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Einleitung in die Philosophie - gesamtausgabe

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302 Weltanschauung und Weltbegriff<br />

von den Geschicklichkeiten zu gewissen beliebigen Zwecken<br />

angesehen wird.« (B 867/8 Anm.) Vgl. dazu: <strong>E<strong>in</strong>leitung</strong> zur Logikvorlesung,<br />

Abschnitt IH.<br />

Ob <strong>die</strong>se Scheidung bezüglich der Begriffe der <strong>Philosophie</strong><br />

überhaupt gemacht werden kann und ob <strong>die</strong> Logik nur Sache<br />

des Vernunftkünstlers sei, soll hier noch nicht erörtert werden.<br />

Wir sehen nur erneut <strong>die</strong> Bedeutung des Weltbegriffs heraustreten,<br />

<strong>die</strong> im spezifisch transzendentalen der »Kritik der re<strong>in</strong>en<br />

Vernunft« vorgebildet ist, selbst aber offenbar e<strong>in</strong>e Auswirkung<br />

der existenzialen Bedeutung von mundus, monde darstellt.<br />

Diese existenzielle Bedeutung des Wortes »Welt« ist geme<strong>in</strong>t<br />

<strong>in</strong> unserem Ausdruck »Weltanschauung«, wenngleich sich auch<br />

<strong>die</strong> kosmologische Bedeutung mit e<strong>in</strong>drängt, und zwar nicht<br />

zufällig, sondern deshalb, weil auch <strong>die</strong> Natur und Welt vom<br />

existenzialen Begriff umfaßt wird. Denn <strong>die</strong>ser ist nicht der<br />

engere, sondern der weitere, viel ursprünglichere. Doch wir<br />

wollen das Wesen der Weltanschauung nicht dadurch bestimmen,<br />

daß wir <strong>die</strong> Bedeutungsgeschichte des Ausdrucks »Welt«<br />

verfolgen, sondern <strong>die</strong>se sollte uns nur e<strong>in</strong>e konkrete H<strong>in</strong>weisung<br />

darauf geben, daß der Weltbegriff selbst problematisch<br />

ist. Es gilt jetzt, das zentrale Problem zu gew<strong>in</strong>nen und<br />

damit den Boden für e<strong>in</strong>e Wesensklärung von Weltanschauung<br />

überhaupt.<br />

Der jetzt herausgetretene problematische Charakter des<br />

Weltbegriffs läßt sich durch folgende Punkte festhalten:<br />

1. Der Weltbegriff ist überhaupt problematisch, sofern er<br />

zwischen zwei Bedeutungen h<strong>in</strong> und her schwankt, <strong>die</strong> andererseits<br />

nicht völlig beziehungslos s<strong>in</strong>d.<br />

2. Dieses Schwanken hat, näher besehen, dar<strong>in</strong> se<strong>in</strong>en<br />

Grund, daß ungeklärt ist, wie das, was da unter Welt verstanden<br />

wird, sich zum Dase<strong>in</strong> verhält.<br />

3. E<strong>in</strong>mal ist Welt <strong>die</strong> Bestimmung des Ganzen des Seienden<br />

und <strong>in</strong> <strong>die</strong>ser H<strong>in</strong>sicht zwar auch auf den Menschen, aber nicht<br />

<strong>in</strong> besonderer Weise auf das Dase<strong>in</strong> bezogen; jedes Seiende gehört<br />

zur Welt, Tiere, Pflanzen, Ste<strong>in</strong>e.<br />

§ J4. Kants Weltbegriff 303<br />

4. Gleichwohl ist <strong>die</strong>se Welt <strong>in</strong>sofern <strong>in</strong> betontem S<strong>in</strong>ne auf<br />

Dase<strong>in</strong> bezogen, als sie e<strong>in</strong>e Idee se<strong>in</strong> soll, von der gesagt wird,<br />

sie entspr<strong>in</strong>ge der Natur der menschlichen Vernunft.<br />

5. Über<strong>die</strong>s aber verschärft sich <strong>die</strong> Frage nach der besonderen<br />

Beziehung von Welt und Dase<strong>in</strong> nicht nur im H<strong>in</strong>blick auf<br />

den Ursprung des Weltbegriffes aus der menschlichen Natur,<br />

sondern <strong>in</strong> Rücksicht darauf, daß nun doch gerade das Menschse<strong>in</strong><br />

und se<strong>in</strong> Spiel und Treiben als Welt gefaßt wird.<br />

Es wäre freilich e<strong>in</strong> verfehlter Weg und nur e<strong>in</strong> Ausweg,<br />

wenn wir <strong>die</strong>se Schwierigkeiten dadurch beseitigen wollten,<br />

daß wir zwischen den verschiedenen Bedeutungen von Welt<br />

und den verschiedenen Beziehungen von Welt und Dase<strong>in</strong> dialektisch<br />

vermitteln wollten. Denn dadurch bleibt <strong>die</strong> Unklarheit<br />

über <strong>die</strong>se Bezüge doch bestehen, und solche Dialektik ist<br />

Immer nur - wenn es hoch kommt - e<strong>in</strong> <strong>in</strong> System br<strong>in</strong>gen der<br />

Gngeklärtheiten, d.h. e<strong>in</strong> gewaltsames Beseitigen der Probleme<br />

mIt dem Ansche<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er umformenden und straffen begriffhchen<br />

Bewältigung. Vielmehr müssen wir der Schwierigkeit,<br />

dIe sich im Weltbegriff auftut, <strong>in</strong>s Gesicht sehen und sie ganz<br />

unbeschönigt und unabgeschwächt uns vorhalten, <strong>in</strong>dem wir sie<br />

auf <strong>die</strong> nackte Frage br<strong>in</strong>gen: Welches ist denn überhaupt das<br />

Verhältnis von Dase<strong>in</strong> und Welt?<br />

Es liegt, wie sich zeigen soll, im Wesen der Sache, der wir<br />

nachfragen, daß das Problem des Weltbegriffes überhaupt<br />

nicht ohne <strong>die</strong> Frage nach dem Dase<strong>in</strong>sbezug zu erörtern ist.<br />

MIt der Frage nach dem Wesen der Welt rühren wir an e<strong>in</strong><br />

Phänomen, das besonders vielschichtig ist. Vor allem aber s<strong>in</strong>d<br />

fur das Verständnis des Problems wesentliche Voraussetzungen<br />

gefordert, und zwar nicht so sehr solche der technischen Beherrschung<br />

der Methode der Interpretation, sondern spezifisch<br />

menschliche Voraussetzungen im S<strong>in</strong>ne des H<strong>in</strong>e<strong>in</strong>blickenkönnpns<br />

<strong>in</strong> das Dase<strong>in</strong>, und je schärfer der Antrieb des E<strong>in</strong>leitens<br />

der <strong>Philosophie</strong> nun wird, je mehr er zunimmt, umso dr<strong>in</strong>ghcher<br />

wird es, <strong>die</strong>se Voraussetzungen zu wecken. Daher kommt<br />

es <strong>in</strong> folgender Erörterung für Sie nicht darauf an, daß Sie das

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