Einleitung in die Philosophie - gesamtausgabe
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128 Wahrhea - Dase<strong>in</strong> - Mit-se<strong>in</strong><br />
tens; und er teilt sie nur <strong>in</strong> <strong>die</strong>ser Weise mit anderen, weil<br />
Unverborgenheit von Vorhandenem ihrem Wesen nach etwas<br />
Geme<strong>in</strong>sames ist. Der F<strong>in</strong>der kann gar nicht anders als'-Sie für<br />
sich behalten oder mitzuteilen; <strong>in</strong> jedem Falle ist <strong>die</strong>se Wahrheit<br />
etwas, was nicht se<strong>in</strong> Eigentum ist, wenn er auch den Anspruch<br />
erheben kann, sie zuerst gefunden zu haben. Für sich behalten<br />
ist e<strong>in</strong> Behüten vor ... Was heißt das aber: Er kann nicht anders,<br />
er bewegt sich <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Entweder-oder? Es heißt: Diese Wahrheit<br />
ist etwas, wore<strong>in</strong> er sich notwendig mit anderen teilt. Aber<br />
wie ist sie e<strong>in</strong> solches und warum? Inwiefern ist Unverborgenheit<br />
von Vorhandenem wesenhaft etwas, wore<strong>in</strong> sich Dase<strong>in</strong> mit<br />
Dase<strong>in</strong> teilt? Deutlich ist das e<strong>in</strong>e, daß <strong>die</strong>ses Sichteilen <strong>in</strong> solche<br />
Wahrheit nicht heißt, daß notwendig andere sie sich ausdrücklich<br />
zueignen. Andererseits besagt das Faktum, daß<br />
jemand sie für sich behält, nicht schon, daß <strong>die</strong> Wahrheit zunächst<br />
<strong>in</strong> der Tat Alle<strong>in</strong>besitz wäre. Sie kann dergleichen nicht<br />
se<strong>in</strong>, weil sie ihrem Wesen nach anderen zur Verfügung steht<br />
und dem e<strong>in</strong>zelnen nie anders gehören kann, als daß er sie<br />
behütet. Was heißt das aber? Dieses Dase<strong>in</strong> muß sich vor anderen<br />
verschließen. Was verschließt es? Diese Unverborgenheit<br />
des betreffenden Vorhandenen, d. h. daß es, <strong>die</strong>ses Dase<strong>in</strong>, sich<br />
<strong>in</strong> der Entdecktheit des Vorhandenen hält; das Das{)<strong>in</strong> verschließt<br />
se<strong>in</strong> entdeckendes Se<strong>in</strong> bei <strong>die</strong>sem Vorhandenen. Auf<br />
welchen Wegen und mit welchen Mitteln das faktisch geschieht,<br />
ist jetzt nicht wichtig. Wesentlich ist e<strong>in</strong> anderes. Das<br />
Dase<strong>in</strong> muß <strong>die</strong>ses se<strong>in</strong> Se<strong>in</strong> bei der betreffenden Pflanze verschließen<br />
vor anderen, wenn es mit <strong>die</strong>ser Wahrheit alle<strong>in</strong><br />
bleiben wilL Es muß verschließen, weil <strong>die</strong>ses Se<strong>in</strong> bei Vorhandenem<br />
sonst geme<strong>in</strong>sam erschlossen ist, d. h. unverborgen.<br />
Das Dase<strong>in</strong> als solches ist <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Se<strong>in</strong> bei Vorhandenem<br />
unverborgen. Was heißt das? Wir haben bereits darauf h<strong>in</strong>gewiesen,<br />
<strong>in</strong>wiefern das Dase<strong>in</strong> gerade durch se<strong>in</strong> Se<strong>in</strong> bei Vorhandenem<br />
immer schon aus sich herausgetreten ist. Mit<br />
