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Einleitung in die Philosophie - gesamtausgabe

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134 Wahrheit - Dase<strong>in</strong> - Mit-se<strong>in</strong><br />

und jedes Daneben-se<strong>in</strong> ist e<strong>in</strong> entdeckendes Se<strong>in</strong> bei ... , dar<strong>in</strong><br />

das Wobei <strong>in</strong> Entdecktheit gehalten ist. Das »bei« im Se<strong>in</strong><br />

bei ... ist e<strong>in</strong> wesenhaft sich öffnendes Offenes für .... Diesen<br />

Tatbestand haben wir nun schon mehrfach vor Augen gestellt,<br />

wenngleich er nichts an Wunderbarkeit verliert. Aber wir haben<br />

bislang immer nur auf das Wobei geachtet und daß <strong>die</strong>ses <strong>in</strong> und<br />

für unser Se<strong>in</strong> bei ... offenbar ist. Wir haben jedoch etwas nicht<br />

m<strong>in</strong>der Wesentliches geflissentlich übersehen: Dieses unser<br />

Se<strong>in</strong> bei ... selbst, wir als so seiend bei ... , s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>s mit der<br />

Offenbarkeit des Vorhandenen »auch« offenbar. Auch wenn e<strong>in</strong><br />

Dase<strong>in</strong> alle<strong>in</strong>. sich bei e<strong>in</strong>em Vorhandenen aufhält, ist se<strong>in</strong> Se<strong>in</strong><br />

bei ... offenbar; und zwar auch dann, wenn das betreffende<br />

Dase<strong>in</strong> gar nicht sich selbst erlaßt und auf sich reflektiert, zurück-<br />

und umgewendet ist, auch dann, wenn es im Se<strong>in</strong> bei<br />

Vorhandenem nicht an sich denkt. Das Se<strong>in</strong> bei ... also ist offenbar<br />

vor aller Vergegenständlichung durch andere und für<br />

sich selbst.<br />

Dies ist durch <strong>die</strong> Aufweisung e<strong>in</strong>es elementaren Tatbestandes,<br />

dar<strong>in</strong> wir uns als Daseiende ständig bewegen, sichtbar zu<br />

machen, der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em solchen Grade alltäglich und selbstverständlich<br />

ist, daß er gar nicht da zu se<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>t. Nehmen wir<br />

unser Beispiel: E<strong>in</strong> Ste<strong>in</strong> ist neben e<strong>in</strong>em Ste<strong>in</strong> vorhanden, so<br />

auch Dase<strong>in</strong> bei Dase<strong>in</strong>, Se<strong>in</strong> bei ... neben Se<strong>in</strong> bei ... ; ganz<br />

und gar nicht, sondern wenn e<strong>in</strong> Dase<strong>in</strong> neben e<strong>in</strong> anderes<br />

Dase<strong>in</strong> tritt, so tritt das e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> den Raum der Offenbarkeit des<br />

anderen, genauer ihr Se<strong>in</strong> bei ... bewegt sich <strong>in</strong> demselben<br />

Umkreis von Offenbarkeit. Was ist damit geme<strong>in</strong>t?<br />

Das Se<strong>in</strong> bei Vorhandenem ist nicht etwa so etwas wie e<strong>in</strong><br />

Fühler, den das Dase<strong>in</strong> nach den D<strong>in</strong>gen ausstreckt und dann<br />

wieder e<strong>in</strong>zieht, sondern Dase<strong>in</strong> heißt Se<strong>in</strong> bei ... ; aber <strong>die</strong>ses<br />

wesenhafte Se<strong>in</strong> bei den D<strong>in</strong>gen ist nun auch wieder nicht so<br />

etwas wie e<strong>in</strong>e ständig angebrachte Röhre, <strong>in</strong> deren Innerem,<br />

d.h. e<strong>in</strong>gekapselt, sich das Subjekt zu den D<strong>in</strong>gen h<strong>in</strong>ausschleicht,<br />

und so jedes Dase<strong>in</strong> für sich, je <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Röhre,<br />

sondern <strong>die</strong>ses Se<strong>in</strong> bei ... ist-als solches offenbar; es ist nie<br />

