar nicht. Denn dann könnte e<strong>in</strong> Dase<strong>in</strong> nur<br />

dann alle<strong>in</strong> se<strong>in</strong>, wenn es als e<strong>in</strong>ziges existiert. Nun kann ich<br />

alle<strong>in</strong> se<strong>in</strong>, auch wenn andere und mehrere mit da s<strong>in</strong>d, ja sogar<br />

gerade unter e<strong>in</strong>er Masse von Menschen kann ich alle<strong>in</strong> se<strong>in</strong><br />

und b<strong>in</strong> ich alle<strong>in</strong>, wie ich es sonst gar nicht se<strong>in</strong> kann, wenn<br />

keme anderen da s<strong>in</strong>d.<br />

Alle<strong>in</strong>se<strong>in</strong> ist also ke<strong>in</strong>eswegs gleichbedeutend mit faktischem<br />

Nichtdase<strong>in</strong> von anderen. Alle<strong>in</strong>se<strong>in</strong> besagt immer: ohne<br />

andere se<strong>in</strong>. In <strong>die</strong>sem Ohne-andere ist, wer alle<strong>in</strong> existiert,<br />

notwendig und wesensmäßig, freilich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bestimmten<br />

Smne, auf <strong>die</strong> anderen bezogen. Alle<strong>in</strong> kann heißen: 1. verlassen

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