anderen Worten: Das Dase<strong>in</strong> ist überhaupt nicht und nie etwas,<br />
was zunächst und zuweilen <strong>in</strong> -e<strong>in</strong>er sogenannten Innensphäre<br />
§ 16. Entdecktheit und Offenbarkeit 129<br />
SIch aufhielte. Wir können daher streng genommen auch nicht<br />
sagen, es sei aus sich heraus getreten. (Dieses »aus sich heraus«<br />
1St nun auch nicht geme<strong>in</strong>t mit Bezug auf jenes Innen, Immanenz.)<br />
Genug, das Dase<strong>in</strong> ist als Se<strong>in</strong> bei Vorhandenem selbst<br />
offenbar, d.h. se<strong>in</strong> eigenes Offense<strong>in</strong> nach dem Vorhandenen<br />
br<strong>in</strong>gt es schon mit sich, daß es, das so offene Dase<strong>in</strong>, selbst<br />
offenbar ist. Das Dase<strong>in</strong> ist von sich aus und nicht nur zuweilen,<br />
sondern wesenhaft erschlossen; es ist qua Dase<strong>in</strong> unverborgen,<br />
auch wenn e<strong>in</strong> anderes Dase<strong>in</strong> es faktisch nicht erlaßt.<br />
So elementar <strong>die</strong>se Zusammenhänge <strong>in</strong> der Wesensverfassung<br />
,des Dase<strong>in</strong>s s<strong>in</strong>d, so schwer s<strong>in</strong>d sie doch im Anfang<br />
emdeutig sichtbar zu machen, - und das hat wiederum nicht<br />
zufällig Gründe. Da wir nur erst im Anfang unserer Betrachtungen<br />
stehen, d. h. e<strong>in</strong>en noch relativ engen Horizont der<br />
Problematik haben, ist das angemessene Verständnis der <strong>in</strong> Frage<br />
stehenden Strukturen besonders erschwert. Später freilich<br />
werden Sie sich wundern, weshalb so e<strong>in</strong>fache Verhältnisse<br />
mcht gleich mit e<strong>in</strong>em Schlag gefaßt werden.<br />
Wir versuchen, durch <strong>die</strong> Erörterung e<strong>in</strong>es Beispiels nachzuhelfen.<br />
Zuvor noch e<strong>in</strong>mal <strong>die</strong> Fixierung des Problems und der<br />
These: Unverborgenheit von Vorhandenem, sagen wir, ist ihrem<br />
Wesen nach etwas, wore<strong>in</strong> sich Dase<strong>in</strong> mit Dase<strong>in</strong> teilt, mag e<strong>in</strong><br />
anderes Dase<strong>in</strong> faktisch zugegen se<strong>in</strong> und faktisch <strong>die</strong> Wahrheit<br />
sich zueignen oder nicht. Unverborgenheit des Vorhandenen ist<br />
wesenhaft e<strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>sames, solches, was zum Dase<strong>in</strong> gehört, so<br />
zwar, daß es ihm nicht als e<strong>in</strong>gezäunter E<strong>in</strong>zelbesitz gehört; sie<br />
gehört vielmehr derart zu ihm, daß sie ihrem Wesen nach gerade<br />
'weggegeben wird, d. h. sie ist nie erst Eigenbesitz und wird<br />
dann weggegeben.<br />
Wie ist das möglich, d. h. was ist <strong>die</strong>se Unverborgenheit des<br />
Vorhandenen? Entdecktheit; das Vorhandene gibt sich im Se<strong>in</strong><br />
bei ... als unverborgenes, sofern das Dase<strong>in</strong> von Hause aus<br />
entdeckend ist. Als Se<strong>in</strong> bei ... ist das Dase<strong>in</strong> Entdeckend-se<strong>in</strong>.<br />
Als das so Seiende ist das Dase<strong>in</strong> selbst <strong>in</strong> sich offenbar. Aber wie<br />
das? Da-se<strong>in</strong> besagt: mit sich br<strong>in</strong>gend allererst den Umkreis