§ lZ Die qjfenbarkeit des Dase<strong>in</strong>s qua Da-sem 135<br />

elllgeschlossen, auch nicht, wenn Dase<strong>in</strong> alle<strong>in</strong> ist bei etwas,<br />

sondern das Se<strong>in</strong> bei ... ist wesenhaft derart, daß jederzeit <strong>in</strong> es<br />

_ als offenbares - anderes Dase<strong>in</strong> treten kann. Soll das verh<strong>in</strong>dert<br />

werden, dann muß Dase<strong>in</strong> sich erst verschließen, d. h. es ist<br />

zuvor schon offen und wesenhaft offen, weil Verschlossenheit<br />

Immer nur Privation ist.<br />

Das Se<strong>in</strong> bei entdecktem Vorhandenen ist als solches nie e<strong>in</strong>geschlossen,<br />

sondern Erschlossenes; <strong>in</strong> e<strong>in</strong>s mit dem zum Vorhandenen<br />

h<strong>in</strong> offenen Se<strong>in</strong> bei ... ist <strong>die</strong>ses selbst unverborgen,<br />

und umgekehrt: nur e<strong>in</strong> als solches selbst offenbares Se<strong>in</strong> ist<br />

Sem bei ... Es ist, was es ist, nämlich Se<strong>in</strong> bei ... , als sich<br />

erschließendes; zum Wesen <strong>die</strong>ses Se<strong>in</strong>s gehört Sich-erschließen.<br />

Das Se<strong>in</strong> bei ... ist erschließend erschlossenes, und sofern<br />

das Se<strong>in</strong> bei Vorhandenem wesenhaft zum Dase<strong>in</strong> gehört, heißt<br />

das: Das Dase<strong>in</strong> ist als solches erschlossenes.<br />

Was heißt das aber? Das Dase<strong>in</strong> ist erschlossenes nicht erst auf<br />

Grund des Erfaßtse<strong>in</strong>s durch e<strong>in</strong> anderes (schon deshalb nicht,<br />

weIl Erfassen von Dase<strong>in</strong> heißt: Erfassen e<strong>in</strong>es Seienden, das<br />

von Hause aus erschlossen ist). Das Dase<strong>in</strong> erschließt sich selbst,<br />

also, wird man sagen, wenn nicht für andere, dann für sich.<br />

Dann haben wir <strong>die</strong> altbekannte Tatsache: Der Mensch hat Bewußtse<strong>in</strong><br />

von Objekten und hat dabei auch e<strong>in</strong> Bewußtse<strong>in</strong> von<br />

sIch, Selbstbewußtse<strong>in</strong>. Jedes Bewußtse<strong>in</strong> ist auch Selbstbewußtse<strong>in</strong>.<br />

E<strong>in</strong> Satz, der im deutschen Idealismus bis zum<br />

Uberdruß erörtert wurde, den auch Kant zugrundelegt und den<br />

schon Descartes kennt, lautet: cogito aliquid = cogito me cogitare<br />

aliquid. Wenn gerade der Bewußtse<strong>in</strong>sbegriff verh<strong>in</strong>dert<br />

hat, den rechten Begriff der Subjektivität zu gew<strong>in</strong>nen, dann ist<br />

alle kritische Vorsicht geboten, auch dann und gerade dann,<br />

wenn von Selbstbewußtse<strong>in</strong> gesprochen wird. Aber wir sahen:<br />

Im Se<strong>in</strong> bei ... liegt gar nicht notwendig e<strong>in</strong> Wissen um sich<br />

selbst, e<strong>in</strong>e Rückwendung auf sich; ja gerade das elementare<br />

und unverfälschte Se<strong>in</strong> bei ... geht <strong>in</strong> den D<strong>in</strong>gen auf und ist<br />

lllcht durch Reflexion beschwert. Gleichwohl müssen wir sagen:<br />

Es erschließt sich gerade dann. Sich-erschließen, das wir

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